Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2007
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

Hellmuth Karasek scheint in den Medien geradezu omnipräsent zu sein, als Experte für Literatur, Film, Zeitgeschichte und dieses und jenes. Jetzt ist er auch noch Experte für das Alter geworden. Eine Rolle, in die er mit 72 Jahren hineingewachsen ist. In seinem neuen Buch „Süßer Vogel Jugend“ schreibt er mit einigem Witz und Selbstironie gegen die Verklärung des Alters an, und geizt dabei nicht mit Zitaten großer alter Männer und Selbsterlebtem. Auf Einladung von BuchKaiser kommt der immer noch umtriebige Hansdampf des deutschen Kulturbetriebs am 24. (19.30 Uhr) ins Kammertheater (Herrenstr.30/32).
Viel zu erzählen hat auch ein weiterer Prominenter. Martin Semmelrogge ist nicht nur einer der populärsten deutschen Film- und Fernsehschauspieler, er war auch ein paar Mal im Knast, weil er die Finger von den Drogen nicht lassen konnte und auch sonst kein Kind von Traurigkeit ist. Der gebürtige Schwabe hat mehrere markante Nebenrollen in „Derrick“- und „Kommissar“-Folgen gespielt. Er zählte auch zur Crew von Petersens Erfolgsfilm „Boot“ und durfte in „Schindlers Liste“ den Nazioffizier spielen. Dazwischen gab es aber auch immer wieder Abstürze und Durststrecken. Kein Wunder, dass seine Autobiografie den Titel „Das Leben ist eine Achterbahn“ trägt, ein Hörbuch hat er auch draus gemacht. Am 27. (20.15 Uhr) kommt er aber höchstpersönlich ins Sandkorn (Kaiserallee 11) , um mit seiner unverkennbaren knarzigen Stimme Geschichten aus seinem wilden Leben zum Besten zu geben.
Wenn einer eine Reise tut, dann hat er bekanntlich auch etwas zu erzählen. Das trifft im besonderen Maße auf Dirk Sager zu, den Leiter des ZDF-Büros in Moskau, der schon oft die Weiten Rußlands durchmessen hat und die ZDF-Zuschauer daran teilhaben ließ. Ein Buch fällt in der Regel auch noch dabei ab. In seinem neuesten Buch „Berlin-Saigon“ schildert er eine Bahnreise über 15 000 Kilometer, deren Ausgangs- und Endpunkt der Titel schon verrät und dabei geht es über weite Strecken durch Russland und Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Reisen Sie mit, am 25. (20 Uhr) kommt Dirk Sager ins Grünhaus der Ettlinger Stadtwerke (Hertzstr.33). Karten im Vorverkauf gibt es beim Veranstalter „Die Buchhandlung“(Schillingsgasse).
Die Thalia-Buchhandlung im Einkaufszentrum am Ettlinger Tor wartet im April mit zwei ganz unterschiedlichen Lesungen auf. Am 20. (20.15 Uhr) lesen Andreas Riga und Christoph Köhler aus ihrem lyrischen Werk und am 26. (20.15 Uhr) kommt mit Markus Heitz einer der erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren („Ulldart“, „Die Zwerge“) und bringt sein neues Epos „Mächte des Feuers“ mit.
Im September 1937 wird in der Nähe des Genfer Sees die Leiche eines gewissen Ignaz Reiss gefunden. Der Mann wurde offensichtlich erschossen. Wie sich wenig später herausstellt, handelt es sich dabei um einen sowjetischen Spion, der sich von Stalin lossagen wollte und dafür mit dem Leben bezahlen mußte. Der gebürtige Karlsruher und Wahlschweizer Eberhard Raetz rekonstruiert in seinem Politkrimi „Hotel de la Paix“ den letzten Tag im Leben des Ignaz Reiss. Am 17.(20 Uhr) stellt er sein beim Info-Verlag erschienenes Buch im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais vor.
Guiseppe Balsamo,besser bekannt als Graf Cagliostro, gehört zu den rätselhaftesten und aufregendsten Erscheinungen des 18. Jahrhunderts, ein Freimaurer, ein Alchimist, ein Hochstapler, ein Schwindler, ein Lebemann, der sich in höchsten Adelskreisen Europas bewegte und schließlich als Häretiker von der Inquisition interniert, elendig in einem Kerker in San Leo bei San Marino starb. Alexandre Dumas hat einen Roman über ihn geschrieben, in Spiel- und Fernsehfilmen taucht er als schillernde Figur auf und nun hat der deutsche Autor Michael Schneider noch einmal dieses tolle Leben Revue passieren lassen, in einem Schelmenroman mit dem Helden als Ich-Erzähler. Am 26. (20 Uhr) lüftet Michael Schneider, nebenbei Professor in der Sparte Drehbuch an der Filmakademie Ludwigsburg, im Literaturhaus „das Geheimnis des Cagliostro“.
Gerade mal ein Stockwerk tiefer, im Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais, am 19. aber bereits um 19 Uhr, hält Gottfried Leiber, der ehemalige stellvertretende Leiter des Stadtplanungsamts und ausgewiesener Weinbrenner-Experte, einen Lichtbildervortrag über Karlsruhes „rätselhafte Stadtgründung“ und präsentiert dabei einfache Antworten auf Fragen, die sich fast jeder Karlsruher schon mal gestellt hat: Warum wurde das Schloß gerade an dieser Stelle gebaut´ Was hat es mit dieser Fächerform auf sich´ Und hat die möglicherweise irgendeine tiefere, ja sogar esoterische Bedeutung´ Der Eintritt ist übrigens frei und wer will, kann im Anschluß eine Treppe höher im Literaturhaus sich kundig machen über südwestdeutschen Humanismus und Reformation.,
Um Philipp Melanchton in Geschichte und Gegenwart geht es in dem Vortrag von Günter Frank (19., 20.15 Uhr), der als Kustos des Melanchton-Hauses in Bretten und Leiter der Europäischen Melanchton-Akademie wohl weiß, wovon er spricht. Der Vortrag (ebenfalls bei freiem Eintritt) markiert den Auftakt einer verstärkten Zusammenarbeit und Vernetzung der Literaturmuseen am Oberrhein.
Nun noch zu etwas ganz anderem: Kurz vor den französischen Präsidentschaftswahlen kommt Henri Ménudier, Deutschland-Experte und Professor an der Sorbonne, am 18. (19 Uhr) ins Centre Culturel Franco-Allemand Karlsruhe (Kaiserstr.160-162) und liefert eine Analyse der in zwei Lager gespaltenen französischen Wählerschaft. Dazu hat gewiss auch Alain Howiller, der ehemalige Chefredakteur von „Dernieres Nouvelles d´Alsace“, der ebenfalls an diesem Abend im CCF ist, etwas zu sagen. -ko