Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2013
Verschiedenes Filme

 

The Master

Der neue Film von Paul Thomas Anderson („Boogie Nights“, „Magnolia“, „There will be Blood“) machte im Vorfeld Schlagzeilen, vermutete man doch, dass es sich dabei um eine verkappte Darstellung der Anfänge der Scientology-Bewegung und ihres Begründers L.Ron Hubbard handele. Tatsächlich sind die Ähnlichkeiten der Bewegung namens „The Cause“ und ihrer Anführers Lancaster Dodd (Philipp Seymour Hoffman) mit der berühmt-berüchtigten Sekte, deren populärstes Mit-glied der Anderson-Freund Tom Cruise ist, nicht zu übersehen, aber offensichtlich ging es Anderson in seinem sechsten Spielfilm nicht darum, Scientology bloßzustellen. Er beschwört die Atmosphäre spiritueller Sehnsucht in den USA kurz nach dem auch für die Amerikaner verlustreichen Zweiten Weltkrieg, in dem viele Wunden geschlagen wurden, die noch nicht verheilt sind. Freddie(Joaquin Phoenix) ist ein entwurzelter Kriegsveteran, trunksüchtig, aggressiv, haltlos. Nach einer zufälligen Begegnung wird ausgerechnet er die rechte Hand des scheinbar in sich selbst ruhenden Meisters, der angeblich dem Ge-heimnis auf die Spur gekommen ist, wie man menschliche Empfindungen ergründen und positive Energie daraus schöpfen kann. Das Dumme ist nur, dass diese Methode bei Freddie, der immer wieder ausrastet, nicht verfängt. Freddie wird zum Stachel im Fleisch von Lancaster Dodd und seiner jungen ehrgeizigen Frau Peggy (Amy Adams). Die beiden Hauptdarsteller segeln auf Oskar-Kurs in diesem breit angelegten Epos, bei dem man, wie eigentlich immer bei Anderson nicht so recht, weiß, worauf es hinaus läuft. Großartig sind die Bilder, in denen Anderson viel vom Zeitkolorit einfängt. Gedreht hat er seinen Film im aufwendigen 65mm-Format, das seit Branaghs „Hamlet“(1996) nicht mehr zum Einsatz gekommen ist. Mit gleich drei Auszeichnungen war der Anderson-Film der Gewinner bei den letztjährigen Filmfestspielen von Venedig.
Kinostart: 21.2.