Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 05.2007
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

„Das ist nur eine Phase“, gehört zu den Phrasen, mit denen man sich so durchs Leben schlägt. Der Titel des ersten Romans von Till Raether geht gleich aufs Ganze: „Das Leben ist nur eine Phase“. Das nimmt schon mal ein für die Lebensbetrachtungen des männlichen Kolumnisten der Frauenzeitschrift „Brigitte“, deren stellvertretender Chefredakteur er zuvor war. Beruflich ist er in letzter Zeit etwas kürzer getreten, um mehr Zeit für Frau und Kind zu haben und um das Buch zu schreiben, von dem man annehmen kann, das viele persönliche Erfahrungen darin stecken. Der Romanheld wird nämlich an einem schönen Sonntagmorgen mit einer brandneuen Lebensliste seiner Lebensgefährtin konfrontiert und auf dieser Liste steht u.a. „Kinder kriegen“. Was für Folgen das hat, das erzählt der Autor am 3. (19.30 Uhr) bei BuchKaiser (Kaiserstr. 199, aber Eingang Waldstr. 47).
Eine Woche später am 10. (19.30 Uhr) kommt Karen Adams zum BuchKaiser. Ihr Weg ist nicht weit, denn die US-Amerikanerin lebt seit 1978 in Karlsruhe, wo sie Englisch unterrichtet und die Ami-Bibliothek betreut. In ihrem ersten Krimi befasste sich Detektiv McAdam, ebenfalls ein Ami in Karlsruhe, mit Morden im Zusammenhang mit dem Karlsruher Straßenbahnsystem. In ihrem zweiten Karlsruhe-Krimi „Blutsbrüder“ treiben echte und falsche Indianer in der Fächerstadt ihr Unwesen.

Aus dem Allgäu kommen Volker Klüpfel und Michael Kobr. Hier spielen auch die Krimis, die sie zusammen schreiben. Kommissar Kluftinger ermittelt in der scheinbaren ländlichen Idylle. „Seegrund“ heißt sein neuer Fall. Am Ufer eines Bergsees wird die Leiche eines Tauchers in einer riesigen roten Lache gefunden. Was ausssieht wie Blut entpuppt sich als eine seltene organische Substanz. Am 18. (19.30 Uhr) kommt das Autorenduo in den BuchKaiser, um der Sache weiter auf den Seegrund zu gehen.

Im Sommersemester wird die Lesereihe „Literatur im Blauen Salon“ an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (Lorenzstraße 15) mit Prosaschriftstellern fortgesetzt. Den Anfang macht Paul Brodowsky, der Kurzprosa, Erzählungen, Theaterstücke und Hörspiele schreibt. 2002 erschien sein Debütband „Milch Holz Katzen“ mit Prosaminiaturen im Suhrkamp Verlag. Im Winter 2005/6 war er in „Writer in Residence“ am Deutschen Haus in New York. Im letzten Jahr wurde sein Stück „Stadt Land Fisch“ an den Münchener Kammerspielen uraufgeführt. Vor kurzem ist sein Erzählband „Die blinde Fotografin“ erschienen, den er am 9. (19 Uhr) im Blauen Salon vorstellt.
Aus dem Ländle, genauer gesagt, aus Stuttgart kommt der mittlerweile in Berlin lebende Thomas Weiss (Jahrgang 1964). Schreibend ist er aber Baden-Württemberg treu geblieben. Die Handlung seines zweiten Romans „Folgendes“ ist die Bodensee-Gemeinde Kressbronn. Es geht um die Familie Weber, Vater, Mutter und drei Kinder, sowie deren Nachbarn, Vorfahren und Enkel, um das Rinderfilet auf dem Tisch und die Leichen im Keller. Die satirischen Untertöne sind nicht zu überhören. Am 23.(18.30 Uhr!) liest Thomas Weiss im Blauen Salon. Wohlgemerkt: Die Lesungen sind nicht nur ein Angebot an die HfG-Studenten, sondern auch an jedermann. Der Eintritt ist frei.

Auch im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais (Karlstr. 10) wird gelesen – außerhalb des Rahmenprogramms der Carl Hau-Ausstellung, das auf einem anderen Blatt steht. Am 7. (20 Uhr) stellt Prof.Dr. Uwe Pörksen die von ihm besorgte Gesamtausgabe des Werks von Rainer Maria Gerhardt vor. Rainer Maria Gerhardt, 1927 in Karlsruhe geboren, 1954 ebenfalls in Karlsruhe durch Freitod, aus dem Leben geschieden, war eine der interessantesten Erscheinungen der frühen deutschen Nachkriegsliteratur. Kein geringerer als der Schauspieler Hanns Zischler, der seit seinen ersten Auftritten in den Filmen von Wim Wenders zu den markantesten Gestalten des deutschen Kinos, aber auch des Fernsehens zählt, liest Textpassagen aus der Gerhardt-Gesamtausgabe. Die Pianistin Daniela Willimek spielt Klavierstücke von Hans Erich Apostel, einem Onkel des Dichters. Eine Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Stephanus-Buchhandlung.
Gemeinsam mit der Büchergilde präsentiert die Literarische Gesellschaft am 16. (20 Uhr) den saarländischen Autor Johannes Kühn. Kühn, 1934 als Bergmannssohn in Tholey geboren und mitterweile Ehrenbürger seiner Heimatstadt, ist dieser Region, ihren Leuten und der Landschaft treu geblieben. Er hat sie in freien Versen bedichtet als ein Melancholiker der Lebensfreude. Zuletzt erschien sein Erzählband „Ein Ende zur rechten Zeit“.
Die Büchergilde und die Freundschaftsgesellschaft Vietnam laden zu einer Lesung von Gedichten aus Vietnam am 9. (19.30 Uhr) ins Internationale Begegnungszentrum (IBZ, Kaiserallee 12d). Der 2003 verstorbene Nguyen Dinh Thi galt als einer größten Schriftsteller Vietnams. Er hat Theaterstücke, Essays, Romane und Theaterstücke verfasst. Am populärsten wurde aber sein lyrisches Werk. Der emeritierte Marburger Germanistik-Professor Günther Giesenfeld, dem mit dem Dichter befreundet war, hat einige seiner Gedichte ins Deutsche übertragen. Zusammen mit vietnamesischen Studentinnen trägt er die Gedichte in Deutsch und Vietnamesisch vor. -ko