Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 06.2010
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Das neue Tollhaus

In höhere Dimension

Es war zu eng geworden, immer häufiger war auch „ausverkauft“ zu lesen, und manchmal sei gar schon das Gerücht kursiert „im Tollhaus ist ja immer ausverkauft“ - sehr zum Leidwesen von Geschäftsführerin Britta Velhagen. Tatsächlich waren die durchschnittlichen Besucherzahlen des soziokulturellen Zentrums, der nach dem Badischen Staatstheater zweitgrößten Karlsruher Kultureinrichtung seit dem Einzug in die Spielstätte auf dem Schlachthofgelände 1992 kontinuierlich, aber stetig gestiegen.

Ab 2003 „gab es einen deutlichen Sprung nach oben“, resümiert Velhagens Geschäftsführerkollege Bernd Belschner: „Ab da hatten wir 80- bis 90 000 Besucher im Jahr“. Spätestens 2006 seien die Überlegungen konkret auf eine zweite Spielstätte ausgerichtet worden. Nicht nur wegen der hohen Zuschauerauslastung. „Gerade auch bei dem Genres Neuer Zirkus oder Tanztheater, die für uns sehr wichtig sind, mussten wir im schlimmsten Fall den halben Saal mit Bühne zustellen“.
2007 befürwortete der Gemeinderat Umbau und Erweiterung einstimmig. Wichtig für die positive Entscheidung sei gewesen, so Velhagen, dass „wir uns entschieden, innerhalb unseres Geländes zu bleiben, und in Kauf nahmen, die bisherige Form des Zeltivals zu verändern“.

Fast die komplette südliche Längsseite des neuen Saals lässt sich nach außen öffnen und schafft somit Ersatz für die bisherige Zeltivalbühne. Ab November 2007 wurde gebaut – bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Spielbetriebs. Als sich herausstellte, dass der Umbau eine Dreiviertelmillion mehr kosten würde, als ursprünglich geplant, wurde Ende 2008 der Bau zunächst gestoppt. Nachdem der zusätzliche Finanzierungsbedarf vom Gemeinderat mit einer Stimme Mehrheit bewilligt worden war und das Konjunkturprogramm II zu Hilfe kam, konnte am 11. Mai 2009 das Fundament für den neuen, großen Saal gelegt werden. Bis zum 19. Juni wird er fertig sein, dann wird die neue Spielstätte eröffnet, die inklusive Einrichtung und Bühnentechnik rund 5 Millionen Euro kostet.
Das Tollhaus sucht übrigens weiterhin Spender für die Finanzierung von Stühlen und Bühnentechnik.

750 Sitzplätze wird der Raum haben, es gibt eine Tribüne, unbestuhlt ist Platz für 1.300 Besucher. Das entspricht knapp den Kapazitäten des bisherigen Zeltival-Zeltes. „Wir haben viel in die Akustik investiert, man sieht von allen Plätzen gut. Zudem können gleichzeitig Spiel- und Probenbetrieb stattfinden“. Die beiden Foyers bieten weitere Möglichkeiten für kleinere Veranstaltungen.

Auf die Debatte, ob die höhere Zuschauerkapazität nun nicht zwangsläufig aus kommerziellem Kalkül zu Abstrichen an der Qualität führen müsse, wollen sich Velhagen und Belschner gar nicht einlassen. „Das würde keinen Sinn ergeben“, sagt Britta Velhagen. „Wir sind doch genau damit so weit gekommen. Die Menschen kommen doch, weil sie hier hohe Qualität erwarten können. Das ist unser Kapital, darauf werden wir immer setzen.“
Was ihre eigenen Perspektiven betrifft, sind die Tollhäusler ohne Anstriche optimistisch. Mit dem Tollhaus (und auch dem Substage) gehen in Kürze zwei hochwertige Kultureinrichtungen in Betrieb, nun sei die Stadt am Zuge, die Entwicklung der umgebenden Industriebranche zum Kreativpark wirklich voranzutreiben.

> NEUSTART - Das Tollhaus feiert die Eröffnung seiner neuen Spielstätte in allen Räumen, Sa., 19.6., 20 Uhr, mit Wolfgang Niedecken, Musikern von BAP, Ganes, Stoppok, Viviane de Farias, Äl Jawala und vielen anderen


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