Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 08.2009
Verschiedenes Herbies Cartoon

 

GEZ ist geil

Kann dieses Lächeln falsch sein´ Nein, natürlich nicht, Tom Buhrow ist ein vertrauenswürdiger Mann, der uns allabendlich in den Tagesthemen mit den Geschehnissen der Welt vertraut macht, ein Fels in der Brandung des nie versiegenden Nachrichtenstroms, ein „Anchorman“, wie man das in den USA nennt. Nun muss ich erfahren, dass der Mann gelegentlich den sicheren Hafen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens verlässt, um im Trüben zu fischen.

Im Klartext gesagt: Tom Buhrow verdient sich, wie das NDR-Magazin „Zapp“ öffentlich gemacht hat, eine goldene Nase mit Auftritten außerhalb seines eigentlichen Tätigkeitsbereichs. Bis zu 20.000 Euro sollen Firmen zahlen, die Herrn Buhrow für einen Vortrag oder eine Moderation gewinnen wollen. Für 20.000 Euro muss eine Oma lange stricken und ein freier Journalist lange schreiben (ca. ein Jahr) und das kassiert der ohnehin gut bezahlte Nachrichtenmann so nebenbei, z.B. indem er im Auftrag einer Sektkellerei coram publico ein Interview mit Kurt Beck führt. Ganz ehrlich: Für den Betrag würde ich Kurt Beck nicht nur interviewen, sondern auch noch den Bart stutzen, den Kopf waschen und Kaffee kochen. Mit seiner ertragreichen Nebenbeschäftigung steht Tom Buhrow nicht allein auf weiter Flur, sein ZDF-Pendant Claus Kleber soll ähnlich rührig sein – zum selben Marktwert. Noch weitere Namen wurden in diesem Zusammenhang genannt: Peter Hahne (ZDF), Petra Gerster (ZDF). Anja Kohl (ARD) und Michael Antwerpes (ARD). Ich möchte das hier gar nicht weiter ausführen und mich auch nicht groß über die Gefahren für die journalistische Unabhängigkeit auslassen, das haben andere getan und damit vielleicht neben der Wirtschaftskrise dafür gesorgt, dass diese Einnahmequelle für die Herrschaften zur Zeit etwas weniger heftig sprudelt.

Gut und schön, dass die unstillbare Geldgier derer, die üppig im Sold des öffentlichen Rundfunks stehen, einmal ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird, dabei wird aber der großzügige, ja verschwenderische Umgang mit dem Geld des Gebührenzahlers in den Rundfunkanstalten geflissentlich übersehen. Dabei ist er offensichtlich.

Glaubt denn jemand allen Ernstes, das die zahlreichen Fernsehfilmdrehs in Südafrika, Schweden, Cornwall und anderen schönen Orten der Welt irgendeiner künstlerischen oder gesellschaftskritischen Ambition oder einem Bildungsauftrag geschuldet sind. Nein, da verbringt die große Fernsehfamilie auf Gebührenzahlerkosten eine paar schöne Tage an fremden Gestaden und bringt dann als Beschäftigungsnachweis ein sendetaugliches Urlaubsvideo mit. Wären diese 08/15-Liebesirrungen und – wirrungen nicht genau so gut in der Lüneburger Heide oder im Sauerland abzuhandeln´ Muss die offenbar allseits beliebte dralle Christine Neubauer denn tatsächlich in der Weltgeschichte herumgondeln, um immer wieder an exotischen Schauplätzen die Rolle der starken Frau zu geben, die sich durch keinen Schicksalsschlag unterkriegen lässt. Wie wäre es denn mit Regensburg oder Augsburg als Schauplätze weiblicher Selbstbehauptung, die sind auch schön und von München aus bequem mit dem Zug zu erreichen.

Gerne erinnert sich Ursula Cantieni, die beliebte Darstellerin der SWR-Schwarzwaldseifenoper „Die Fallers“ an die Dreharbeiten in Namibia. Das kann man nachempfinden, aber vielleicht hätten es ein paar nachgebaute Lehmhütten in der Mark Brandenburg als Afrika-Kulisse auch getan. Dass die Fernsehpromis gerne auf Traumschiffen an Traumstrände fahren, ist leicht nachzuvollziehen, schwer nachvollziehbar ist es, dass ARD und ZDF unser Geld dafür verjubeln. Ein gar nicht so geringer Nebeneffekt dieser gebührenfinanzierten Reisetätigkeit ist übrigens, dass in den Fernsehfilmen und – serien immer weniger die deutsche Gegenwart sichtbar wird. Sich auf die Topographie und die Menschen von Wanne-Eickel und Salzgitter einzulassen, ist eben weniger erholsam und fotogen als ein Dreh am Tafelberg oder einer schwedischen Schäreninsel. Aber auch ganz ernsthafte Journalisten erliegen immer wieder dem Lockruf der Ferne und die Redaktion lässt sie gewähren.

Vor einigen Wochen sah ich einen todernsten Beitrag der verdienstvollen „37 Grad“-Reihe im ZDF. Eine Frau und ein Mann, beide mit Krebs geschlagen, wurden in einer Langzeitdokumentation vorgestellt, dabei folgte man dem Todkranken zur Hochzeitsfeier seiner Tochter auf eine Südsee-Insel. Worin liegt der Erkenntniswert eines solchen Unternehmens´ Was fügt dieser Trip dem Gesamtbild hinzu´ Hätte als Beleg nicht das Hochzeitsvideo gereicht´ Aber auch große Journalisten mit den hehrsten Absichten machen ihren Reibach im öffentlich-rechtlichen System.

Auch ich verfolge mit Spannung und Interesse die weiten Reisen der Herren Bednarz, Ruge, Roth u.a. durch die entlegensten Regionen der Welt, Sibirien, Alaska, Rocky Mountains usw., die sie mit Kamerateam und gut gefüllter Reisekasse ausgestattet unternehmen. Aber wäre es nicht auch recht und billig, wenn ein Teil der Tantiemen, die sie für die darauffolgenden Buchveröffentlichungen und die anschließenden Lesungen einstreichen, in den öffentlich-rechtlichen Topf zurückfließen würden, aus dem sie so großzügig bedient wurden.

Übrigens: Auch die Herren Buhrow und Kleber haben ihren Ruhm und ihren Marktwert zum großen Teil ihren renommierten Arbeitgebern, ARD und ZDF, und damit den Gebührenzahlern zu verdanken. Dafür sollten sie doch wenigstens ihr Autoradio und den Fernseher in ihrer Zweitwohnung anmelden.
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