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Archiv: 08.2011
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Der Meister und Margarita

Theater in der Orgelfabrik

Neun Schauspieler und vier Statisten in mehr als 17 Rollen, schnelle Wechsel der Bilder und Schauplätze, die die denkmalgeschützte Durlacher Halle stil- und stimmungsvoll als Mitspielerin ins Licht setzen. Das Theater in der Orgelfabrik konzentriert sich in diesem Sommer auf eine große Produktion, die von Michail Bulgakows fulminantem Roman „Der Meister und Margarita“ angeregt ist.
„Das Buch ist wie für uns gemacht“ sagt Gaby Michel über den Stoff voll zauberhafter Magie, an dem der russische Schriftsteller von 1928 bis kurz vor seinem Tod 1940 schrieb, und der erst 1966 veröffentlicht werden konnte. Als Kritik am stalinistischen Bürokratismus wurde der vielschichtig schillernde Roman ebenso verstanden, wie er auf Goethes Faust bezogen wurde. Er war das Lieblingsbuch von Gabriel Garcia Marquez, und Mick Jagger inspirierte die Lektüre zum Song „Sympathy for the Devil“.
Gaby Michel und Franco Rosa, die das Theater in der Orgelfabrik gemeinsam leiten und den Roman „in seiner ganzen ausufernden Fantasie und Verschrobenheit“ für die Bühne bearbeitet haben, rücken die Frage „Was ist Wirklichkeit´“ in den Vordergrund. Gezeigt wird wie Satan mit exzentrischen Teufelinnen im Gefolge auf die Erde kommt und Chaos stiftet. Das scheint zunächst sehr spaßig und wirkt wie eine groteske Schelmerei. Doch das Treiben entwickelt sich zu unheimlicher, dämonischer Bedrohlichkeit. Ob all das Bizarre und Skurrile, in dem der Teufel sich als Professor für Schwarze Magie vorstellt, Pontius Pilatus eine Rolle spielt, Margarita, die Geliebte des Meisters, sich hexengleich in die Lüfte hebt und eine singende Finanzbehörde auftritt, sich doch nur im Kopf eines Irrenhäuslers abspielt, bleibt offen. „Die Realität wird immer wieder gebrochen“, sagt Michel über das unter anderem mit farbstarken Kostümen und speziell gefertigten venezianischen Masken ausgestattete Stück, das von der anrührenden Liebesgeschichte bis zur hinreißenden Komik viele Facetten hat.
1987 gegründet, präsentiert das Theater in der Orgelfabrik seither Jahr für Jahr im Sommer mindestens eine Uraufführung. Immer leben die Stücke auch von den Ideen der Schauspielerinnen und Schauspieler. Diese Arbeitsweise, bei der alle an der Produktion Beteiligten ihre Vorstellungen einbringen, interessiert auch den Berliner Filmemacher Henning Stirner am Theater in der Orgelfabrik. Er begleitet den Entstehungsprozess und die Aufführungen von „Der Meister und Margarita“ von der ersten Probe bis zum Abbau der Bühne im Oktober. Damit thematisiert er zugleich die Vergänglichkeit der Theaterarbeit, die jeden Abend neu entsteht, von der aber nach der letzten Aufführung nur Erinnerung bleibt. afr > Uraufführung am 18.8., weitere Vorstellungen am 19., 20., 26. und 27.8. sowie im September und Oktober. Theater in der Orgelfabrik, Amthausstr. 19, Karten unter Telefon 0721/401443 sowie unter orgelfabrik@t-online.de.

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