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Archiv: 04.2010
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Schrill im April 2010

Schwul- lesbisches Kulturfestival

April 2010

Sie haben viel erreicht. Rausgehen aus der Nische der schwul-lesbischen Szene, um als Homosexuelle mehr Präsenz in der Öffentlichkeit zu zeigen war die Devise einiger schwuler Studenten, die vor zwei Jahrzehnten die erste schwule Kulturwoche in Karlsruhe organisierten.

Die Kultur wurde zur Brücke für ein toleranteres, offeneres Miteinander. Schon bald fand das Festival sein Publikum über studentische und schwul-lesbische Kreise hinaus und trug zu mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz homosexueller Menschen in der Stadt bei. Drei Jahre nach der Premiere von „Schrill im April“ kamen lesbische Frauen dazu, und im Laufe der Jahre etablierte sich auch in Karlsruhe, was in größeren Städten längst gang und gäbe war, schwul-lesbische Kultur wurde zu einem selbstverständlichen Beitrag im Kulturprogramm. Vom 17.4. bis zum 1. Mai feiert das Festival sein 20-Jähriges und zwar „kein bisschen leise“.


„1990 wäre es nicht denkbar gewesen, dass das Thema Homosexualität in der Öffentlichkeit relativ wertungsfrei diskutiert wird“, erinnert sich Martin Knapp, der Vorsitzende des Vereins „Schrill im April“. Er ist seit der zweiten Festivalausgabe als Gast und seit der dritten als Mitorganisator dabei und sagt, „damals hätte man sich nicht vorstellen können, dass Homosexualität kein Hinderungsgrund mehr für eine öffentliche Karriere ist“.


Im 20. Festivaljahr ist das für „Schrill im April“ obligate Chorkonzert der „Schrillmänner“ und der „Weibrations“ zugleich ein Programmpunkt der Großen Landesausstellung „Musikkultur in Baden-Württemberg“ im Badischen Landesmuseum (23.4., 20 Uhr, Gartensaal des Karlsruher Schlosses). Und Schirmherr ist im Festjahr kein Geringerer als der Oberbürgermeister: Heinz Fenrich lobt „Schrill im April“ in seinem Grußwort als „eines der bekanntesten und traditionsreichsten Kulturfestivals in der Region“. Kurze Zeit nach Anfrage und Zusage seiner Schirmherrschaft sorgte Fenrich für Unmut, weil er es ablehnte, im Gemeinderat über einen Antrag zur Gleichstellung der Eintragung von Lebenspartnerschaften mit der Eheschließung abstimmen zu lassen. Der Antrag sah vor, Lebenspartnerschaften ebenfalls im Standesamt (statt im Amt für Bürgerservice) und in den Trausälen im Haus Solms zu schließen.

Organisiert von der „Schwulen Bewegung“, der „queerbeet“-Hochschulgruppe und von „Rosarauschen“, dem schwulen Radiomagazin im Querfunk, werden diese Forderungen nun bei einer Demonstration laut (24.4., 14 Uhr, ab Ökumeneplatz), die am Abend in der 180° Party von „Schrill im April“ mündet (Einlass 20 Uhr - Konzert mit „But Not Grey“ -, Altes Stadion, KIT (ehem Uni, Paulckeplatz), Disco ab 23 Uhr). „Schrill im April“ unterstütze die Forderungen, so Martin Knapp, der betont, dass die Kritik an der derzeitigen Karlsruher Praxis nicht zuletzt die Gesetzgebung der Bundesregierung und die Regelung der Stuttgarter Landesregierung trifft. „Wir würden gerne als Vermittler mit unserem Schirmherrn ins Gespräch kommen“, sagt der „Schrill im April“-Vereinsvorsitzende.
Trotz des Erreichten müsse noch immer vieles eingeklagt werden, etwa im Steuer- und Beamtenrecht, „und deshalb ist es wichtig, dass wir die Fahne für die Gleichbehandlung aller Menschen hochhalten“, betont Knapp.


Stolz ist der Verein darauf, auch das Programm zum 20. aus der eigenen Kasse und ohne städtische Zuschüsse auf die Bühnen stellen zu können. Einnahmen aus den übers Jahr stattfindenden Kultur- und Diskoveranstaltungen, gut wirtschaftende Kassenwarte, viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit und die Unterstützung der Kooperationspartner machen es möglich.


Zu den Höhepunkten zählen die Eröffnungsgala am 17.4. mit Holger Edmaier, „jUSi“, Stephan Masur sowie Kordula Völker und die Abschlussgala mit Katharina Herb, Ted Louis, Caspar und Bianca, Fabian Schläper und Iris Kuhn sowie Michael Krebs am 1.5. (jeweils Jubez, Am Kronenplatz, 20 Uhr). Dazwischen gibt es Vergnügliches wie „Fräulein Cäsars Musikstunde“ von und mit der Kabarettistin Alexandra Gauger (22.4., 20 Uhr, Jubez) und Bedenkenswertes wie einen Vortrag über „Queere Stadtgeschichte Karlsruhe“ von der Historikerin Ilona Scheidle (Jubez, 19.30 Uhr) und einen Info- und Diskussionsabend zur Frage „Was macht man als Schwuler über 30´“ über Homosexualität im Alter mit der Aids-Hilfe und dem Psychologen Ulli Biechele von der Psychologischen Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar (Prinz-S, Zähringer Str. 15, 19.30 Uhr).

Eine Gedenkveranstaltung für den couragierten Karlsruher Autor Hartwig Schröder („Mein Prinz, der Callboy“), der im Januar tödlich verunglückte, findet am 27.4. statt (Kaffeehaus Schmidt, Kaiserallee 69, 19 Uhr). Besonders am Herzen liegt Martin Knapp auch der „Schrill im April“-Queer-Gottesienst (18.4., 18 Uhr, Altkatholische Kirche, Rötgenstr./Ökumeneplatz). afr

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