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Archiv: 01.2006
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Lichtkunst aus Kunstlicht

KM/Museum für Neue Kunst 350 Objekte glimmen, glühen, flackern, strahlen, gleissen und blenden

Lichtkunst aus Kunstlicht

Sie glimmen, glühen, flackern, strahlen, gleissen und blenden. 350 Objekte und Installationen leuchten in dieser „größten je zum Thema Kunstlicht gemachten“ Ausstellung. Wohl zurecht bezeichnet Peter Weibel, Vorstand des Zentrums für Kunst und Technologie (ZKM), die Veranstaltung im gleichen Atemzug als die „enzyklopädischste“: Auf 7000 Quadratmetern dokumentiert die in den dunkelsten Tagen des Jahreskreises eröffnete ZKM-Schau „Lichtkunst aus Kunstlicht“ früheste bis hin zu aktuellen Arbeiten, denen allesamt das so unfassliche wie wirkstarke Phänomen Licht wesentlich ist. Es flirrt und blinkt stellenweise so bunt wie auf dem abendlichen Rummelplatz, doch es gibt auch geradezu meditative Arbeiten in diesem in seiner Fülle spektakulären Panorama der Glühlampen, Leuchtstoffröhren und Scheinwerfer. Licht geht einzig von den Kunstwerken aus, keine zusätzliche Lampe beleuchtet das Museum.
Die Pioniere der Lichtkunst Anfang des 20. Jahrhunderts nutzten die neue Lichttechnik als Fortführung der abstrakten Malerei im bewegten Bild. Rhythmisierte Flächen, Linien, Formen bestimmen die Projektionen und Filme von Viking Eggeling, Hans Richter, Walter Ruttmann, Oskar Fischinger und Lászlo Moholy-Nagy, der von „Malerei mit Licht“ sprach. In ihrer historischen Rückblende würdigt die Ausstellung den Prager Zdenèk Pésánek, der 1936 mit seinem „Modell einer lichtkinetischen Skulptur“ das erste Kunstwerk mit sichtbaren Neonröhren schuf, und das ZKM ließ begehbare Lichträume der italienischen Gruppo T aus dem Jahr 1966 rekonstruieren, so dass sie nach vier Jahrzehnten erstmals wieder zu erleben sind.
Ob Pop Art oder Arte Povera, ob Logo in Neonschrift als ready made aus der Konsumwelt, interaktive Laserschwerter oder Olafur Eliassons Simulation von Lichtstimmungen am Wolkenhimmel - „Lichtkunst aus Kunstlicht“ scheint dem Leitstern einer allumfassenden Darstellung zu folgen. So reicht das Spektrum von John M. Armleders die Sinne verwirrender und Schwindel erregender Installation eines Raums, in dem sich ein Dutzend Discokugeln drehen, bis zur düsteren Metapher des Alfredo Jaar, dessen mit ihrer Leuchtseite nach unten gekehrten und an Grabplatten erinnernden Lichtkästen den Völkermord in Ruanda kommentieren. afr
Lichtkunst aus Kunstlicht, ZKM/Museum für Neue Kunst, bis 1. Mai 2006, geöffnet Mittwoch bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

Freier Eintritt beim „Tag der offenen Tür“ im ZKM am 6. Januar: von 10 bis 18 Uhr können Besucher ihre mitgebrachten CDs mittels einer „Music-Pipeline“ durch Soundeffekte im Kubus technisch verändert hören. Im „Flying Light Circus“ im Medientheater gibt es verschiedene Lichtaktionen der Künstlerin Claudia Wissmann, und in einer Podiumsdiskussion geht es um das Thema »Der Sieg über die Sonne – Licht in Wissenschaft, Kunstgeschichte und Theologie«.

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