Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 08.2008
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Déjà Vu

Stummfilme mit Live-Musik

Am 5. September 1896 fanden die ersten Filmvorführungen in Karlsruhe statt – im schon lange nicht mehr existierenden Stadtgartentheater. Davon kündet eine Annonce im Karlsruher Tagblatt.
Dieses Datum hat eine Gruppe von Filmenthusiasten und Musikern zum Anlass genommen, um 112 Jahre danach einen Verein zur Förderung und Pflege des Stummfilms aus der Taufe zu heben. Der Verein Déjà Vu ist u.a. eine neue institutionelle Plattform für die Karlsruher Stummfilmtage, bei denen klassische Stummfilme von Musikern aus der Region auf höchst unterschiedliche Weise begleitet werden.
Nach der Gründung am Freitagabend, dem 5., gibt es am Samstag- und am Sonntagabend (6. & 7., 20 Uhr) im Studentenhaus (Uni Karlsruhe) Stummfilmaufführungen mit Musik, in denen anschaulich wird, wofür der Verein steht, für das Lebendighalten einer guten alten Kinotradition, der Verbindung lebendiger, aber stummer Bilder mit live gespielter Musik.
Am Samstag stehen die Kinderjahre der Kinematographie im Mittelpunkt.
Zum Auftakt werden gezeigt: die ersten Filme der Brüder Lumiere, deren Aufführung in einem Pariser Café im Dezember 1895 als die Geburtsstunde des Kinos gilt, die weit weniger bekannten Filme, die die Lumiéres in Deutschland drehten (nicht weniger als 27, darunter auch einige, die vor 112 Jahren in Karlsruhe zu sehen waren), Filme von George Melies, dem Zauberer des Kintopps, Dokumentarfilme (u.a. über das Erdbeben von San Francisco im Jahre 1906) bzw. Filme in denen historische Ereignisse nachgestellt werden, die ersten Slapstickkomödien und die sehr kurzen Filmchen, die damals zum Revueprogramm gehörten, einige davon aus der Filmwerkstatt des Erfinders Thomas Edison, der in Sachen Film aber den Brüdern Lumiére den Vortritt lassen musste.
Dr. Peter Pretsch vom Institut für Stadtgeschichte beleuchtet in einem Vortag das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Karlsruhe am Ende des 19. Jahrhunderts und Wolfgang Petroll, der neben Josef Jünger vom Studentischen Kulturzentrum zu den Initiatoren des Vereins Déjà Vu zählt, spricht über die Frühzeit des Films in Karlsruhe. Dazu gibt es äußerst abwechslungsreiche musikalische Begleitung von Musikern wie Frieder Egri, Cornelia Brugger, Bhadra H. Nofer, Hartmut Nieder u.a., die schon seit Jahren zum Stammpersonal der Karlsruher Stummfilmtage und somit zu der einzigartigen Stummfilmmusikszene, die dieses Festival hervorgebracht hat, gehören.
Erstmals mit dabei ist Gabriela Lang die sich als Kinoerzählerin betätigt. Auch das hat es früher gegeben, eine Person, die dem hochverehrten Publikum das Geschehen auf der Leinwand erläutert.
Das Programm am Sonntagabend ist etwas übersichtlicher, es besteht nämlich nur aus einem Film, aber der hat es sich in sich. Es ist das wunderbar skurrile Filmmärchen „Die Puppe“ mit dem kulleräugigen Stummfilmstar Ossi Oswalda in einer Doppelrolle. Frieder Egri (Klavier) und Ilmar Klahn (Violine) machen die Musik dazu.
Die Veranstaltung, die einen Vorgeschmack gibt auf die nächsten Stummfilmtage, wird ausgerichtet in Kooperation mit dem Studentischen Kulturzentrum und dem Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale (ZAK). Neben der Ausrichtung der Stummfilmtage hat sich der neue Verein die Ausrichtung von filmhistorischen Seminaren und anderen medienpädagogischen Veranstaltungen vorgenommen. -ko

Wer Näheres erfahren will oder sogar selbst Vereinsmitglied werden will, der melde sich bei Josef Jünger (Tel 0721-69239 ) oder schaue im Internet nach: skuss.uni-karlsruhe.de
> Studentenhaus, Uni, Adenauerring 7, KA