Matthias Kehle > Drahtamseln

Die lyrischen Texte von Matthias Kehle bestechen durch Prägnanz. Virtuos gelingt ihm die Transformation von scheinbar Alltäglichem in einen anderen Sinngehalt. Wie bei Pergamentpapier lassen die geschriebenen Worte das Gemeinte durchscheinen. Erkennbar, aber mit einer gewollten Unschärfe der Konturen, die den nötigen Freiraum für Interpretationen lassen. Einen Einblick in sein Innenleben erlaubt Kehle in den sechs Zeilen, in denen er den Tod seines Vaters thematisiert - seine Trauer und wie er mit der Zeit über diesen für ihn schmerzlichen Verlust hinweggekommen ist. Wie knapp und treffend Kehles Stil ist, demonstriert dieser Dreizeiler:
du schlägst in die Mückensäule
die über der Fuchsie flirrt
diese Inventur des Lichts

> Rimbaud Verlag , 64 Seiten, 15 Euro - ajh