Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 12.2008
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Swinging Mühlburg

Den Tempel im Visier

Pünktlich zum Start des Internationalen Tanzfestivals, das mittlerweile mit einem 25-prozentigen BesucherInnenzuwachs wiederum überaus erfolgreich über die Bühnen ging (die Klappe Auf präsentierte), sorgte eine Schlagzeile für helle Aufregung rund um das soziokulturelle Zentrum im Karlsruher Westen: „Tempel ist ein Mühlburger Schandfleck“ titelte der Tageszeitungsartikel über eine Veranstaltung der Karlsruher CDU-Gemeinderatsfraktion, die die Kommunalpolitiker über Probleme im Stadtteil informieren sollte.
Dabei war die Rede von einem Tempel-Areal, von Hells Angel und einem Swinger Club, die sich darauf breit machten, und der CDU-Ortsvorsitzender Robert Pfeiffer, der auch den „Schandfleck“ ins Spiel brachte, beklagte einen Zustand, unter dem „die ganze Gegend leide“. An diesem Tag stand das Telefon des Kulturzentrums Tempels nicht mehr still und Vorstandsmitglied Jutta Wellenreuter wurde nicht müde, Journalisten- und Politikeranfragen zu beantworten. Schnell entpuppte sich die kurzfristige Aufregung als Sturm im Wasserglas, da von schier allen politischen Seiten klar gestellt wurde, dass es abwegig sei, das Kulturzentrum in der ehemaligen Seldeneckschen Brauerei derart zu desavouieren.
Auch Pfeifer gab klein bei, indem er erklärte, er habe gar nicht das Kulturzentrum gemeint, vielmehr dessen Umfeld. In den Blickpunkt gerückt war damit abermals der teilweise von Tempel-Initiativen genutzte umstrittene Bau 2 des Industriedenkmals, der im Sommer des Vorjahres an einen Privatinvestor verkauft worden war. Dieser freilich hat für seine Pläne für das laut Bebauungsplan ausschließlich kulturell zu nutzende Gebäude seither von den Behörden noch keine gültige Genehmigung. Zuletzt erhob das Kulturzentrum Tempel Einspruch gegen einen positiven Bescheid über eine Bauvoranfrage, da man als Nachbar durch eine Vermischung von Kultur, Gewerbe und Wohnen Behinderungen für die eigenen Aktivitäten befürchtet.
Darauf kursierten Gerüchte, der Eigentümer Jürgen Grether, der die Stadt bei ihrem zögerlichen und halbherzigen Versuch, das Gebäude seinerzeit für das Kulturzentrum zu erwerben, überboten hatte, habe erklärt, dass er falls er für seine Vorhaben keine Genehmigung fände, eben an einen Swinger-, einen Sado-Maso-Club oder die Hells Angels vermieten müsse. Davon sei keine Rede gewesen, betont der Inhaber von Internetplattformen für Immobilien und Zwangsversteigerungen, der freilich einräumt, mit dem den Hells Angels angehörenden Airbrush-Künstler Jürgen „Lupo“ Kochendörfer in Verbindung zu stehen, der auf seinem Gelände tätig werden wolle.
Für die Tempel-Aktiven freilich sind die wie im vergangenen Sommer bereits im Innenhof ihre Runden drehenden Motorradfahrer, und seien sie noch so kreativ, keine geeignete Nachbarschaft für Kinder, die in Tempeleinrichtungen Schach- oder Malkurse besuchen.
Auch fühlt man sich vom Eigentümer des Bau 2 in unzulässiger Weise vereinnahmt, der nun seinerseits einen Verein gründen will, der die „geplanten kulturellen und sozialen Aktivitäten“ tragen soll. Die Grünen haben unterdessen im Gemeinderat beantragt städtischerseits den Bau 2 anzumieten oder anzukaufen, um ein „dringend notwendiges Bürgerzentrum am richtigen Ort“ für Mühlburg einzurichten. Vertreter der anderen Fraktionen sahen diese Perspektive als gar nicht abwegig an. Das Bürgerzentrum freilich ist noch Zukunftsmusik und zunächst einmal eine mögliche Zielsetzung des laufenden Bürgerbeteiligungsverfahren „Soziale Stadt“, welches den Bürgerwünschen im Karlsruher Westen eine Perspektive verleihen soll.
Noch ist alles offen und es bleibt spannend, die Chancen für einen Swinger Club in der ehemaligen Brauerei jedoch stehen mehr als schlecht. Viel eher dürfte es zu einer Neuauflage der einmal sehr beliebten Swing Partys im Tempel kommen - dann vielleicht sogar im Gesellschaftstanzkeller des Bürgerzentrums Mühlburg´ -jf