Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2011
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Das Fest 2011

Immer was Neues

16. - 24. Juli 2011
Günther-Klotz-Anlage



Ob wirklich für jeden was dabei ist, mag dem Geschmack des kritischen Individuums überlassen sein, aber das Programm für das Fest in der Karlsruher Günter-Klotz-Anlage muss sich in diesem Jahr jedenfalls eine Kritik nicht gefallen lassen: Dass es aktuelle angesagten kurzfristigen Hypes hinterher renne. 30 Jahre aktiv beispielsweise sind die intellektuellen US-Punker von Bad Religion, die am Freitagabend den Abschluss auf der Hauptbühne bilden und mit Sicherheit das haben, was das Fest in den vergangen Jahren nicht immer vermitteln konnte: generationenübergreifende Zugkraft. „Ich glaube, dass Bad Religion ein Publikum zu uns holt, das auch vor 15 Jahren lautstark dabei war“, gibt sich Fest GmbH Geschäftsführer Martin Wacker optimistisch.


Am Samstag liefern die wieder vereinten Skunk Anansie solides Crossover Handwerk. Wir sind Helden (Sonntag) haben sich mittlerweile als Institution etabliert und mit Clueso – Sänger, Songwriter, Rapper und Produzent - haben die Festmacher als Abschluss ein passendes Kontrastprogramm gesetzt. Die regionale Szene kann sich beispielsweise über Qualitäts-Acts wie die Schwermetaller Sons Of Sounds (Hauptbühne), Liedermacher mit Tiefgang wie Jan Wittmer (Hauptbühne) und melodiöse Poprocker mit wie Was wäre wenn´ (Zeltbühne) präsentieren. „Es wird immer auf die Hauptbühne geschaut. Aber wir geben auch rund 100 sozialen Initiativen die Möglichkeit, sich einem großen Publikum zu präsentieren, die sonst in der Ecke stehen. Dann haben wir beispielsweise auf der Cafébühne Jugendorchester der Partnerstädte, die gemeinsam auftreten....“ sagt Wacker.


Mit dem im vergangenen Jahr Freitags und Samstags eingeführten Bezahlbereich für Musik- und Kleinkunstbühne habe man die Überfüllungsproblematik in den Griff bekommen:„Wir haben das Fest wieder so gemacht, dass die Leute sich wohlfühlen und keine Angst haben.“ Im Bereich „Besucherverwaltung“ wurden einige Feinjustierungen vorgenommen:„Es gibt keine Drehkreuze mehr. Die Drehkreuze waren als Zählmöglichkeit für den im vergangen Jahr noch eintrittsfreien Sonntag gedacht“. Die wichtigste Änderung für Wacker aber ist die kulinarische Logistik: Bonheftchen wird es nicht mehr geben. Auch die Verpflegung sollte also in diesem Jahr schneller gehen.


Wacker räumt ein, dass seine größte Befürchtung bei der Einführung des abgetrennten Musik- und Kleinkunstbühnenbereichs ein Atmosphäreverlust gewesen sei, nach dem Motto: Hier die Musikfans, da die Familien.
„Wir hatten ja im letzten Jahr einen Heißluftballon am Himmel. Von dort wurden permanent die Menschenströme angeschaut. Und wir hatten einen unglaublichen Durchlass zwischen Musik- und Familienbereich.“ Der Eintrittspreis sei dabei mit fünf Euro richtig kalkuliert gewesen. „Wenn es 10 oder 20 Euro wären, dann hättest Du das nicht. Dann hättest Du eine Elitegesellschaft auf dem Hügel....“ Eine der Neuerungen, die gut ankamen war die Videowand im Bereich des Festcafés. In diesem Jahr wird es zusätzlich neben der Kleinkunstbühne eine weitere Grossbildleinwand geben.
Bei allen Verbesserungen: Das Fest ist nach wie vor ein Zuschussunternehmen. Im vergangen Jahr wies die Bilanz ein Defizit von 285 000 Euro aus. Um das Loch in der Festkasse zu stopfen, dürfen die Organisatoren auf das bis 2012 bereit gestellte „Schlechtwettergeld“ zurückgreifen. „Drei Tage ideales Open Air Wetter, Super Sponsoren-Unterstützung plus ausverkaufte Fläche“, das sei die Erfolgsformel, mit der man das Fest zum finanziellen Selbstläufer machen könne. Wacker hält das durchaus für machbar. „Das ist der Ehrgeiz, der uns umtreibt“.

Stellschraube Nummer eins seien die Sponsorengelder, und die flössen in diesem Jahr üppig wie nie zuvor. Waren es bislang rund 200.000 Euro, so konnte die Fest GmbH Stand Anfang Juni bereits rund 280.000 Euro einsammeln. Wacker ist optimistisch, im kommenden Jahr 350.000 bis 400.000 Euro locker machen zu können. Von Stellschraube Nummer zwei, den Einnahmen durch den Fünf-Euro-Obulus blieben zwar letztlich auch nur zwei Euro nach Abzug aller Unkosten hängen, aber die Erweiterung um einen Tag schlage auch zu Buche. Die Stellschraube Nummer drei, den Getränkeumsatz, habe man leider nicht selbst im Griff:„Da ist halt unser Hauptsponsor der Wettergott.“ Ein Tag Regen erzeuge einen Einnahmeausfall von rund 200.000 Euro. „Wenn ein Faktor kippt, geht die Rechnung nicht auf“.
Eins möchte Martin Wacker allen jetzt schon wild entschlossenen Fest Fans noch unbedingt mitgeben: „Bitte die Tickets im Vorverkauf erwerben!“





Das Fest in Zahlen
Zehn Organisations- und Bereichsleiter haben 14 Tage Zeit, die Klotz Anlage in eine Festivallandschaft zu verwandeln, 40 Helfer, Lieferanten und Sponsoren unterstützen sie dabei. Schwere Lasten transportieren sie mit 15 Radladern und Geländestaplern. Strom und Wasser sind essenziell: 15 Kilometer Stromkabel und 5 Kilometer Wasserleitungen werden verlegt. Drei Kilometer Lichtschläuche und 500 Strahler beleuchten Plätze und Wege bei Dunkelheit. Während des Festes wird der Stromverbrauch permanent digital überwacht, bei Stromausfall springt ein Notstromaggregat ein.
Die Hauptbühne, in der 230 laufende Meter Traversen für Ton, Licht und Videotechnik verbaut sind, wird mit fünf Sattelzügen transportiert und wiegt 40 Tonnen, ans Dach der Bühne können 20 Tonnen Licht – und Tontechnik aufgehängt werden.
Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt, dabei soll aber der spezielle Charme des Festes nicht verloren gehen: 400 Sicherheitsmitarbeiter erhalten ein spezielles Kommunikation- und Verhaltenstraining. Die Sicherheitskräfte leisten 20.000 Arbeitsstunden während des Fest-Wochenendes. Alle Einlass-Stationen sind mit einem Zentralrechner verbunden, damit die Sicherheitszentrale des Festes das Besucheraufkommen jederzeit verfolgen kann.
Nicht zu vernachlässigen ist auch der Durst der Besucher, von Anfang an: so müssen Rund 8.500 Getränkekisten, 400 Bierfässer und vier Bier-Tankwagen als Erstbestand über das Festwochenende an den einzelnen Getränkeständen verteilt werden.

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