Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2006
Musik jazz, Blues

 

Creature

Mittagszeit im Tidal Wave Studio in Karlsruhe: Toningenieur Patrick Damiani spielt Rohmixe vor. Einen, zwei drei. Kräftige Gitarren, wuchtige Drums, eine Stimme zwischen strotzendem Selbstbewusstsein und nagendem Weltschmerz. Keyboards – mal als Klang-Apercu, mal als tragendes Balladen-Fundament. Rock eben, aber keiner von der Sorte: „Kennst du den ersten Ton, kennst Du die ganze CD“. Die Karlsruher Band Creature produziert hier ihre erste „richtige“ CD. Sie verlassen sich nie darauf, dass sie jetzt „ihren Sound“ gefunden hätten. Wobei das kein bewusstes Sich-von-allen-Schubladen-fernhalten ist, sondern aus einer veränderten Einstellung zur Entstehung der Musik resultiert. Und aus Besetzungsänderungen. Zuerst stieß mit Julia Gebhardt die Klangfarbe Keyboard dazu, dann gab es einen Wechsel am Schlagzeug. Der Neue, Maximilian Siegmund, hat gar Jazz-Wurzeln. „Die letzten zwei, drei Monate sind wir nur noch band“, sagen Julia und Jürgen
Ursprünglich war die Band mit „moderner Hardrock“ hinreichend schubladisiert. Inzwischen haben Creature das Jammen entdeckt und ihre Musikgeschmäcker differenziert.
Diese erweiterte Freiheit hört man den neuen Songs an: Hat der eine eine Wand von Gitarren mit einem griffigen Hookals Markenzeichen, bewegt sich der nächste wieder in verspielten Breaks oder verzichtet auf gängige Strophe- Refrain-Schemata. Gitarrensoli sind da, wo sie für notwendig befunden werden, aber nicht Prinzip. Da stehen Stücke, die nach großer Open-Air Bühne und Nebel riechen, neben eher knarzigen jambefeuerten Grooves für den verrauchten Keller von neben an. Und Sänger Christian Heinrich hat auch mehr als zwei oder drei Ideen dazu, wie man solche Songs transportiert.
Bei aller Selbstbezogenheit als Band, die den Spaß an sich selbst zunehmend entdeckt- Betriebsblindheit soll nicht aufkommen. Blicke von aussen auf das Schaffen sind gewollt und willkommen. Beispielsweise durch die Teilnahme am Bandpusher-Programm. „Wir versuchen, für Kritik offen zu sein“. Das bedeutet auch, den Leuten vom „Bandpusher“ zuzuhören, wenn die im Proberaum mit kritischem Ohr Änderungsvorschläge zu Arrangements machen. Und es auszuprobieren, auch wenn sich das eigene Empfinden erst mal sträubt.
Die CD soll zum Auftritt beim Fest fertig sein und dort quasi ihren Ersttagsstempel bekommen. „Wir sind jetzt an dem Punkt, wo es richtig losgehen kann. Bisher haben wir unsere Musik gemacht, und 95 Prozent dessen, was drumrum passierte, kam auf uns zu“. Das, versprochen, soll jetzt anders werden. Gerade bei den Live Gigs „haben wir ein Defizit“. Wird sich ändern, versprochen.
tz