Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 03.2009
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Theater und Club

Frank Sollmanns Gegensätze

Es sind zwei „Parallelwelten mit Synergieeffekten“, sagt Frank Sollmann, das Schauspielen und Theatermachen auf der einen und die Geschäftsleitung des Clubs „Die Stadtmitte“ (Baumeisterstr.3) andererseits. „Es gibt junge Stammgäste, die nach drei Jahren fragen: ‚Was, hier gibt es ein Theater´‘“ Schwer sei es, Teens und junge Twens für Theater zu begeistern. „Der Synergieeffekt liegt eher darin, dass ältere Theatergäste auch in den Club kommen“, amüsiert er sich.
Seit acht Jahren lebt Frank Sollmann in Karlsruhe, ursprünglich als Schauspieler und Sprecher beim Sandkorn-Theater. Bei dem legendären „Shoppen und Ficken“ stand er auf der Bühne oder bei „Effi Briest“ und „Professor Unrat“, vorher jobbte der gebürtige Nürnberger als Immobilienkaufmann, Küchenhilfe, DJ, Versicherungsvertreter und Flughafenangestellter. Das Schauspielen lernte er während eines zweijährigen Aufenthalts in New York. Die beiden „Parallelwelten“, Clubleitung und Theatermachen sind auch durch „zwei getrennte Gehirnhälften, die schlecht kooperieren“ bedingt, und so konzentriert sich Frank Sollmann im Moment im wesentlichen auf die Clubleitung, ohne jedoch die „Theaterszene“ ganz zu vernachlässigen.
Im Augenblick plant er eine weitere Kafka-Produktion, eine Multimedia-Performance zusammen mit Isis Gambatté unter dem Titel „Kafka 2.0“, welche die Vater-Sohn-Problematik wieder aufgreift. Seine eigene Rolle als „Theater!szene“-Macher sieht er im Augenblick als Vermittler zwischen „Stadtmitte“, Künstler und Publikum, in dem er Gastspiele und Eigenproduktionen koordiniert.
Seit Januar leitet Frank Sollmann zusammen mit Alex Füchsel die „Stadtmitte“, wo es außer Theater und einigen Konzerten vor allem ein vielfältiges Clubprogramm gibt, „großer Chef ist aber immer noch Christian Pulkert“, betont er. Probleme mit seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem „Sandkorn“-Theater hat es nie gegeben: „Siegfried Kreiner hat nie gesagt, Du brauchst nicht auch noch anderswo Theater zu machen.“ Im Gegenteil, Frank Sollmann wurde stets unterstützt in seinem Anliegen, „Theater raus zu den Leuten“ zu bringen.
Seit seiner Jugend findet Frank Sollmanns Dasein großenteils nachts statt, „insofern ist es ein schöner Nebeneffekt, Club und Theater, Schauspielen und Plattenauflegen zu verbinden.“ Und wo soll die „Theater!szene“ in der „Stadtmitte“ in zwei Jahren stehen´ „Mein Wunschtraum ist, dass dann ein eigenständiges Theater da ist mit einem Programm, das regelmäßig vierzig junge Leute zwischen 16 und 30 anzieht.“ Ein gewisser „Trashfaktor“ soll immer bleiben, aber mit einem kleinen Ensemble möchte Frank Sollmann Klassiker und modernes Jugendtheater auf die Bühne bringen, und zwar drei bis vier Produktionen pro Jahr. Und natürlich soll die „Stadtmitte“ weiterhin „ein geiler Club bleiben.“ Außerdem gibt es da noch das „Theater!szene“-Büro in der Kaiserstrasse 22, das er zusammen mit Friedemann Nawroth betreibt, inklusive Probebühne. -maske

> Die Stadtmitte, Baumeisterstr, 3

> 1., 14. und 22.3. 20 Uhr: sowie 2. und 16.30. 20.30 Uhr DIE MÖGLICHKEIT EINER INSEL - Schauspiel frei nach Houllebecq
9. und 23.3. 20.30 Uhr: JAKOBSWEGSISTERS
28.3. 20 Uhr: DAS OPFER - Schauspiel der Amateurgruppe DIE RAMPENLICHTER
30.3., 19 Uhr . Premiere von KAFKA 2.0 Brief an den Vater