Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 10.2010
Musik Rund um Musik

 

Musikantebuckl

Wohnzimmer für Folkfans Flammkuchen-Liebhaber

Eins vorweg: Auch wenn es keine Live-Musik gibt, lohnt sich der Weg nach Oberotterbach, denn hier gibt es köstliche Flammkuchen in herzlicher. gemütlicher Atmosphäre - einfach herrlich.


Bleizi Ruiz aus der Bretagne haben dort gespielt, The Wilders aus den USA, Werner Lämmerhirt, Adaro, Peter Finger aus Deutschland. 60 Gäste konnten zuhören, mehr passen nicht rein, die Künstler bekommen keine fürstlichen Gagen, und doch stehen sie Schlange, weil sei hier spielen wollen. Gibt’s nicht´ Gibt’s doch: der Musikantebuckl in Oberotterbach in der Pfalz– zwischen Bad Bergzabern und dem französischen Weißenburg gelegen, ist seit 20 Jahren ein El Dorado für Folk-Freaks und Freunde artverwandter Musik.


Viele kommen auf Empfehlung von Musikerkollegen, und „früher haben die Musiker auch privat bei uns übernachtet“, erzählt Alfons Getto. Er und seine Frau Gerry Marz sind schuld daran, dass dieser Laden mit Wohnzimmeratmosphäre heute das ist, was er ist.
„Das ist meine Berufung“ sagt Getto, dessen Brot-Beruf Finanzbeamter ist. Mit seiner Frau teilt er sich das Booking für den Musikantebuckl, und das ist gut so, denn der Musikgeschmack der beiden ist nicht ganz deckungsgleich. Während er den keltischen Tönen huldigt, geht ihre Vorliebe eher in Richtung Blues, Bluegrass und Tango. Wer auftritt, entscheiden die beiden allein, dafür können sie dann allerdings auch keine Subventionen erwarten. Dazu nämlich sei eine Vereinsgründung nötig, und damit hätten automatisch zu viele Köche ein Recht, den Brei zu rühren, hat sich Getto entschieden.
Er hatte das Lokal als Gast kennen gelernt. Der damalige „singende Wirt“ hatte ihn gefragt, ob er Interesse hätte, weiterzumachen. Er, der sich in seiner Jugend schon für Gruppen wie Zupfgeigenhansel oder Ougenweide hatte begeistern können, hatte Interesse.
Die erste Gruppe auf der Bühne im Jahr 1990 war das Trio Bagatelli und ihr damaliges Programm hieß “Ein Traum wird wahr“. Langsam sprach sich die Geschichte von diesem heimeligen Keller mit dem Geruch von Holz, Pfälzer Rotwein, Flammkuchen und an den Wänden aufgehängte Instrumenten herum. Eine Zeitlang hatten sie mit dem Problem zu kämpfen, dass die Besucher wegblieben – in der Meinung: es ist eh’ ausverkauft. Abhilfe schaffte ein Reservierungssystem – und so lohnt sich für manche Stammgäste auch eine weite Anfahrt. Aber eng bleibt es immer noch: Getto erinnert sich: „Die Tanahill Weavers haben mal bei einem Konzert mit einem Dudelsack die Flaschen und Gläser von einem Tisch gefegt“.
Eigentlich, meint Alfons Getto nach längerem Überlegen, hätten sie ihr Konzept nie geändert (bis auf die Einführung von Kabarettabenden) um ihr Publikum zu halten. Das allerdings werde älter, räumt er ein. Geblieben ist der familiäre Umgang mit den Künstlern. Auch wenn die heute im Hotel übernachten. „Ich mach’ dann oft am Tag danach noch Programm für sie: Eine Stadtführung in Weißenburg zum Beispiel“. Geblieben sind auch Alfons Gettos legendäre Ansagen, die oft lang, ausschweifend, abschweifend und manchmal auch sehr zielgerichtet sind: „Ich hab’ mei Liegblingsgäschd, wo ich gut kenn’, unn do verzähl ich hald dann e G’schichd iwwer die“. -tz



> Musikantebuckl Oberotterbach, Herrengasse 5, Oberotterbach, Tel.: 06342 / 240.

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