Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2008
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Rom in der Stadt

Interview mit Susanne Laugwitz

Das Rom der Kaiser und der Päpste, vor allem aber das Rom der Künste spiegeln sich im überraschungsreichen Programmteil der Stadt Karlsruhe. Eröffnet wird das Festival am 4. mit einer Ausstellung zum Materialbild im Italien der 1950er Jahre. Friedrich Weinbrenners Auseinandersetzung mit antiken römischen Bauwerken wird ebenso beleuchtet wie die aktuelle soziale und politische Situation im heutigen Rom.
Das musikalische Programm reicht vom Jazzkonzert mit dem römischen Pianisten Enrico Pieranunzi über die Latein-HipHoper ISTA bis zu Vokalkompositionen von Nono, Scelsi und Berio. Ingo Schulze, Feridun Zaimoglu und der soeben mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnete Lyriker Ulf Stolterfoht, allesamt Literaturstipendiaten de Villa Massimo in Rom, stellen bei den Kulturtagen in Lesungen ihr Rombild vor.
Klappe Auf sprach mit der Leiterin des städtischen Programmteils der Europäischen Kulturtage Susanne Laugwitz.


Es gibt wohl keine zweite Gelegenheit, bei der die Karlsruher Kulturinstitutionen in gleicher Weise gemeinsam auftreten wie bei den Europäischen Kulturtagen. Welche Qualität und welche Bedeutung hat die Kooperation für das kulturelle Leben der Stadt über das Festival hinaus´

Susanne Laugwitz: Die Europäischen Kulturtage bilden eine Plattform gemeinsamer Stadtkultur, die übergreifend ist sowohl im Sinne der Kunstsparten - bis hin zu Lebensart und Modenschau -, wie auch, indem sie unterschiedliche Interessentinnen und Interessenten in der Bevölkerung anspricht. Dass hier so zahlreich Institutionen vor Ort animiert werden sparten- und institutionenübergreifend zusammenzuarbeiten, und zwar keineswegs nur in finanzieller Hinsicht, sondern im Entdecken ihrer Gemeinsamkeit, bildet die Basis für Nachhaltigkeit, denn es gibt den Wunsch und Willen, sich unter anderen Vorzeichen und Themen gerne und vertrauensvoll wieder zusammenzufinden. Das hat Beispielcharakter und gilt auch für die ausländischen Partner der Europäischen Kulturtage, mit denen wir inhaltlich in Verbindung bleiben.

Welche Ausstrahlung hat das Festival überregional´

Laugwitz: Im Laufe der vielen Jahre haben die Europäischen Kulturtage an Bedeutung gewonnen, dies lässt sich nicht zuletzt an der Zahl der Internetzugriffe und Rückmeldungen aus ganz Deutschland und von der anderen Seite des Rheins ablesen.

Erstmals ist die Kooperation von Stadt und Badischem Staatstheater sozusagen greifbar durch die Inszenierung „Shakespeare ROME! Democracy“ im Bürgersaal des Rathauses. Wie würden Sie das Zusammenspiel der beiden Festivalpartner beschreiben´

Laugwitz: Die Europäischen Kulturtage sind ein wunderbares, erfreuliches und erfolgreiches Theaterstück vor und hinter den Kulissen, vom gemeinsamen Erarbeiten des Themas über die gemeinsame Organisation und Öffentlichkeitsarbeit, die reibungslos klappt, bis dahin, sich die `Spielstätten´ gegenseitig zur Verfügung zu stellen. Dass Schauspieler des Badischen Staatstheaters den Bürgersaal erobern, ist phänomenal.

Das Spektrum der Veranstaltungen reicht von frühbarocker Musik über Malerei des 19. Jahrhunderts bis zu zeitgenössischen künstlerischen Positionen und aktuellen politisch-sozialen Themen. Welches Rom zeigen die Europäischen Kulturtage´

Laugwitz: Das Festival versucht ein Rom in vielen Facetten zu spiegeln und Sichtweisen, die den Schwerpunkt häufig auf die religiöse Kulturmetropole legen, zu brechen. Dies geschieht im internationalen Symposion „Rom - die Ewige Stadt im Wandel“, durch deutsche und italienische Künstler, die ihre Rom-Eindrücke mitbringen sowie durch italienische Gastspiele - es sollten unbedingt beide Seiten ihren Platz im Programm haben. Wir zeigen geistesgeschichtliche Strömungen bis heute, aber kein touristisches Rom.

Auf welche Veranstaltung freuen Sie sich persönlich am meisten´

Laugwitz: Das ist eine schwierige Frage! Mir liegt das gesamte Programm am Herzen. Sehr freue ich mich darüber, dass die römische Künstlerin Emanuela Fiorelli bei der Gedok ihre erste Einzelausstellung in Deutschland hat und über die Installation und Komposition von Ilona Lenk und Valerio Repetti Pizzorno in der Galerie Rottloff. Das sind aber nur Beispiele - das ZKM ist dabei, und im Tollhaus spielt die großartige Formation „L´Orchestra di Piazza Vittorio“. Was ganz vorne steht, und das Kleine, das besondere Akzente setzt, sind mir gleich lieb. -afr

19. Europäische Kulturtage Karlsruhe 2008 “Rom”, 4. bis 26. April
>weiteres zum Thema in den Rubriken „Eventle“, „Lesungen“, „Kunst” und „Filme” in diesem Heft.

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