Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2011
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Orgelfabrik Durlach

Kultur im Industriedenkmal

Die Orgelfabrik Durlach´ Ist da nicht Kabarett´ Sind da nicht Ausstellungen´ Ist da nicht Theater´ Sind da nicht Musikveranstaltungen´ Genau! Das alles und noch einiges mehr gibt es - versteckt in der Durlacher Altstadt - in Halle und Seitenflügel des denkmalgeschützten Industriedenkmals zu hören und zu sehen.

Was im 18. und 19. Jahrhundert als ‚Voitsche Orgelfabrik‘ eine der europaweit bedeutendsten Orgelbaustätten war, sollte gegen Ende des 20. Jahrhunderts tatsächlich irgendwann abgerissen werden. Eine private Bürgerinitiative rund um die Architekten Ruser und Rosewich sowie Künstler wie Georg Schalla und Uwe Lindau wusste dies erfolgreich zu verhindern und startete erste kulturelle Aktionen in dem Gebäude. Auch das Tollhaus bewies damals mit diversen Veranstaltungen die Tauglichkeit der Orgelfabrik als Kulturzentrum.

In den 80ern erwarb die Stadt Karlsruhe die Orgelfabrik und begann mit der schrittweisen, behutsamen Sanierung. Die war notwendig, gab es doch in den Anfangsjahren nicht einmal eine Heizung in dem Gebäude. Dabei war der Besucherandrang beachtlich, selbst im kalten Winter. „Künstler wie Besucher haben damals diese widrigen Umstände akzeptiert. Man hat sich eben mit Glühwein und wärmenden Decken ausgeholfen“ so Elke Sieber, Leiterin des Kulturbüros der Stadt. Seit dem Einbau einer Heizungsanlage sind diese Zeiten aber zum Glück passé. Heute hat sich die Orgelfabrik als ein veritables Kulturzentrum etabliert, welches die unterschiedlichsten kulturellen Initiativen unter seinem Dach vereint.

Zunächst ist da die Stadt Karlsruhe als Trägerin der Orgelfabrik. Das städtische Kulturbüro im Kulturamt stellt die Halle im Erdgeschoss und vier Räume im ersten Stock für jährlich etwa sechs Ausstellungen junger Künstler – viele davon Gruppenausstellungen – aber auch Tanztheater und Performances zur Verfügung. Bis zum 10. April läuft hier noch die Ausstellung ‚Blickwinkel - Eine Selbstortung zur Naturwahrnehmung’, in der vier Künstler ihre Malereien und Skulpturen zeigen. Schon am 16.4. startet die nächste gemeinsame Ausstellung von sieben Künstlerinnen und Künstlern: ‚Opfer des Frühlings‘. Die Vernissage um 20 Uhr ist eine gute Gelegenheit, die Orgelfabrik einmal von innen zu entdecken. Und wer – etwa als Student oder Absolvent der HfG oder der Kunstakademie – selbst Interesse hat, dort auszustellen, kann sich bis zum 15. Juni bei Mechthilde Karius im Kulturbüro bewerben (0721- 1334062).

Neben der Stadt Karlsruhe sind drei weitere Initiativen im Haus tätig: Die ‚Spiegelfechter‘, das Theater THIDOR sowie ein Förderverein, der selbst ebenfalls Veranstaltungen initiiert. Die ‚Spiegelfechter‘ mit dem Kabarett in der Orgelfabrik unter der Leitung von Ole Hoffmann sind wohl die bekannteste Initiative. Auf ihre Kleinkunstbühne mit dem anheimelnden Ambiente im zweiten Obergeschoss des Seitenflügels holen sie zum einen mehrmals im Monat - wie man in diesem Heft unter der Rubik Comedy/Kabarett wieder sehen kann - namhafte Kabarettisten aus dem deutschsprachigen Raum, zum andern spielen sie seit 2000 mit dem hauseigenen Ensemble eigene Produktionen politisch-literarischen Kabaretts. Auch Musik ist hier gelegentlich zu hören - etwa am 1.4. die Liedermacherin und Geschichtenerzählerin Sarah Hakenberg oder der Jacques-Brel-Abend mit Elmar Wittmann & Band am 23.4.

THIDOR, das Theater in der Orgelfabrik, veranstaltet mit seinem Ensemble unter der Leitung von Gabriele Michel und Franco Rosa seit 1987 jedes Jahr im Sommer Theaterabende in der großen Halle. Bis heute werden die Produktionen speziell für die atmosphärischen, leicht morbide anmutenden Räumlichkeiten entwickelt. Das besondere ist die ‚Beschränkung‘ auf reines Autorentheater, also ein Programm, das aus lauter Uraufführungen besteht. Am 13. August geht es wieder los – dann kann man das neueste, schaurig-groteske Werk aus der Feder von Gabriele Michel und Franco Rosa erleben. Sein Titel lautet ‚Der Meister und Margarita‘, nach dem gleichnamigen Roman von Michail Bulgakow.

Der 1993 gegründete Verein „Die Orgelfabrik - Kultur in Durlach e. V.“ setzt sich mit etwa 60 Mitgliedern für die künftige Erhaltung und Restaurierung des Kulturdenkmals ein, führt aber auch eigene Veranstaltungen durch: Neben ‚Artvent‘, dem Kunsthandwerkermarkt im Advent, ist dies vor allem die Reihe OrgelFabrikSalon. Einmal im Monat finden im Salon im ersten Obergeschoss donnerstags Konzerte oder Filmabende statt. Am 14.4. (20 Uhr) und am 15.4. (16 Uhr) präsentiert das auf Alte Musik spezialisierte “Ensemble de Luxe” ein Konzert nach Jo Nesboes Buch ‚Doktor Proktors Zeitbadewanne‘. „Ein wichtiges Anliegen ist uns der inhaltliche Bezug zu Durlach, sei es durch die Themenauswahl oder die gezielte Einbindung von Durlacher Künstlern“, so Matthias Meier, Pressesprecher des Vereins. Den schönen Salon im ersten Stock der Orgelfabrik kann man übrigens über den Kulturverein (0721-493102) auch für private Veranstaltungen mieten. -ie
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