Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2006
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Trompeter Thomas Siffling

Fr 10. Feb., 20.30 Uhr Kulturzentrum Tempel,

Thomas Siffling & the Public Sound Office,

Mit Thomas Siffling wurde vor wenigen Monaten nach dem Saxophonisten Peter Lehel zum zweiten Mal ein Karlsruher Musiker mit dem baden-württembergischen Jazzpreis ausgezeichnet. Für die Klappe auf unterhielt sich Johannes Frisch mit dem seit seinem Studium in Mannheim lebenden Trompeter, der in diesem Monat erstmals seit der Preisverleihung wieder in der Heimatstadt gastiert.

Gestopft oder verzerrt´

„Musik ist eine sehr emotionale Kunstform. Sie löst die unterschiedlichsten Gefühle in uns aus, zaubert Stimmungen, weckt Sehnsüchte. Dies gilt auch - und gerade - für den Jazz. Ziel meiner Musik ist es, diesen emotionalen Aspekt hervorzuheben“, heißt es programmatisch auf deiner Homepage. Bist du ein Bauchmusiker´

Thomas Siffling: Ja absolut. Es ist eine Kopfsache, bis die Musik entsteht, aber wenn sie gespielt wird, wird sie vollkommen zur Bauchsache.

Du bist 1972 in Karlsruhe geboren und aufgewachsen, lebst aber seit deinem Studium in Mannheim. Was bedeutet Karlsruhe für dich als Musiker´

Siffling: Natürlich liegen meine musikalischen Wurzeln in der Big Band des Helmholtz Gymnasiums. Und zum Tempel, wo eine sehr schöne neue Clubsituation entstanden ist, und zum Jazzclub bestehen natürlich persönliche Kontakte, aber ich habe leider sehr wenig musikalisch mit Karlsruhe zu tun.

Als Musiker hast du die Veröffentlichung deiner Musik selbst in die Hand genommen und hast ein eigenes Label. Du hast auch bei der Vermarktung schon früh eigene Wege gesucht. So hast du vor Jahren anstatt gelegentlich an eingeführten Konzertorten zu spielen in der Kneipe Hofgalerie von Hans-Dieter Frischmann in Durlach mit deiner Band regelmäßige Konzerte gegeben. Wieso findest du es für einen Jazzmusiker wichtig, abseits der vorgegebenen Pfade zu wandeln´

Siffling: Ich empfinde es als notwendig, neue Wege zu gehen, weil ich der Meinung bin, dass die alteingesessenen Jazzclubs heutzutage so nicht mehr funktionieren. Man muss den Jazz heute wieder einem jüngeren Publikum zugänglich machen, und das geht nur über die geeignete Location.

Du hast bei der Jazzpreisverleihung schelmisch dem Publikum erzählt, dass man einen zeitgenössischen Trompeter daran erkenne, dass er vielfach auf die Knie ginge, um einen Haufen elektronischer Zauberkästchen einzustellen und zu bedienen. Was sind das für Klänge und Farben, die du nur mit Hilfe der Elektronik hervorbringen kannst. Reichen die auf akustischem Wege erzeugbaren Klänge dir nicht aus´

Siffling: Die Trompete an sich sollte immer ausreichen, da sie als Instrument so vielseitig ist. Doch bietet die Elektronik den Vorteil, sie in einen anderen Kontext zu hieven, die Trompete wird durch Klangveränderer zum elektronischen Instrument, durch Delays kann man zu sich selbst spielen und du erweiterst ihr Spektrum. Doch erfordert dies auch eine ganz eigene Spielweise, die auch geübt werden muss.

Bei der Jazzpreisverleihung in der Mannheimer Feuerwache hast du mit deinem langjährig hervorragend eingespielten Trio mit dem Bassisten Jens Loh und dem Perkussionisten Markus Faller ein glänzendes Konzert gegeben, das akustischen Jazz mit poppigen und elektronischen Einflüssen verband. Nun kommst du mit dem Projekt Public Sound Office nach Karlsruhe. Inwieweit unterscheidet sich dessen Musik von der Musik deines Trios, und ist dies noch als Jazz zu bezeichnen´

Siffling: Public Sound Office hat ein unterschiedliches Konzept, das auf Nu Jazz, Chillout und relative Entspannung ausgerichtet ist. Die Visuals und die DJs rücken es in den Kontext zeitgemäßer elektronischer Musik. Es handelt sich aber schon noch um Jazz, auch wenn die solistische Improvisation zurückgedrängt ist und das ganze mehr eine komplette Show ist, die die Leute dazu einlädt, sich zu entspannen.

Du hast ein weites musikalisches Spektrum. Du hast ebenso mit den Söhnen Mannheims und der Mardi Gras BB gespielt wie mit dem Starpianisten Joachim Kühn aufgenommen. Du bist bei vielen Projekten gefragt, leitest eine Big Band und spielst neuerdings sogar mit dem ehemaligen Chef der deutschen Börse. Verzettelt man sich so nicht und ist letzteres für dich eher ein Gag oder ein ernsthaftes Projekt´

Siffling: Ich empfinde eine gewisse Vielseitigkeit als kreativ förderlich, zumal ich meinen musikalischen Stil so noch nicht gefunden habe. Ich spiele verschiedene Musikrichtungen sehr gerne, und bin froh, dass ich das Glück habe, diese mit vielen verschiedenen Menschen spielen zu können. Was jazzXCHANGE mit Werner Seifert und August Wilhelm Scheer angeht, ist das durchaus eine ernstzunehmende Band mit vier Profis und zwei Semiprofis, die dabei ist, ihren eigenen Sound zu entwickeln. Natürlich sind durch die finanzielle Situation der beiden viele Sachen möglich, die sonst so nicht möglich wären. Das sollte man nutzen, eine schöne Band auf die Beine zu stellen.

Seit dem vergangenen Herbst bist du stolzer Träger des Jazzpreis Baden-Württembergs. Hat dir die Auszeichnung außer einiger Kohle bisher schon etwas eingebracht´

Siffling: Ja klar. Natürlich ist es eine große Ehre für mich, mit einem der renommiertesten Jazzpreise, die es hierzulande gibt, für meine kontinuierliche Arbeit ausgezeichnet zu werden. Allein das große Presseecho bis hin zum Artikel in „Die Zeit“, und man steigt in der Achtung gewisser Leute mit so einem Preis, auch wenn das vielleicht blöd klingt. Ich hatte schon das Glück mit der guten Presseresonanz auf das Trioalbum vor einem Jahr, und jetzt der Preis. Besser hätte es eigentlich nicht laufen können.



> aktuelle Tonträger: Thomas Siffling & the Public Sound Office, „Human Impressions“, Phazz-a-delic, phazz013
Thomas Siffling Trio, „Change“, Jazz`n´arts/Sunny Moon

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