Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2010
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

Europäische Kulturtage

Budapest und Pécs - Zwischen den Zeiten und Welten

Mit großen Namen lockt die Literaturreihe zu den Europäischen Kulturtagen.
Mit Ingo Schulze kommt am 20. einer der gefeiertsten, höchstdekorierten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart ins Literaturhaus im Prinz-Max-Palais (Karlstr.10). Ingo Schulze, 1962 in Dresden geboren und zwischenzeitlich in St. Petersburg lebend, hat sich wie kaum ein anderer mit der Ost-West-Problematik befasst. In seinem bislang letzten Roman „Adam und Evelyn“ erzählt er eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Fluchtbewegungen vor dem Mauerfall. Der Damenschneider Adam liebt Evelyn, doch er kann auch von den Frauen, die er anzieht, nicht die Hände lassen. Als Evelyn ihn beim Fremdgehen ertappt, fährt sie schnurstracks mit einer Freundin in Richtung Balaton in Ungarn. Adam fährt ihr hinterher in diesem heißen Sommer 1989, in dem auf einmal die Grenzen in den Westen durchlässig werden. Was so verlockend schien, ist greifbar nah. Adam und Evelyn müssen sich nun nicht nur entscheiden, ob sie weiter zusammenleben wollen, sondern auch wo in Zukunft ihr Platz ist. Ingo Schulze liest einige Passagen aus dem Roman und spricht dann mit seiner ungarischen Übersetzerin Lidia Nádori über Probleme bei der Übersetzung vom Deutschen ins Ungarische.

György Konrad ist einer der großen Mittler zwischen ungarischer und deutscher Kultur. Obwohl er nach der Deportation seiner jüdischen Eltern als Kind nur knapp der Vernichtungsmaschinerie Nazi-Deutschlands entkommen ist, lebte er später in Berlin und wurde sogar Präsident der dortigen Akademie der Künste. 1991 hat er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. In dem 2007 erschienenen Roman „Das Buch Kalligaro“ erzählt er mosaikartig in viele kleinen Geschichten von sich und seiner Stadt Budapest. Am 21. ist György Konrad zu Gast im Literaturhaus.

Seit fünf Jahren betreibt die Akademie Schloss Solitude ein Austauschprogramm mit jungen ungarischen Schriftstellern. Drei dieser Stipendiaten lesen am 30. in der Insel (Karlstr.49b), die Lyriker István László Géher und Dénes Krusovszky sowie der Erzähler Zsolt Nagy Koppány. Noch handelt es sich dabei um bei uns weitgehend unbekannte Autoren, aber das kann sich bei der großen internationalen Wertschätzung, die Ungarn als Literaturland genießt, sehr schnell ändern.

Die kleine, aber feine Literaturreihe, die die Literarische Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Stephanus-Buchhandlung realisiert hat, schließt am 5. Mai mit einem Vortrag im Literaturhaus. Dr. Márta Nagy, Präsidentin der Ungarischen Goethe-Gesellschaft stellt die Goethe-Sammlung der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften vor. Veranstaltungsbeginn ist jeweils 20 Uhr.

Am 27. wird in den Räumen des Museums für Literatur im Prinz-Max-Palais eine Ausstellung über die Heidelberger Jahre des ungarischen Philosophen und Literaturtheoretikers Georg Lukács eröffnet. Lukácz hat mit seiner marxistischen Literaturauffassung die kulturellen und politischen Diskussionen der europäischen Linken bis in die 70er-Jahre hinein wesentlich angeregt. Die Ausstellung, die bis zum 8. Juni dauert, zeigt, wie sehr seine ästhetischen Vorstellungen von den Erfahrungen und Begegnungen geprägt wurden, die er zwischen 1912 und 1918 in Heidelberg machte. Auch sollen sich dabei überraschende Bezüge zu Karlsruhe ergeben.
ko

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