Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2009
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Rudol Schaffers Kuscheltiere

Von Bulach in die Welt

In seinem Bulacher Lager tummeln sich mehr Plüschtiere als Karlsruhe Einwohner hat. Der Fuchs Joschi, die Kuh Paulette, das Schaf Sheala, natürlich Willi Wildpark und viele, viele andere aus der „Collection Rudolf Schaffer“.
Der 68-Jährige Unternehmer hat nämlich den Traumjob, auch regelmäßig Kinder glücklich zu machen. „Wöchentlich erreichen uns herzerweichende Briefe“, sagt Schaffer, der schonmal einen Mitarbeiter ins Kuscheltier-Archiv schickt, weil der abhanden gekommene, altehrwürdige Liebling eines Kindes unbedingt ersetzt werden muss. In diesem Fall gratis, versteht sich.
20 Mitarbeiter in Karlsruhe und 750 in Indonesien beschäftigt er heute, doch der weltweite Erfolg musste hart erarbeitet werden. Nach einer Lehre und Arbeit im väterlichen Großhandel für Hotel-, Gaststätten- und Krankenhausausstattungen, eröffnete Rudolf Schaffer am 27. Mai 1968 in der Karlstraße das „Geschenkstudio“. Im Rückblick sagt der Unternehmer, sei er seiner Zeit voraus gewesen und zeigt Bilder mit heute zum Teil hoch gehandeltem 70er-Jahre-Interieur und eigenwilligen Präsenten.
Er erzählt die Anekdote von jener Guerilla-Werbemaßnahme, als er nämlich sein riesiges Schaufenster mit zahllosen Autoschildern zuhängte, auf denen „Scheisse“ zu lesen war, während unter anderem ein überdimensionales Nilpferd aus Plüsch auf einer entsprechenden Schüssel saß - es ging um „Geschenke rund ums Klo“. „Die Karlsruher haben mir prophezeit, in drei Monaten pleite zu sein“, lacht Schaffer, doch der Laden gedieh bis 1993, zuletzt geleitet von Schaffers Frau. Schaffer indessen experimentierte noch mit anderen Geschäften und Produkten, etwa mit Glasköpfen und einem Lederwarengeschäft.
Entscheidend war jedoch das Jahr 1979, als ihn ein Freund nach Taiwan einlud, um dem umtriebigen Jungunternehmer eine Geschenkartikelmesse vorzuführen: „Da gab es nur billigsten Schrott, und ich fragte mich, weshalb ich um die halbe Welt gereist bin.“ Doch ganz zum Schluss, in der letzten Halle, sah Rudolf Schaffer einem Eisbären in die Knopfaugen und hatte die zündende Idee: „Natürlich gab es schon Steiff-Tiere oder die Firma Sigi-Kid“, erinnert sich Schaffer, „aber das waren alles naturalistische Tiere, ein Hamster sah eben aus wie ein Hamster.“ Schaffer, der bereits als Elfjähriger die ersten deutschen Mickey-Maus-Hefte sammelte, wollte seinen künftigen Plüschtieren wie weiland Walt-Disney „eine Seele einhauchen, es sollten Tiere sein wie ein Freund mit Herz.“
Mit den Eisbären, die er alsbald fertigen ließ, war er wieder seiner Zeit weit voraus, das „Remake“ Knut Knuddel verkaufte sich in den letzten Jahren hunderttausendfach. Doch es brauchte seine Zeit, bis sich Schaffers Collection erweiterte und auf den internationalen Märkten durchsetzte. Am Anfang engagierte er Kunststudenten, „die zeichnen mussten, was ich im Kopf hatte.“ Als Schaffer ganz dringend, am besten sofort, einen Hasen brauchte, schickte ihn ein Freund ins Krokodil. „Dort saß nämlich der Maler Uwe Lindau, der mir den Hasen malte.“ Übrigens sei das „nicht der dollste Karnickel aller Zeiten“ gewesen.
Aus drei Säulen besteht heute Rudolf Schaffers Geschäft: Er produziert für den Geschenk- und Spielwarenhandel weltweit, hat Großhandelspartner im Ausland und macht Promotion-Figuren für Firmen wie Siemens, Daimler oder Nestlé. „Mit einer eigenen Fabrik in Indonesien sind wir als Partner natürlich willkommen.“ Schaffer legt Wert auf eine angemessene Bezahlung und hohe Sozialstandards für seine Mitarbeiter in Übersee. Seine Firma wird wohl auch nie wegen mangelnder Qualität in Verruf kommen wie vor einiger Zeit chinesische Plüschtiere: „Unsere Produkte werden sorgfältig kontrolliert, dafür haben wir auch keine Dumpingpreise.“
100 Container mit über drei Millionen Plüschtieren legen jährlich in Hamburg an und reisen zunächst in die Fächerstadt, bevor sie Kinder, Erwachsene und natürlich auch Rudolf Schaffer selbst glücklich machen. Diesen Traumberuf inmitten seiner „Freunde mit Herz“ will der Harley-Davidson-Fan „locker“ bis neunzig“ ausüben. maske

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