Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 08.2008
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Lena Gorelik > Verliebt in Sankt Petersburg

Lena besucht mit ihrem besten Kumpel Jost ihre russische Verwandtschaft in Sankt Petersburg. Wohlgemerkt nicht mit ihrem Freund Peter. Das führt erst einmal zu Verwicklungen. Jost sitzt lächelnd am Tisch, während sich Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen den Mund verreißen und wild spekulieren. Doch schnell schließt die Familie Jost ins Herz, und Lena kann ihm die Schönheiten und Absurditäten der Stadt zeigen. Die junge Autorin (Jahrgang 1981) berichtet erfrischend naiv und mit einem Witz, den sich nur eingeborene Russen erlauben können, über ihre Erfahrungen in der ehemaligen Heimat. Wir lernen, dass die weißen Nächte viel mit Dosenbier zu tun haben, dass die Russen allesamt korrupt sind und nur Dill als Gewürz kennen. Wir lernen, dass Lenin Lenas Opa war und dass Putins Schaschlik so legendär ist, "dass er seinerzeit die Oligarchen auf seine Datscha einlud, um sie dort bei Schaschlik und Wodka dazu zu verpflichten, sich aus seiner Politik herauszuhalten und auf kritische Äußerungen zu verzichten." So unverfroren kann nur eine gebürtige Leningraderin mit Klischees um sich werfen. Die 15 locker zusammenhängenden Reiseerzählungen in "Verliebt in Sankt Petersburg" sind also alles andere als aufklärerisch, dafür aber höchst unterhaltsam. maske

>Lena Gorelik: Verliebt in Sankt Petersburg. Meine russische Reise. Verlag Schirmer & Graf, 170 Seiten, 17,80 Euro

>Lena Gorelik liest am 29. August zusammen mit José F. A. Oliver im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais (20 Uhr)