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Archiv: 03.2008
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Prekäre Jugend-Prekäres Leben

Jugendliche im Abseits

Prekäre Situation : 18, volljährig und die ganze Welt steht einem offen! Das gilt aber nicht für alle. „Jemand, der aus der Hauptschule kommt, hat kaum eine berufliche Perspektive. Er fühlt sich sehr früh als Loser. Das entwickelt entsprechende, auch zum Teil kriminelle Energien. Die ganzen Konsumwünsche, die die Kids haben, kriegt man von Hartz IV eben nicht erfüllt.“ Peter Empl ist vom Verein SOZPÄDAL e.V.. Der Verein engagiert sich vor allem mit der Wohnungslosen- und Jugendhilfe. Dort ist ihm und seinen Kollegen eine steigende Zahl wohnungsloser Jugendlicher aus schwierigen Verhältnissen aufgefallen. „Unsere Zielgruppe sind die Jugendlichen, die ganz normale Wünsche und Bedürfnisse nach Integration, Einkommen, Anerkennung usw. haben, die das aber materiell nicht schaffen, weil sie das Geld nicht haben.“ Hilfleistungen gibt es zwar, doch für die Jugendförderung sind die Betroffenen ab 18 zu alt.
Das Arbeitsamt kann von der Gruppe U25 verlangen, dass sie weiterhin zu Hause wohnt, was häufig nicht gut geht. Empls Kollege Jörg Mauter erklärt: „Die jungen Jugendlichen werden schneller erwachsen. Sie haben viel früher das Bedürfnis, selbstständig und alleine zu leben. Im Gegenzug dazu ist es so, dass viele noch viel länger als früher abhängig sind von einem Elternhaus. Das widerspricht sich also und gibt Konflikte.“
Hinzu kommt es, dass oftmals ein Auszug gar nicht im Interesse der Eltern ist, weil sich dabei ihre Bedarfsgemeinschaft, kurz: ihr Hartz IV-Anspruch verkleinert. Die jungen Erwachsenen sehen oftmals nur noch einen Ausweg: Die Flucht zu Freunden.
Damit sind sie nicht auf der Straße zu finden und quasi unsichtbar, weswegen von öffentlicher Seite kein Handlungsbedarf ersichtlich ist. Deswegen hat SOZPÄDAL vor einem Jahr das Pilotprojekt „Betreutes Wohnen für junge, erwachsene Wohnungslose“ ins Leben gerufen. Es zeichnet sich durch eine intensive Betreuung aus. Da dieses Projekt aber noch nicht gefördert wird, kann es nur in sehr kleinem Rahmen von derzeit vier Förderplätzen stattfinden.
„Als erste Aufgabe müssen die existenziellen Fragen geklärt werden: Das Wohnen und das Einkommen. Dann klären wir, ob Jugendhilfe in Frage kommt. Häufig lehnen die jungen Leute aber diese intensive Betreuungsform, quasi eine Erziehung, ab und sagen: ‚Ich kann das doch alles. Ich bräuchte nur ne Wohnung.’ Wir wissen aber, dass sie noch sehr viel Begleitung brauchen, denn die meisten haben noch nie selbstständig gewohnt und wissen gar nicht, welche Pflichten da auf sie zukommen.“
Mauter und seine Kollegen von SOZPÄDAL würden gerne mehr jungen Erwachsenen Hilfestellung geben, doch dazu bräuchten sie selbst die Unterstützung von offizieller Seite.
Deswegen veranstalten sie die Filmtage „Prekäre Jugend-Prekäres Leben“ zusammen mit der Kinemathek Karlsruhe e.V. Dokumentationen und Spielfilme rund um soziale Brennpunkte, Familien in schwierigen Situationen, Jugendliche auf der Straße mit Nähe zu Gewalt und Sucht.
Mauter sieht in diesen Filmtagen „eine Möglichkeit dieses Thema öffentlich zu machen und auch dann ein Forum zu schaffen, wo man darüber diskutieren kann und sich zu überlegen: Warum ist das so´ Warum landen so viele Jugendliche im Abseits, sodass sie sich nicht mehr aus ihrer Notsituation selbst befreien können´“
> Kontakt: SOZPÄDAL Ettlinger Str.. 33 - 76137 Karlsruhe - Tel: 0721-38 08 07

> Die Filmtage im „Das Kino“, Prinz-Max-Palais, Karlstr. 10 , KA

Donnerstag, 06.03.
19:00 Uhr: Eröffnung mit Bürgermeister Ullrich Eidenmüller. - 19.15 Uhr Film "Ghettokids" - anschl . Vortrag von Frau Dr. Claudia Wallner (Sozialwissenschaftlerin) über prekäre Lebenslagen in der Jugend - 22.00 Uhr Film "Rosetta"
Freitag, 07.03.
19.00 Uhr - "Prinzessinenbad" - 21.15 Uhr - "Das Fräulein"

Samstag, 08.03.
19.00 Uhr: "Die Klippe" + 19.00 Uhr: "Sammlerglück und Mehrwegflaschen" -
21.15Uhr: "Rosetta"

Sonntag, 09.03.
19.00 Uhr: "Zirkus is nich" (in Zusammenarbeit mit Attac Karlsruhe) - 21.15 Uhr: "Vom Himmel hoch"

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