Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2010
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Ein paar kleine Anmerkungen zur Klimakatastrophe

Bild - Ein paar kleine Anmerkungen zur Klimakatastrophe
Vor ein paar Jahren hat man sich in unseren Breiten mit dem Gedanken vertraut gemacht, dass man so etwas wie einen richtigen Winter nur noch in den Bergen oder im Fernsehen und im Kino erleben kann. Und jetzt auf einmal schneit es, was das Zeug hält. Weiß, wohin das Auge blickt, von der Ostsee bis an die Alpen.

Wenn ich mich getraut hätte, wäre ich mit dem Schlitten den nahe gelegenen Hügel im städtischen Grünstreifen hinabgerauscht. Aber ich habe mich nicht getraut. Nach langjähriger Entwöhnung kann man selbst auf dem Schlitten eine dumme Figur machen. Stattdessen hieß es Schnee schippen, Gehwege frei räumen und Rollsplitt streuen. Wenn ich mich recht erinnere, ist auch im letzten Winter Schnee gefallen, bei weitem nicht so viel, aber dafür war es ordentlich kalt bis in den März hinein. Fröstelnd verfolgte man die Nachrichten über den Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine und das Ausbleiben der Gaslieferungen. Also wenn das die Vorboten der großen Klimaerwärmung sind, die da kommen soll, dann weiß ich nicht recht, wie diese Botschaft zu deuten ist. Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin nicht so beschränkt anzunehmen, dass der Ausschnitt der Welt, den ich wahrnehme schon die ganze Welt ist, und ich weiß auch, dass meine Lebensspanne nur ein Klacks ist im Strom der Zeit und der Entwicklung der Menschheit.

Aber ich bin immerhin alt genug, um zu wissen, dass es mal das „Waldsterben“ gab, eines der großen Themen der 80er-Jahre und ein Wahlkampfschlager der Partei „Die Grünen“, die vor dreißig Jahren in Karlsruhe aus der Taufe gehoben wurden. Heute nimmt kein Grüner mehr das Wort „Waldsterben“ in den Mund und vom „sauren Regen“ ist auch keine Rede mehr. Der deutsche Wald wächst und gedeiht, selbst „Lothar“ hat ihn nicht umgeworfen. Das und noch andere in die Jahre gekommenen Prognosen über den Zustand der Welt lassen doch zumindest stutzig werden was die Verlässlichkeit der Weltuntergangsszenarien der Umwelt- und Klimaschützer von heute angeht. Aber gut: Ich maße mir nicht an, den Experten jedweden Sachverstand abzusprechen, die es immerhin fertig gebracht haben, Umweltschutz und Klimawandel neben der Finanzkrise zu den wichtigsten Themen unserer Zeit zu machen. Es gibt kaum noch einen Natur- und Tierfilm, in dem nicht das Menetekel der Umweltzerstörung aufscheint, keinen Politiker, sei er noch so schwarz, der nicht auch ein bisschen grün ist, die Stichworte Klimawandel bzw. Klimakatastrophe beherrschen die öffentliche Diskussion und der Gipfel von allem ist bzw. war der Weltklimagipfel, dessen Energiebilanz ich doch mal zu gern erfahren würde.

Was meine persönliche Energiebilanz angeht, den so genannten ökologischen Fußabdruck, so bin ich als Fahrradfahrer eigentlich fein raus, aber das gibt mir nicht das Recht Menschen, die zur Arbeit oder in den Urlaub fahren (was ich selbst gelegentlich auch tue), als Umweltsünder und als Mitschuldige an der kommenden Klimakatastrophe zu brandmarken.Vor dem Hintergrund der angedrohten Apokalypse nimmt jedes Verhalten, das die Klimaerwärmung beschleunigen könnte, den Charakter einer Todsünde wider die Natur an. Da wir aber nun mal nicht im Einklang mit der Natur leben und auch nicht leben können -, wir leben in beheizten Häusern, schalten elektrisches Licht an, um die Nacht zum Tag zu machen, fahren benzingetriebene Fahrzeuge um größere Strecken zu überwinden usw., sündigen wir, so gesehen, ständig. Die Klimaforscher, vor allem die, die mit Vorliebe auf die schlimmstmöglichen Klimamodelle (von etwa 20) zurückgreifen, können sich da fühlen wie alttestamentarische Propheten, die das tumbe, verstockte Volk zur Umkehr mahnen, wobei sie allerdings – das ist der Fortschritt – nicht mehr als Rufer in der Wüste, sondern als Rufer in Nachrichtenstudios und auf Klimakonferenzen auftreten.

Das ständige Alarmschlagen, das Schwarzmalen gehört gewissermaßen zum Geschäft, auch ist es wohl die einzige Möglichkeit, die Politik zum Handeln zu bewegen. Aber wer ständig allzu laut schreit, der stößt irgendwann auf taube Ohren. Wäre es nicht viel besser und pragmatischer den Menschen und der Menschheit die Vorteile eines Ressourcen schonenden, möglichst treibgasfreien Lebens im Hier und Jetzt schmackhaft zu machen, das sich gewissermaßen ad hoc auszahlt, für den eigenen Körper, der sich, wenn es geht, selbst bewegt, anstatt sich von einem Auto bewegen zu lassen, für den Geldbeutel wegen der geringeren Strom-, Heizungs- und Benzinrechnung, für die Lungen, weil sie besser atmen können, je weniger Schadstoffe in der Luft liegen. Ganz pragmatisch wurden in unserer Klimazone in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass die Flüsse und die Luft wieder sauberer wurden.

Jetzt gibt es tatsächlich den blauen Himmel über der Ruhr und Bitterfeld, einst die dreckigste Stadt Europas, lädt mittlerweile zur Naherholung ein. Das ist doch ein schönes Vorbild für die Staaten, die gerade die industrielle Entwicklung durchmachen, die wir hinter uns haben, mit unmittelbarer positiver Wirkung auf die Lebensqualität der Bevölkerung, die von der Klima-Schwarzmalerei westlicher Experten wenig beeindruckt sein dürfte. In einigen Großstädten Chinas sieht es so aus, als hätte die Klimakatastrophe schon stattgefunden. Wem jetzt schon das Wasser bis zum Hals steht (bzw. die Luft zum Atmen fehlt), dem ist es relativ schnurz, dass Sylt in fünfzig Jahren untergeht (oder auch nicht!).