Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 05.2009
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Theaterzelt am Schlossplatz

Trgödie, Komik und Musik

„Es ist alles drin in diesem Stück, erste Liebe, der Tod, Hass, Familie, Glück, tiefstes Unglück - ein ganzer Kosmos von Gefühlen, und alles maximal, so extrem, dass man es fast nicht denken kann“, sagt Barbara Behrendt über Shakespeares Romeo und Julia. Die junge Schauspielerin gibt die Titelheldin der Tragödie, die das Badische Staatstheater ab dem 2. im Zelt auf dem Schlossplatz zeigt. Ein vom Regisseur über den Komponisten bis zur Kostümbildnerin durchweg junges Team hat die Inszenierung miteinander entwickelt. Behrendt, wie Regisseur Alexander Charim und Romeo-Darsteller Jonas Riemer sind 1980 bzw. 1981 geboren. „Wir sind alle noch nah dran am Gefühl von Weltschmerz, das mit dem Erwachsenwerden verbunden ist, aber wir haben es noch nicht romantisch verklärt“, so Behrendt. Romeo-Darsteller Jonas Riemer ist fasziniert von den „großen Bildern“, die Shakespeare findet, anders als bei manch anderem Klassiker sei hier nichts umständlich verklausuliert, sondern „sehr konkret und lebendig, das macht es so spannend“.
Alexander Charim, der in seiner Geburtstadt Wien Geschichte und Germanistik studierte, bevor er an der Ernst-Busch-Schule in Berlin Schauspielregie studierte, sieht in der Familiengeschichte lediglich den Aufhänger dieses Stücks, „in dem die von Gewalttätigkeit geprägten Beziehungen - zwischen Eltern und Kindern, zwischen Ehepartnern - lebensecht gezeichnet sind“. Charim lässt sie in einer heutigen, „zeitgenössischen bis zeitlosen“ süditalienischen Umgebung agieren, in der Gewalt, Dreck, Filz auf Architektur und Kleidung abfärben. Auch die Musik, komponiert und gespielt von dem Cellisten Michael Rauter, hat Anklänge an neapolitanische Volkslieder. „Die Musik verstärkt die Gefühle und kommentiert sie, aber der Musiker fungiert auch als Beobachter, man weiss nicht ist er Teil der Welt, des Theaters´“ so der Regisseur. Vom Spiel im Zelt erwartet Charim eine größere Nähe und Direktheit, indem Schauspieler und Publikum im Sinne Shakespeares einen Raum teilen.
Eines, betont Charim, habe sich seit der Entstehungszeit von Romeo und Julia nicht verändert: „Der Traum ganz aus sich selbst heraus zu leben, das ist etwas unglaublich Großes, und deshalb haben wir die große Sehnsucht, dieses Stück immer wieder zu sehen“. Im Blick auf seine eigene Generation frage er sich „warum sind wir so langweilig und bieder im Vergleich zu unseren Eltern, nach diesem Stück geht man nach Hause und fühlt, dass alles auch anders sein könnte“. afr

> Zelttheater auf dem Schlossplatz, „Romeo und Julia“, Premiere ausverkauft, weitere Vorstellungen am 3., 6. und 8.. 12., 15., 19., 22., 26., 27., 29.5., das Badische Staatstheater zeigt außerdem im Zelt unter anderem die Gastspiele „Willkommen im Chaos“ mit dem Komikerduo Hartmann und Braun am 13., und „Sing oper stirb! Operette sich wer kann!“ mit Annette Postel am 20. sowie die Ilias in der Übertragung von Raoul Schrott, gelesen von Stefan Vierling ab dem 17. und „Der Tanz des Albatros“ von Gérald Sibleyras am 23. und 30., in dem Barabara Behrendt mitwirkt.

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