Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2010
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Weltreise im Zeltival

Koreanische Trommler und Kubanischer Son

Das Zeltival ohne Zelt, eine paradoxe Angelegenheit´ Nicht ganz. Zelte wird es beim Sommerfestival des Karlsruher Kulturzentrums Tollhaus auch in diesem Jahr geben, doch Bühne und ein Großteil des Publikums werden in der neuen Halle des Tollhaus Platz finden. Am sommerlichen Urlaubsambiente des liebevoll hergerichteten Außengeländes soll sich auch in der neuen Form nichts ändern. Natürlich auch nicht am inhaltlichen Konzept der mehrwöchigen Veranstaltungsreihe die bis zum 8. August ein fast tägliches Angebot bereithält.

Mit Stars wie der stets für eine Überraschung guten Deutschrock-Ikone Nina Hagen, die am 29. Juli mit Band und brandneuem Album im Gepäck auf ihrer „Rock & Gospel-Tour 2010“ in Karlsruhe Station macht, lockt das Zeltival in diesem Jahr ein breites Publikum. Aber auch neben den Publikumsknallern, zu denen das alljährliche Aufeinandertreffen von Seán Treacy Band und Groove Inc. zur poppigen Cover Big Band am 28.7. zählen, gibt es eine ganze Menge zwar hierzulande noch nicht so bekannter, aber nicht weniger reizvoller Künstler zu entdecken.

Mit zwei höchst tanzbaren Doppelkonzert-Parties endet der Juli beim Zeltival. Zunächst gibt es am 30. ein Neuseeland Double Feature mit The Black Seeds, die mit ihrem rauhen Reggae-Soul-World-Dub-Mix erfolgreich auf den Spuren ihrer hierzulande bereits bekannteren Landsleute von Fat Freddies Drop wandeln und beim Berliner Jazzanova-Label Sonar Kollektiv unter Vertrag sind, sowie der als Newcomerin im Bereich Urban-Music geltenden Ladi6. Am 31. treffen dann die bestens eingeführten Balkan-Beatz-Experten Äl Jawala auf die Band der blutjungen Belgierin Selah Sue, die eine eingängige Mischung aus Soul, Ska, Raggamuffin und R’n’B spielt und dabei mit ihrer warmen und vollen Soul-Reggae-Röhre und einer grandiosen Bühnenpräsenz schlicht umwerfend ist.

Mit einer bunten Reise kreuz und quer rund um den Globus nimmt das Zeltival im August noch einmal volle Fahrt auf. Zum Auftakt kommt am 1. aus London die Acid Funk Jazz-Legende Incognito um Mastermind Jean-Paul “Bluey” Maunick, der für das gerade erschienene Album „Transatlantic R.P.M“ wieder allerlei Gesangs-Prominenz von Chaka Khan bis Ursula Rucker zusammengetrommelt hat. Live steht seine Band nach wie vor immer für ein hochkarätiges Vergnügen auf der Höhe der Zeit.

Nachträglich ins Zeltival-Programm gerutscht sind am 2.8. die koreanischen Powertrommler Samul Nori Noreu Machi. Sie zelebrieren eine wuchtige, spirituelle Perkussionsmusik, die ihre Ursprünge in der Zusammenführung von Mensch und Natur bei Zeremonien und Festen hat und von mitreißenden Grooves, schamanischen Gesängen und akrobatischen Tänzen geprägt ist. Ein rappelvolles Zelthaus erwartet das Tollhaus beim Gastspiel von LaBrassBanda am 3.. Ob beim Roskilde-Mega-Rock-Festival beim Reggae-Open-Air oder im Kino zu Filmen von Doris Dörrie beweisen LaBrassBanda, dass bayerische Blasmusik im Kern einen beispiellos funky Groove besitzt. Nachdem mit der New Yorker Grupo Fantasma am 4. eine zukunftsweisende Latin-Club-Fusion die Beine zum Tanzen animiert (siehe Tagestipp), kommt am 5. dann die Bernerin Sophie Hunger nach Karlsruhe, die in den vergangenen beiden Jahren mit ihren in Englisch, Französisch, Deutsch und Schwyzerdütsch gesungenen Popchansons europaweit für viel Furore sorgte. Vor allem die Feuilletons der großen Zeitungen und Magazine sind von der intelligenten Schweizerin angetan, die sich textlich und musikalisch auf höchstem Niveau als experimentierfreudig erweist, ohne ihre Popqualitäten zu vernachlässigen.

„Son & Rock’n’Roll“ ist das Motto der legendären kubanischen Formation Sierra Maestra, die vor über 30 Jahren den Son vor dem Vergessen retteten, bevor die Buena Vista Social Club Welle ihn als Quelle und Ursprung der kubanischen Musik weltweit populär machte. Die kubanische Musik ist bei Sierra Maestra in all ihren Stimmungen und Schattierungen bestens aufgehoben, wovon man sich am 6. überzeugen kann. Auf ganz eigene Weise exotisch und in ihrer schottischen Heimat schier omnipräsent sind die Red Hot Chili Pipers aus Glasgow, die sich mit Dudelsäcken, E-Gitarren und Schlagzeug durch die Musikgeschichte rocken. In Schottland brachten sie eine regelrechte Dudelsackbewegung ins Rollen.

Den stimmungsvollen Schlusspunkt des Zeltivals setzt am 8. mit OqueStrada eine junge Formation aus Portugal. In ihrer Musik, die den Fado höchstens am Rande streift, spiegelt sich die Seele eines sich verändernden Portugals wider. Das Sextett um Sängerin Marta Miranda spielt die Musik einer Hafenstadt, in der der erfüllte Traum des Wegfahrens und der Wiederkehr in vielen Sprachen lebt. Portugiesischer Folk-Pop trifft auf ganz unterschiedliche Musikstile wie Funaná und französischen Chanson. Beim Zeltival werden sie für eine stimmungsvolle Abschlussparty sorgen.

> bis 8.8., Zeltival, Karlsruhe, Schlachthausstraße 1

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