Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 10.2005
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Getanzte Percussion

Deutsche Meisterschaft im Steptanz

Eierkartons hängen an der Decke. Füße und Arme fliegen. Die Blicke gehen in den Spiegel. Aus den Lautsprechern kommt Swing. 25 bis 30 Stunden pro Woche trainiert und unterrichtet Florian Schmidt Stepptanz. In Karlsruhe sind die Fun Tappers zu Hause. Gut 150 Mitglieder zählt der Verein, 1998 wurde er gegründet. In diesem Jahr richtet er zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft im Stepptanzen aus. 700 bis 800 Teilnehmer erwartet Präsident Peter Krcmar am 29. Oktober in der Europahalle und hofft, dass Florian Schmidt nicht nur die Fun Tappers beim Wettkampf betreut, sondern dass der Weltmeisterschaftsdritte selbst an den Start geht. Klappe auf sprach mit Florian Schmidt über Tanz, Musik und Fred Astaire.

Herr Schmidt, Sie könnten ja auch Rumba oder Walzer tanzen. Warum steppen Sie´

Schmidt: Das spannende beim Steppen ist die Verbindung von Tanz und Musik. Ich erzeuge Töne. Das ist dann gleich das schwierige. Wenn ich einen Kick mache, ist das Bein in der Luft, dann gibt’s keinen Ton. Wenn ich dagegen bei einem Solo zwei Minuten auf der selben Stelle stehe, ohne Drehung oder eine andere Bewegung, ist das langweilig.


Fred Astaire gehört zu ihren Vorbildern...

Schmidt: Ja, er ist faszinierend. Fred Astaire hat es trotz schwerer Rhythmen fertig gebracht, sich tänzerisch zu bewegen.

Sie haben also einen Film gesehen und gesagt, das mach’ ich jetzt auch´

Schmidt: Nein, eine Schulfreundin hat gesteppt. Sie wusste, dass mich das interessiert und hat mich mitgeschleppt. Hinterher meinte sie, das sei wohl nichts für mich. Ich hätte mich gelangweilt, weil ich nur auf den Boden geguckt habe.

Sie fanden es dann doch spannend´

Schmidt: Ja, ich habe die ganze Zeit auf die Füße geschaut. Am Anfang waren es die Töne. Es war unglaublich, wie viele Töne man mit den Füßen machen kann. Im Vergleich zu den Händen sind die Füße ja eher grobmotorisch...

Von Grobmotorik kann bei Ihnen keine Rede sein... Wenn Fred Astaire Ihr Vorbild ist, nehmen Sie auch „seine“ Musik´

Schmidt: Die Musik beim Steppen ist völlig egal. Für den Wettkampf kann man aussuchen, was man möchte. Hauptsache, die Zeit wird eingehalten. Sie ist vorgegeben. Bei einem Solo oder einer Formation ist das unterschiedlich. Ich habe ein Faible für Jazz, ich mag’s auch gern funky. Big-Band Sound sollte man für die Formation nehmen, alleine geht man da unter...

Die Eierkartons haben wohl auch was mit dem Sound zu tun´

Schmidt: Die brauchen wir um den Schall zu dämmen. Sie tanzen mit zwei Stahlkappen am Schuh. Bei einer Formation steppen über 20 Leute. Bei uns passen 25 Leute in den Saal. Wir gehen bei den deutschen Meisterschaften wahrscheinlich mit mehreren Gruppen und rund 50 Teilnehmern an den Start.

Sie selbst nehmen vielleicht nicht teil. Haben Sie nach mehreren Platzierungen auf dem Weltmeisterschaftstreppchen keine Lust mehr´

Schmidt: Doch, es liegt an der Zeit. Ich studiere Molekular- und Zellbiologie in Heidelberg und hab’ gerade Diplomprüfungen. Außerdem gehen die Fun Tappers mit vielen Gruppen an den Start. Die sollten auch betreut werden...

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Biologie und Steppen´

Schmidt: Ein gutes Gedächtnis ist nicht schlecht, damit man sich die Schritte merken kann, und Koordination spielt beim Steppen eine Rolle. Wenn jemand ein Instrument spielt, ist das auch sehr gut, weil es um Rhythmus geht. Aber die Basics kann jeder lernen, egal wie alt er ist. Bei uns geht es mit Jugendlichen los und unsere älteste Teilnehmerin ist 80, Hanne. Sie bereitet sich auch auf die Deutschen Meisterschaften vor. Zuerst wollte sie nicht, aber jetzt, weil die Wettkämpfe in Karlsruhe sind...

Dann ist Steppen breitensporttauglich und Wettkampfsport´

Schmidt: Eigentlich ist steppen Sport und Kunst

Interview: lütt

Deutsche Meisterschaft im Stepptanz 2005, 29. Oktober, Europahalle. Karten ab 15 Euro an llen bekannten VVK-Stekken oder www.eventim.de

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