Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 05.2007
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Francisco de Goya

"Goyas großes Verdienst ist es, die Ungeheuer gezeichnet zu haben … Seine Ungeheuer sind lebendig. Diese Fratzen, diese bestialischen Gesichter, diese diabolischen Grimassen sind - menschlich. Keiner hat mehr gewagt als er." (Charles Baudelaire)
"El sueno de la razon produce monstruos" nannte Goya sein Capricho 43. Träumt oder schläft die Vernunft´ Um die Katastrophen des 20. Jh. zu begreifen, muss man die konsequente Gewalttätigkeit der Moderne (im Namen der Vernunft) mit den Träumen (z.B. eines Hitler oder eines Stalin) in einen Zusammenhang bringen. Heute weiß man, dass die Vernunft, wenn sie träumt, Ungeheuerlichkeiten produziert, die nicht weniger vom Herzen des Humanismus entfernt liegen als Buchenwald von Goethes Haus.
Die menschliche Vernichtung von Menschlichem (angetrieben von "humanen" Visionen, Utopien, Weltverbesserungsideen), sind das Thema der 80 Originalgrafiken "Desastres de la guerra" von Francisco de Goya, die in einer Sonderausstellung im Wehrgeschichtliche Museum in Rastatt präsentiert werden. Mit diesen Radierungen, die zwischen 1810 und 1820 entstanden, wollte Goya den Menschen als Menschen, nicht als Krieger, Feldherr, Herrscher usw. darstellen. Der Mensch mit seiner Abgründigkeit; der Mensch, der bis zum Äußersten geht: Bis zur Selbstvernichtung. Ausdrucksstark zeigt Goya die Ursachen dieses entschiedenen Barbarentums: Fanatismus, Brutalität, Irrsinn. Eine Kriegsberichterstattung, der es um weit mehr geht als um den Invasionskrieg der Franzosen oder den Guerillakrieg der Spanier. Goyas "Desastres"- Radierungen, das sind in erster Linie Schilderungen des Zustands der europäischen Gesellschaft.


(Francisco de Goya, Desastres de la guerra, Wehrgeschichtliches Museum Rastatt, Schloß, 12.5. -5.8)