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Archiv: 09.2005
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Der Dylonologe

Klaus-Peter „Jumpes“ Weber

Klaus-Peter „Jumpes“ Weber (*1957), Jubez, Popnetz, New.Bands.Festival, Gute Seele, Bob Dylan-Fan(atiker) - Im Jubez für den regionalen Musiker-Nachwuchs zuständig hat er auch mit den von ihm mit konsequenter Beharrlichkeit gebuchten Blues- und Folk-Konzerten eine Lücke im Karlsruher Veranstaltungsleben geschlossen und konsequente Aufbauarbeit geleistet. Im Gespräch stellt Chris Marmann Jumpes persönlich vor, ein Artikel, mit dem eine lose Serie über Entscheider in der lokalen Musikszene starten könnte.

Der Dylonologe

Warum heißt du eigentlich Jumpes´
Jumpes: Den Namen habe ich seit einem Zeltlager in den späten 60er Jahren. Der Betreuer kam irgendwie aus dem Grenzgebiet Elsaß / Baden und hat gedacht, dass ich Hans-Peter, also auf Französisch Jean-Pierre heiße. Und in diesem Grenzgebiet sagt man zu Jean-Pierre eben Jumpes. Die jetzige Schreibweise habe ich mir dann selbst ausgewählt, da gibt es nämlich verschiedene Ansätze, und fertig war mein neuer Name – denn so nennt mich jeder und das ist völlig ok so.
Wie bist du überhaupt ins Jubez gekommen, was ist deine persönliche Geschichte´
Jumpes: 1976 war ich Fahrer für das Mobile Spielmobil, wollte aber unbedingt Erzieher werden. In meinem Anerkennungsjahr war ich dann für den Stadtjugendausschuss im Jugendtreff Südstadt tätig. Ich wollte aber auf jeden Fall Sozialpädagogik studieren, also besuchte ich von 1984 bis 1986 die Berufsakademie und machte meinen Abschluss als Diplom-Sozialpädagoge. Damals war das Jubez ein Jugendzentrum und Kulturhaus für die Kids aus dem Zentrum und aus der Süd- und Oststadt, noch kein wirklicher Musikclub. Und doch gab es schon den Newcomer-Wettbewerb, in dessen Jury ich damals sogar war. Zwischen 1986 und 1992 ging ich schließlich in die Offene Jugendarbeit in Neureut. Als ich lieber jugendorientierte kulturelle Projekte koordinieren wollte, ergab sich für mich genau diese Stelle im Jubez. Am 1. August 1993 habe ich dort angefangen.
Was waren dann dort deine ersten Projekte´
Jumpes: Neben der Planung und Moderation des Newcomerfestivals waren das viele lokale Musik- und Jugendprojekte und die Arbeit am Programmheft. Mein erstes richtiges Projekt war eine Beatles-Ausstellung 1994, denn ich wollte den jungen Leuten mal ein wenig Musikgeschichte vermitteln. Und es kamen auch über 1000 Besucher in 1 Woche.
Womit wir beim Thema sind – was sind deine persönlichen Musikhelden´ Was gefällt dir in der aktuellen Musikszene´ Welche Fachmagazine liest du so´
Jumpes: Bob Dylan, Bob Dylan, Bob Dylan und dann lange nichts. Habe ich vergessen Bob Dylan zu erwähnen´ Er ist der größte Musiker für mich, der ich selbst Gitarre spiele, und er ist derjenige mit dem größten Einfluss auf die gesamte Rock- und Popmusik. An neueren Sachen gefallen mir Coldplay und so manch andere Britpop-Band, Thievery Corporation, Madrugada und einige Reggae-, African Groove- und Worldbeat-Sachen. Ich habe den Rolling Stone abonniert.
Was willst du mit deiner Arbeit und Erfahrung erreichen und vermitteln´
Jumpes: Es macht mir großen Spaß, mich für junge Bands einzusetzen. Das hat zur Folge, dass auch unser Programm immer mit vielen Aktionen für Jugendliche und vor allem Shows mit lokalen Bands gespickt ist. Gerade die intensive Arbeit für das New.Bands.Festival, die Zusammenarbeit mit dem Substage und das Popnetz in Kooperation mit Christoph Rapp vom Kulturamt sind hier wegweisende und äußerst wichtige Dinge.
Was fehlt dir im lokalen Musikbusiness und in der Stadt und was ist dein positiver Ausblick´
Jumpes: Mir geht es generell um Emotionen in der Musik und das will ich auch Jüngeren vermitteln. Unsere lokale Szene muss einfach eine Eigendynamik entwickeln. Es fehlt definitiv eine erfolgreiche junge Karlsruher Band im Moment, die andere mitreißen könnte. Es gibt ein paar Kandidaten, aber die müssen erstmal richtig durchstarten, auch außerhalb von Karlsruhe. Wichtig ist, dass sich Institutionen wie das Popnetz und andere Kenner der Szene für diese Bands einsetzen und alle untereinander besser kommunizieren. Die Bands müssen sich auch gegenseitig unterstützen und junge Leute generell müssen bei diesem Überangebot an Stilen und den vielen Ablenkungen vermehrt auf Liveshows in Clubs gehen. Es wird zu viel auf große Festivals und in Discoclubs gegangen. Kneipen und Clubs für handgemachte Musik sind gerade in unserer Region ausreichend vorhanden. Jetzt gilt es, sich wirklich aufzuraffen und da draußen loszulegen.
Es gilt also der alte Aufruf an alle Bands und Fans: „Be part of the scene, not just the scenery!“´
Jumpes: Genau. Oder um es mit meinem alten Kollegen Bob Dylan zu sagen: „Don’t follow the leader, just watch your parking meter!“