Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2011
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Robert Besta

Ungewöhnliche Projekte verbinden unterschiedliche Künste

Seit fünf Jahren bereichert er mit seinem markanten Gesicht und seiner unverwechselbaren, hellen Stimme das Karlsruher Schauspielensemble. Auch in der näheren Zukunft wird der gerne in ambivalenten Rollen eingesetzte Robert Besta, der ebenso die Abgründe der modernen amerikanischen Familiendramen wie die antiken Tragödien liebt, auf der Bühne des Staatstheaters zu erleben sein. Denn er gehört zu dem Drittel des Ensembles, das auch nach dem Wechsel der Theaterleitung zum Spielzeitende in Karlsruhe bleiben wird. Gespannt freut sich Besta auf einen neuen Wind, neue Regisseure und eine andere Ästhetik, vor allem aber erhofft sich der 1978 im polnischen Oberschlesien geborene Schauspieler, dass das Karlsruher Schauspiel in Zukunft überregional stärker wahrgenommen wird: „Denn das Haus hat ein großes Potential.“

Die Schauspielerei, zu der er über Umwege gekommen war, wurde für Besta im Verlaufe der Zeit immer mehr zum Traumberuf. „Gerade durch die anderen Dinge, die ich gemacht habe, habe ich gemerkt, was ich wirklich will.“ Das Spielen, das sich für ihn mit jedem Jahr anders anfühlt und durch die Erfahrung immer reicher wird, sei eine Welt für sich, die er nicht missen möchte. Sein Wunsch sei es jedoch immer schon gewesen, Schauspiel, Musik und Bild möglichst eng miteinander zu verbinden, eine Aufgabe, der er sich auch als Regisseur widmet, und ein Potential, das er besonders im Medium Film angelegt sieht. Aktuell arbeitet er als Leiter des Jugendclubs am Badischen Staatstheater an einem Filmprojekt zu den Themen Theatersterben und Gameshow. Gemeinsam mit dem Kameramann Daniel Freytag entwickelt er parallel einen Dokumentarfilm über ältere Theaterschauspieler, darunter den 97-jährigen Kurt Müller-Graf: „Aus den Reflektionen der erfahrenen Schauspieler ergibt sich ein Bild des Theaters als Spiegel der Gesellschaft.“

Im Sinne der Grenzüberschreitung zwischen und der Verbindung verschiedener Kunstsparten gründete Besta vor knapp zwei Jahren mit dem mittlerweile in Essen engagierten Kollegen Tom Gerber die Gruppe Arts in Dialog (www.arts-in-dialog.com), die nicht nur Inszenierungen wie das preisgekrönte Solostück „Pounding Nails in the Floor with my Forehead“ und außergewöhnliche Theaterprojekte wie das mehrtägige Kurt-Schwitters-Projekt im Dammerstock-Bunker oder Filme auf den Weg bringt, sondern auch zwei Veranstaltungsreihen ins Leben rief.

Zum einen die monatlich stets kurzfristig anberaumte Mini-AID an Orten, an denen normalerweise gewohnt oder gearbeitet wird. In einer Bäckerei, einer früheren Fleischerei oder einem Getränkehandel gab es bisher kleine Programme, in denen etwa Musik, Performance und Lesung aufeinander trafen: „Wir sind da sehr offen für alle möglichen Ideen“. Wer etwas zu einer Mini-AID beitragen möchte, ist von Besta und Gerber eingeladen. Für jede Ausgabe entsteht ein kleiner Trailer, der als Mosaikstein eines allmählich entstehenden kleinen „Stadtarchivs“ origineller Orte, Menschen und Künstler Karlsruhes dienen soll.

Nach Vorbild der antiken Festspiele zu Ehren des Gottes der Ekstase, des Rausches und der Verwandlung finden die zweijährlichen Dionysien statt, die im April ihre zweite Auflage erleben. In einer ehemaligen Kantine wird ein 36-stündiges Spektakel über die Bühne gehen, bei dem die Künste miteinander in Tanzen kommen sollen. Hatten die ersten Dionysien noch einen klaren Programmcharakter, so präsentieren sie sich diesmal in Form einer „interaktiven Party“, bei der Theater, Musik, Bildende Kunst und Film fließend ineinander übergehen. Tom Gerber bringt seine Inszenierung von Tim Etchells Fragenkatalog „Quizoola!“ als theatralische Ermunterung, sich mit Lust den Dunkelzonen unseres Verhaltens zu nähern, ein, Helmut Bieler-Wendt entwickelt mit Mitstreitern eine 36-stündige Konzeptimprovisation, die Bildhauerin Renate Koch betreut den Bereich der Bildenden Künste, und Besta selbst widmet sich dem Aspekt Film.

Während die Besucher zu den Öffnungszeiten jederzeit kommen, gehen und wiederkommen können, gestalten sich die viel Raum für Improvisation bietenden Dionysien für die Mitwirkenden als Langzeitexperiment, in dem bewusst Zustände gesucht werden, die über ihre normalen Grenzen gehen. Da ist es nur sinnvoll und hilfreich, dass als Eintritt etwas Essbares für die KünstlerInnen erhoben wird, was vor Ort direkt verkocht werden kann.

> Dionysien MMXI, 8. bis 10.4., Karlsruhe, ehemalige Kantine des Liegenschaftsamtes in der Brauerstraße, Ecke Gartenstraße, Fr. 8.4., 20 Uhr bis So. 10.4., 15 Uhr, geschlossen jeweils Sa und So von 5 bis 11 Uhr.