Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 10.2006
Verschiedenes Bücher

 

Arnon Grünberg > Gnadenfrist

„Ihm ist klar, dass er dafür bezahlt wird, nichts zu tun.“ Vor allem ist er, Jean Baptist Warnke, im mittleren Mannesalter, also anfällig für Dummheiten mit jungen Frauen. Verheiratet, zwei reizende Töchterchen und Diplomat bei der niederländischen Botschaft in Lima, lernt Warnke in einem Café die junge Einheimische Malena kennen, in die er sich heftig verliebt. Der distinguierte Herr wird schnell zum unvorsichtigen Gockel. Arnon Grünbergs Roman „Gnadenfrist“ erzählt also nichts Neues. Das schmale Buch enthält jedoch die federleichte Geschichte um einen schusseligen Herrn, dem erst kleine Fehler unterlaufen, dann immer größere. Die peinliche Szene etwa, in der Warnke von seiner Haushälterin beim Vergraben eines gebrauchten Kondoms ertappt wird, erinnert ein wenig an John Cleese in „Ein Fisch namens Wanda“. Der 35-jährige Autor erzählt sanft ironisch und mit distanziertem Blick, wie es mit Warnke, seiner Ehe und seinem Beruf bergab geht. Dass es zur Katastrophe kommt, ahnt der Leser spätestens als Malena dem Diplomaten empfiehlt, nicht zum Weihnachtsempfang der japanischen Botschaft zu gehen. -maske >Diogenes-Verlag, 254 Seiten, 17,90 Euro