Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2009
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Perry O’Parson

Licht am Ende des Tunnels

Und wahrlich: ich sage euch, die Zukunft des Alternative Country (falls diese vier Jungs tatsächlich in diese enge Schublade passen) kommt aus der Südpfalz und hört auf den Namen Perry O’Parson.
Okay, „Ryan Adams ist einer meiner Lieblingsmusiker“, bekennt Sänger Marcel Gein. Aber auch, dass man irgendwann einmal vor ein paar Jahren nach erfolgter Emanzipation vom ewigen Punk-Gedengel der frühen ersten Band-Gehversuche im Plattenschrank des Vaters von Gitarrist Julian Baetz Stilstudien mit Bob Dylan oder Paul Simon betrieben habe. 2005 war das Jahr des Wandels zu ruhiger, rauer Akustikmusik für den harten Kern der Band, die einmal Perry O’Parson werden sollte. Singer-Songwriter Musik, die ab und zu noch die Aggressivität der frühen Tage von ferne herbei schallen lässt. Und die etwas davon spüren lässt, was der Namensgeber der Band, er Kriminelle aus Truman Capotes „Kaltblütig“ O‘Parsons (das s fiel wohl aus phonetischen Gründen bei der Bandtaufe weg), als er im Gefängnis sitzt und sich eine Band und eine Bühne herbeiträumt.
Marcel und Julian haben es lange heranreifen lassen, dort wo auch der Wein reift. „Wir haben im Keller geprobt, wenn es ging fünfmal die Woche bis spät in die Nacht. Wir haben stundenlang gespielt, immer wieder alles aufgenommen. 2005 sind vielleicht hundert Songs entstanden“, erinnert sich Marcel Gein. Den beiden war sich durchaus bewusst, dass sie schwierigeres Terrain betreten würden: Da war der Klang der akustischen Gitarren, von dem die Faszination ausging, aber auch das Bewusstsein, dass jetzt feiner, ach was: Überhaupt einmal wirklich arrangiert werden musste.
Der Reifeprozess hat Früchte getragen in einer CD mit dem Titel „In our Time Of Need“, die vor Leidenschaft gerade so zittert – in Musik und Text. Die Songs wären in Annäherung ans bandeigene Info „irgendwo zwischen gipfelartiger Manie und tiefer Wehmut“ zu verorten. In der Tat schafft allein Marcel Geins Stimme die Gratwanderung zwischen jugendlichem Überschwang, Post-Grunge geschuldeter gezügelter Aggression und hochfahrender Melancholie. Über Texte redet Gein nicht so gerne, fast wirkt er ein bisschen schüchtern. Nur soviel, dass sie beispielsweise nachts entstehen, während in der Ecke der stumme Fernseher Bilder wirft.
Die Band, neben Gein und Baetz Danny Klippel am Bass und Simon Günther am Schlagzeug hat zudem ein feines Gespür dafür entwickelt, wie fett oder wie „stripped down“ ein Song arrangiert werden muss. Wobei Marcel Gein sagt, dass es einfacher sei, die „Full-Band“-Songs zu Ende zu bringen, als die rein akustischen. Erst seit Anfang 2008 besteht Perry O Parson in der jetzigen Besetzung, hat aber im gleichen Jahr schon den New Bands Wettbewerb gewonnen, kam ins Bandpusher Förderungsprogramm des Popnetz, und hat vor allem in 60 Shows weit über die Region hinaus gespielt

> 24. Juli, 17 Uhr, Das Fest, Günther Klotz Anlage, Musikbühne