Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2010
Verschiedenes Herbies Cartoon

 

Von Tröten und Kröten

Bild - Von Tröten und Kröten
Soviel steht bei dieser Fußball-WM schon fest, bevor das letzte Spiel abgepfiffen und der neue Weltmeister (vermutlich: Nordkorea) gekürt ist: es wird die eintönigste WM aller Zeiten gewesen sein.

Das liegt nicht am bis dato (16.Juni) fast durchweg beklagenswerten Niveau der Vorrundenbegegnungen, sondern an einer Tröte namens Vuvuzela. Dabei handelt es sich nicht etwa um das Nationalinstrument Venezuelas, sondern um den unüberhörbaren Ausdruck südafrikanischer Identität und Lebensfreude, sofern man ihren beredtesten Verteidigern glauben darf. Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, dann pfeift das Land am Kap bereits aus dem letzten Loch.

Die Vuvuzelas verleihen jedem Spiel, sei es nun gut oder schlecht, dasselbe akustische Dressing, ein Geräusch, ähnlich dem eines ins Gigantische mutierten Hornissenschwarms, das jede andere Lautäußerung übertönt. Ob Beifall oder Buhrufe, ob Anfeuerungen oder Fan-Gesänge, ob Trainer-Rufe ins Spielfeld oder Verständigungsversuche unter den Spielern auf dem Platz, alles geht unter in diesem stetig auf- und abschwellenden Gesumse, das zudem verrät, dass die Vuvuzela-Bläser mit nichts anderes beschäftigt sind als eben damit dieses Geräusch zu erzeugen. Das Spiel wird so zur Nebensache, zur visuellen Dreingabe einer besinnungslosen, kollektiven Lautäußerung.

Dem Trompeten eines Elefanten soll der Ton, der der Tröte entweicht, angeblich nachgebildet sein, aber wann hat man schon jemals einen Elefanten geschlagene neunzig Minuten lang trompeten gehört. Zudem trötet das Wildtier in der freien Steppe und ganz bestimmt nicht direkt in das Ohr eines Artgenossen. Die Tradition, die dieser Fanartikel haben soll, ist die Erfindung cleverer Marketingstrategen, deren Auftraggeber sich vor und während der WM nach dem Motto „Kröten für Tröten“ dumm und dämlich verdienen, wie übrigens mittlerweile auch die Produzenten von Ohrstöpseln gegen diese Lärmplage. (Ich könnte mir übrigens gut vorstellen, dass der Weltfußballverband FIFA, der jede Kritik an dem Dauergedöns abwiegelt und abwimmelt, über Lizenzen an dem Geschäft mitverdient.)

Wer eine Vuvuzela sieht, der kann sicher sein, dass ein dummer Kopf dahinter steckt, ob er sich nun in einem südafrikanischen WM-Stadion oder einer der hiesigen Public Viewing-Lokalitäten befindet, die übrigens Personen, die zur lautstarken Rudelbildung neigen, magisch anziehen. Ich nenne sie mal, streng wissenschaftlich, die kleinen großen Arschlöcher (KGA) , die es nicht mit sich selbst aushalten, die ständig Lärm und Wind um sich machen müssen.

Die Vuvuzela, deren Geräusche ja vielleicht weniger dem Trompeten als den Darmwinden eines Elefantenbullen nachgebildet sind, ist der adäquate akustische Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Man sollte sie verbieten; nicht die kleinen großen Arschlöcher, das geht ja leider nicht, sondern die Vuvuzela. Die ist nämlich kein Musik- , sondern ein Folterinstrument – und die Folter ist aus gutem Grund in unserem Rechtsstaat verboten.

Bis es soweit ist, sollte aber jedem, der einem Vuvuzela-Bläser sein Instrument entreißt und um die Ohren haut, Straffreiheit zugesichert werden. Es handelt sich um einen Akt der Notwehr.

PS – Anmerkung eines anderen Klappe auf Mitarbeiters, der etwa 300 vom Public-Viewing Gelände am Schlachthof entfernt wohnt: Nachdem beim ersten Deutschlandspiel von 15 – 03 Uhr fast nonstop trötende Horden vor meinem Fenster vorbei torkelten wünsche ich mir ein Alphorn für die Rache.