Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 01.2007
Verschiedenes Filme

 

U-Carmen

„Carmen“ von George Bizet ist eine der populärsten Opern der Musikgeschichte, einige der Arien daraus sind richtige Ohrwürmer geworden. Die Grundzüge der Geschichte, die auf einer Novelle von Prosper Merimee basiert, sind schnell erzä

„Carmen“ von George Bizet ist eine der populärsten Opern der Musikgeschichte. Die Grundzüge der Geschichte, die auf einer Novelle von Prosper Merimee basiert, sind schnell erzählt. Die Zigeunerin Carmen, die nach einem Streit in der Zigarettenfabrik, in der sie arbeitet, in Haft genommen wird, verführt den Wachsoldaten Don José, um wieder frei zu kommen. Danach spielt sie noch ein wenig mit dem in heftiger Liebe entflammten Don José. Als sie ihn fallen lässt und sich einem anderen zuwendet, ersticht er sie in rasender Eifersucht. Der Theatermacher Mark Dornford-May hat die Handlung aus dem Spanien des frühen 19.Jahrhunderts in die heutige Wirklichkeit eines Township von Kapstadt übertragen und das Libretto in Xhosa, eine der 11 offiziellen Landessprachen Südafrikas, übersetzt. Der Soundtrack ist eine Synthese aus Bizets Musik und traditionellen afrikanischen Klängen. In Szene gesetzt hat der Regisseur das alles mit der von ihm gegründeten Theatergruppe Dimpho Di Kopane, die Titelrolle spielt und singt seine Frau Pauline Malefane, die üppig mit ihren Pfunden wuchert. Über das Ergebnis lässt sich sehr wohl streiten, der herbe exotische Reiz des Townships Khayelitsha verliert sich recht schnell, die altbekannte Geschichte gewinnt nicht wesentlich dadurch, dass der Stierkämpfer Don José durch einen Opernsänger ersetzt wird, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere im Triumph in die Townships zurückkehrt. Umwerfend ist die alte Musik im neuen Gewand und der naiven Charme des Ganzen. Dem verfiel auch die Jury der Berlinale 2005, die die ungewöhnliche Opern-Interpretation mit dem Goldenen Bären auszeichnete.

(„Kino“ im Prinz-Max-Palais. 11., 19 Uhr/12., 21.15 Uhr/13., 21.15 Uhr/16., 21.15 Uhr/17., 19 Uhr)