Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 06.2006
Musik jazz, Blues

 

Bleu Ciel

Melancholisch, lebensfroh: Himmelblau.

„Bovanossa“ heißt ein Song auf der CD „Aucun Souvenir“ von Bleu Ciel. Mithin ein Hinweis auf das, was die Band um den Saxophonisten und Komponisten Gerd Pfeuffer musikalisch zusammenbraut: Plakativ gesagt „Bossa Jazz à la française“. Ja, auch mit Bossa Nova gewürzt, aber anders abgeschmeckt. Ja, auch mit Chanson, aber anders. Die CD nimmt zwar in ihrer Grundstimmung Anleihen bei der Melancholie des französischen Chansons, mischt das mit der Experimentierfreude des Jazz. Neben vielen gedeckten Pastellfarben gibt es auch satte, bunte Farben in diesen Songs von Gerd Pfeuffer, der sich dennoch als Liebhaber der Moll-Tonarten bekennt. Bleu ciel – himmelbau – ist eben eine in alle Richtungen offene Farbe. Mit der sich ebenso gut Lebenslust, Freude und Überschwang malen lässt wie Tristesse, Humor wie Erotik, Wut wie Zärtlichkeit.
Dem Gesang von Lisa Zenner hört man in jeder Sekunde an, dass er Emotionen direkt aus der Seele schöpft und vermitteln kann, die ganze Palette abrufbar ohne Kalkül. Kalkül liegt allenfalls in der spieltechnischen Qualität, die die beiden unterstützt. Die setzt die Songs dynamisch und zupackend in Szene. Mit Wolfgang Klockewitz (Tasten), Jan Götz (Bass) und Tobi Zeller (Schlagzeug) sind bekannte Könner am Werk.
Die Geschichte von Bleu Ciel geht bis 1995 – und weiter – zurück: In Brüssel gründeten Lisa Zenner und Gerd Pfeuffer die Band. Sie hatten schon vorher in Würzburg zusammen Musik gemacht In Brüssel machte sich die frisch gegründete Band u.a. im französischen Kulturzentrum sowie in verschiedenen Clubs der Hauptstadt Europas bekannt. Die stilistische Ausrichtung habe sich mehr oder weniger natürlich ergeben, erinnert sich Pfeuffer: „In Brüssel hatte ich Kontakt zu Brasilianern, habe mit denen zusammengespielt. Das floss ein, als ich anfing, selbst Songs zu schreiben. Und Lisa Zenner ist in Frankreich aufgewachsen und zur Schule gegangen und hat von daher einen Draht zur französischen Sprache.“
Wenn Lisa Zenner Pfeuffers Songs zum „Ausformulieren“ bekommt, sind sie bereits durch die Arrangementbearbeitung im Er-Proben mit der Band gegangen. Er gibt der Sängerin mit der fertigen Musik einen Arbeitstitel für den jeweiligen Song mit auf den Weg, und musste schon öfter feststellen, dass Lisa Zenners Text dann tatsächlich auch etwas mit dieser Überschrift für die Musik zu tun hatte. Inspiration ist Pfeuffer unter anderem ein jahrzehntelang angehörter ureigener musikalischer Kanon. „Ich habe früher wahnsinnig viel Musik gehört, ich saß stundenlang mit meinem Bruder zusammen und wir hörten uns durch alles Stile.“ Die Vieleitigkeit hat er sich bewahrt, er hat nicht nur mit Brasilianischen Musikern gejazzt, sondern auch in vielen Soulbands gespielt. Sein Kopf ist voll von Musik, sagt er. Von den Melodien aus der Vergangenheit, von dem was ihn anschwirrt, wenn er sich an ein stilles Plätzchen am Rhein setzt, sein Saxophon auspackt und übt. „Da sind mit schon Lieder eingefallen, die nehmen ich dann mit meinem Handy auf, damit ich sie nicht vergesse, bis ich wieder zu Hause bin..“ Die eigenen Songs einem Publikum vorzuspielen, das kommt, um genau diese Lieder zu hören, das ist für Gerd Pfeuffer, den „vollamtlichen Musikanten“, mit die höchste Belohnung. Bei den Konzerten in der Durlacher Orgelfabrik, da habe man sich mittlerweile einen richtigen Fankreis erspielt. www.bleuciel.de
>Bleu Ciel am 2. Juni, 20.15 beim Sommerfest im Kabarett der Orgelfabrik, Amthausstr. 17-19,Karlsruhe-Durlach und am 18. Juni, 17.00 beim Watthalden Open Air im Watthaldenpark, Ettlingen. -tz