Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2006
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Jörg Immendorff

Städt. Galerie Karlsruhe, Lorenz-27, 29.7. - 29.10.

Ich bin ein anderer" - so lautet der inzwischen berühmteste Satz Arthur Rimbauds, der in seinen "Briefen des Sehenden" überliefert ist. Inzwischen ist dieser Satz geradezu ein Markenzeichen der post-strukturalistischen Vernunftkritik geworden: Das (vernünftige) Subjekt ist tot, aber "Es" denkt immer noch. Nach Rimbaud ist es falsch, wenn einer sagt: Ich denke. Richtigerweise sollte man sagen: Es denkt mich. Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen ist der Maler Jörg Immendorff (geb. 1945) ein Gleichgesinnter von Rimbaud. Auch er glaubt nicht daran, dass er seine Bilder aus sich heraus erzeuge. Auch bei ihm spielt Rimbauds prinzipieller Anspruch, halb Mensch, halb Engel zu sein, eine wichtige Rolle. So wie Engel Sprachrohre des Ewigen sind, versteht sich Immendorff als Verfasser von "Bilderromanen oder imaginären Comic-Heften", mit denen er die "Abneigung, das anzustreben, was Schulfreunde als Lebensziel für sich anvisierten", offenbaren will. Genau wie Rimbaud glaubt auch Immendorff nicht mehr daran, dass Kunstwerke vom Künstler mit seiner ganzen Existenz verantwortet werden. Was soll ein politisches Bekenntnis, wenn niemand mehr an Bekenntnisse glaubt´ "Widerstand leiste ich nicht", so argumentierte Immendorff in einem Interview, "indem ich jeden Morgen zu strampeln anfange und mich frage, gegen wen und was ich mich heute wehren kann". Furore machte vor allem sein Gemälde "Café Deutschland" (1978), das bis heute mißverstanden wird. Unzufrieden mit der "einäugigen Weise, ´Café Deutschland´ zu betrachten", die ihn als Deutschland- oder Wiedervereinigungsmaler stempelte, ging Jörg Immendorff ins "Exil". Auch hier gibt es Parallelen zu Rimbaud, wenngleich er seine künstlerische Karriere nicht beendete … Zum ersten Mal sind alle Werke Immendorffs im Besitz der Städt. Galerie zu sehen. Auch "Café Deutschland".

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