Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 10.2010
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Bernd Gnann

Aufschwung im Kammertheater

Zu Beginn der neuen Spielzeit, seiner zweiten als Intendant des Karlsruher Kammertheaters, die Ende September mit der Premiere des legendären Grips-Musicals „Linie 1“ begann, unterhielt sich Klappe Auf mit dem Schauspieler und Theaterleiter Bernd Gnann.

Herr Gnann, kleiner Rückblick auf Ihre erste Saison in Karlsruhe: Wie zufrieden waren Sie mit dem Karlsruher Publikum´

Bernd Gnann: Wenn man bedenkt, dass es sich verdoppelt hat - von einer Auslastung von 35 Prozent auf 70 Prozent - dann kann ich mich wirklich nicht beschweren. Wir haben den Bekanntheitsgrad des Kammertheaters enorm gesteigert. Schön ist, dass besonders bei jüngeren Frauen der deutlichste Aufschwung zu spüren ist. Das liegt sicherlich auch an der Stückauswahl. Mit „Cyrano“, „Nur für Frauen“, der „Made“, und dem Hildegard-Knef-Abend sind eher Frauen anzusprechen als die Männer.

Sie waren früher am Staatstheater in Stuttgart, einem Haus mit großem Ensemble. Ein solches Theater hat seine eigene Dynamik. Wie ist für Sie die Arbeit in einem Theater ohne eigenem Ensemble, in dem das künstlerische Personal ständig wechselt´

Gnann: Ich empfinde es als einen großen Vorteil, bei jedem Stück die geeignetsten Schauspieler für die jeweilige Rolle verpflichten zu können. Was mir etwas fehlt, ist die Familie, die im Laufe der Jahre entsteht. Aber ich selbst könnte diese eh nicht so sehr genießen, da die Arbeitsbelastung zu groß ist, daran wirklich teilzunehmen. Die Flexibilität aber macht sich gerade an einem kleineren Haus sehr bezahlt.

Das Thema Straßenbahn ist in Karlsruhe ja derzeit nicht ausschließlich mit positiven Gefühlen besetzt: Ist Linie 1 da das Stück zur Zeit oder warum haben Sie es ausgewählt´

Gnann: Wir wollen nicht die U-Bahn in der Stadt etablieren, sondern den Karlsruhern zeigen, was eine Großstadt mit einer U-Bahn hat. Da gibt es viel Positives, aber auch viel Negatives. Wir haben das Musical aus den 80ern in die Gegenwart geholt, aber vieles war eh noch aktuell und die Musik finde ich nach wie vor anziehend und modern.

Im November haben Sie mit einem neuen Solostück Premiere. Wie wollen Sie das vermeintlich angestaubte Thema „Heimatabend“ einem städtischen Publikum schmackhaft machen´

Gnann: Ich komme von einem Bauernhof in einem kleinen Dorf, wo viele schräge Vereine und Menschen merkwürdige, aber liebenswürdige Dinge tun. Jeder der die „Made“ gesehen hat, kann im „Heimatabend“ weiterlachen.

Im vergangenen Jahr hatten Sie mit dem Schweizer Emil viel Erfolg, in diesem Jahr wird das mit Didi Hallervorden sicher nicht anders werden. Daneben waren aber auch wiederholt Corinna Harfouch mit eigenen Programmen zu erleben und Richie Müller in der Eigen-Produktion „Cyrano“. Wird es auch in diesem Jahr bekannte Gesichter in Eigenproduktionen geben, und auf welche Gäste freuen Sie sich besonders´

Gnann: Wir versuchen, auch in dieser Spielzeit prominente Gesichter in unsere Stücke zu bekommen. So spielt die aus der Comedy-Serie „Schillerstraße“ bekannte Birthe Wolter die Julia in unserer „Romeo und Julia“ - Inszenierung und natürlich freue ich mich auf Katharina Wackernagel, die am 11.10. mit ihrem Zweipersonen-Projekt „Gut gegen Nordwind“ bei uns gastiert. Was mich aber wirklich freut, ist, dass unser „Cyrano de Bergerac“ landesweit starke Beachtung findet. Außer Gastspielen in Stuttgart und Berlin haben wir verschiedene Anfragen. So wird das Kammertheater über die Stadt hinaus bekannt.