Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2006
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Harry Kögler

Ausstellung des Monats

Von der Dekonstruktion zur Komposition,
Werke 1947-99,
Museum Ettlingen, 4.2. bis 30.4.


"Noch immer warten wir auf Harry Kögler" - antwortete Michael Hübl im Dezember 1998 auf die Frage: "Welcher Künstler der Region hätte es nach Ihrer Meinung unbedingt verdient, 1999 in den Mittelpunkt gerückt bzw. ausgestellt zu werden."
Ende 1999 gab es endlich eine Harry-Kögler-Schau. In Rastatt! Einen weiteren eindrucksvollen Überblick über das Schaffen des ehemaligen Rektors der Karlsruher Kunstakademie (von 1971-76) mit mehr als 100 Gemälden, Zeichnungen und Collagen aus 4 Jahrzehnten gibt es jetzt - in Ettlingen!
Darüber, dass Harry Kögler noch nie in Karlsruhe mit einer Einzelausstellung präsentiert wurde, darf man sich nicht wundern. In dieser Stadt sind lebende Professoren ein Tabu. Wir müssen also noch ein paar Jahrzehnte warten, bis wir Einzelausstellungen von F. Ackermann, S. Bächli, S. Balkenhol, J. Bock, H. Dorner, E. Gross, E. Reilung oder M. van Warmerdam zu sehen bekommen. Aber lassen wird das.
Berlin, Rom (Villa-Massimo-Preis), Florenz (Villa-Romano-Preis), Karlsruhe und Paravena waren die Stationen im künstlerischen Lebenslauf von Harry Kögler (geb. 1921 in Rodersdorf; gest. 1999 in Karlsruhe). In den 50er Jahren als eines der jungen, hoffnungsvollen Talente der Abstrakton im Deutschland der Nachkriegszeit vielfach ausgezeichnet (und ausgestellt), hatte der ehemalige Meisterschüler von Max Pechstein stets den internationalen Maßstab vor Augen: Harry Kögler kannte sich aus und deshalb hatte er präzise Vorstellungen davon, was eine Kunstakademie braucht; Internationalität. So war es nur konsequent, dass er als Rektor Lüpertz, Baselitz, von Dülmen, Kaminski usw. aus Berlin nach Karlsruhe holte und so maßgeblich das Erscheinungsbild der Kunstakademie prägte. Der Blick über den Tellerrand, das war es, war er auch seinen Studenten zu vermitteln versuchte. Sein Oeuvre ist in dieser Hinsicht vorbildlich. Feinfühlige Präzision, vornehme Disziplin, skeptische Zurückhaltung. Aber immer sind Harry Köglers Bilder auch offen für das Chaotische. Für spontane und zugleich spröde Subtilitäten. Sie erwuchsen einer Geisteshaltung, die sich dem antibürgerlichen Radikalismus ebenso verweigerte wie dem philisterhaften Provinzialismus. Mit seinen Bildern demonstrierte Harry Kögler das Ausbalancieren von Pluralität. Kunst "für die Zukunft", für die er seine ureigene Bildsprache fand. - FL