Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2011
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Autorin Petra Hauser

"Falsche Wimpern"

Petra Hauser, geboren 1945, hat mit ihrem Debüt „Das Glück ist aus Glas“ einen regionalen Bestseller gelandet. Es ist eine Familiengeschichte, die in Karlsruhe spielt. Ihr zweites Buch, die äußerst spannende Novelle „Falsche Wimpern“, ist gerade erschienen.

Klappe Auf: Ihre beiden Bücher spielen in Karlsruhe und sind, obwohl keine Regio-Krimis sehr erfolgreich, vor allem der Roman. Wie kommt's´

Petra Hauser: Die meisten Leser freuen sich darüber, „ihre“ Stadt wieder zu erkennen und zu erfahren, wie die Menschen in Karlsruhe in einer politisch bewegten Zeit gelebt haben. Eigentlich wollte ich keinen „Karlsruhe-Roman“ schreiben. Ich wollte die Geschichte einer Frau erzählen, die durch ihre Erziehung in ihrer Kindheit und Jugend auf ein Leben in Wohlstand und Sorglosigkeit vorbereitet wurde und sich dann außerordentlich tapfer bewährt hat in ganz anderen Umständen. Das hätte irgendwo sein können. Dass beide Geschichten hier spielen, erleichterte mir auch die Recherche, weil Karlsruhe „meine“ Stadt ist, über die ich viel weiß aus eigener Anschauung.

Klappe Auf: "Falsche Wimpern" spielt 1968 und 2008 in Karlsruhe und handelt von fünf jungen Männern, der 68-er Revolte und der Liebe zu einer Frau. Was
hat Sie an dieser Konstellation fasziniert´

Petra Hauser: Wie der Titel anklingen lässt, geht es in der Novelle „Falsche Wimpern“ um die bestimmte Form von „So-tun-als-ob“, die von der nach dem Krieg heranwachsenden Generation angeprangert wurde, als sie begann, ihre Eltern über deren genaue Position im Hitler Deutschland zu befragen. Das ist das grundlegende Thema, das in vielen Varianten durchgespielt wird: in der ganz privaten Sphäre, zwischen Liebenden, in der Familie, unter Freunden, zwischen der Eltern/Lehrer Generation und der Generation der Jugend, zwischen Vertretern verschiedener sozialer Schichten. Der politische Aspekt wird nur angedeutet, ist aber mit der Jahreszahl 1968 immanent präsent.

Klappe Auf: Waren Sie 1968 politisch aktiv´

Petra Hauser: Ich war im hohen Maße sensibilisiert, aber nicht politisch organisiert.

Klappe Auf: Weshalb haben Sie die Geschichte "Novelle" genannt und nicht Roman. Ein Roman verkauft sich doch besser´

Petra Hauser: Die Form der Novelle eröffnet bestimmte Möglichkeiten, die man beim Roman nicht unbedingt hat. Konzentration auf das außergewöhnliche Ereignis. Der Spannungsbogen, der zur Lösung eines zentralen Konflikts hinführt. Beschränktheit des Ortes und der Zeit und reduzierte Zeichnung der Charaktere. Viel Symbolik, Spiel mit Leitmotiven, die dem Thema dienen. Ich glaube nicht, dass das Genre einen Einfluss hat auf die Verkaufbarkeit eines Buches. Man schreibt ja nicht (nur), um verkauft zu werden, man will vor allem gelesen werden.