Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 06.2010
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

Tatort Karlsruhe: Drei Menschen werden auf offener Strasse von Terroristen ermordet. Erst Jahrzehnte später stellt sich heraus, wer geschossen hat, weil die bewusste Person lange von den Behörden gedeckt wurde. Das erinnert doch sehr an den gerade wieder aufgerollten Fall Buback. Der Verdacht liegt nahe, dass Ulf G. Stuberger bei seinem Krimidebüt „Code Marmelade“ sich vom realen Geschehen inspirieren ließ, schließlich hat er als Journalist die großen RAF-Prozesse begleitet. Am 18. (20 Uhr) liest er an einem ungewöhnlichen Ort, dem Eiscafé Casal (Kaiserstr.124 c). Warum Eiscafé´ „Drei Kugeln in der Waffel: Vanille, Erdbeer, Haselnuss“, bestellen zwei Protagonisten des Romans. Ach so ja, alles klar.

Der gebürtige Pfälzer Michael Karst lebt im Pfinztal und schreibt seit einigen Jahren Kochbücher, Kurzgeschichten und Krimis. Unter dem Motto „Das Winzern ist des Mörders Lust“ stellt er am 2. (20 Uhr) erstmals als Leser in eigener Sache einige seiner Kurzkrimis vor. Auch hier ist der Veranstaltungsort ungewöhnlich. Es ist das Blechdosenmuseum (Schützenstr.37) in der Südstadt.


Wir bleiben in der Südstadt. Die Lesereihe der Literarischen Gesellschaft und der Stephanus-Buchhandlung im KOHI-Kulturraum am Werderplatz wird am 7. (20 Uhr) fortgesetzt mit einem Auftritt von Lena Gorelik. Die gebürtige Russin erzählt in einem charmanten, herzerwärmenden Plauderton von ihrem Leben zwischen Deutschland und Russland. Ihr Erzählband „Verliebt in St. Petersburg“ ist, wie der Titel verrät, eine Hommage an ihre ehemalige Heimatstadt. Hingehen und anhören, die junge Dame ist eine Wucht.

Die Heimatstadt von Harald Schwiers ist bekanntermaßen Karlsruhe. Seine Hörstunde (3., 20.30 Uhr) im Figurentheater Marotte gerät zur literarischen Nabelschau, denn es geht in allen Texten um Karlsruhe. Dabei sind literarische Entdeckungen zu machen, wobei zu hoffen ist, dass die Autoren mehr zu bieten haben als die schlichte Illustration des Mottos „Dehoim isch dehoim“. In Worpswede geboren und aufgewachsen ist Moritz Rinke. Bekannt wurde der ehemalige Redakteur des Tagesspiegels durch seine moderne Bühnenversion der „Nibelungen“ für die Festspiele in Worms. Sein Roman „Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel“ erzählt mit großer dichterischer Freiheit über Gegenwart und Geschichte der Künstlerkolonie Worpswede. Am 9. (19.30 Uhr) liest er in der Badischen Landesbibliothek (Erbprinzenstr.15) aus seinem überbordenden Roman Oskar Negt (Jahrgang 1934), der alte Weggefährte von Alexander Kluge, verwaltet wie kaum ein anderer das Erbe von 68. Der emeritierte Professor der Sozialwissenschaften an der Universität Hannover ist immer noch bekennender Linker. Aus sozialphilosophischer Sicht hat er sich in seiner jüngsten Arbeit des größten deutschen Dramas angenommen. Negt persönlich stellt „Die Faust-Karriere“ vor in einer Sonntagsmatinee (13., 11 Uhr) im Badischen Staatstheater, in dem immer noch eine „Faust“-Bearbeitung über die Bühne geht.

Gleich vier Autoren auf einmal gibt es am 8. (19 Uhr) bei der Lesung der Literaturstipendiaten des Landes Baden-Württemberg im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais. Glaudia Gabler, Almut Tina Schmidt, Karin Seglitz und Norbert Zähringer lesen aus ihren ausgezeichneten Arbeiten. Der Eintritt ist frei, wie auch bei der Buchvorstellung am 16. im Literaturhaus. Manfred Bosch, bekannt als literarischer Chronist der Bodensee-Region, hat eine Anthologie „Oberrheingeschichten“ zusammengestellt, in der Autoren wie Grimmelshausen, Goethe, Herder, Lenz, Schickele, die am Oberrhein gelebt oder zumindest gewirkt haben, zu Wort kommen. Der SWR-Sprecher Christoph Haß liest Auszüge aus dem Buch, das einen Zeitraum von 500 Jahren und die Landschaft zwischen Basel und Karlsruhe durchmisst.
Keinen klassischen Rang beansprucht die Lyrik und Kurzprosa, die die Lyrikwerkstatt der Volkshochschule verfertigt und am 23. im Literaturhaus (wiederum bei freiem Eintritt) öffentlich präsentiert, umrahmt von Musik und Bildern.

Ein renommierter Lyriker der Gegenwart ist Jan Wagner. 2001 erhielt er in Karlsruhe den Förderpreis des Hermann Hesse-Preises. Im letzten Jahr kam der erstmals verliehene Wilhelm-Lehmann-Preis hinzu. Wagner liest am 22. Gedichte von Wilhelm Lehmann (1882-1968), der einst als großer Dichter galt und heute fast vergessen ist, und eigene Poeme.


„Helle Verwirrung“ stiftet die Lyrikerin Monika Rinck mit ihrem bislang letzten Gedichtband „Rincks Ding- und Tierleben“, in dem es u.a. um Tierliebe und Fleischeslust geht. Am 14. (19 Uhr) liest die Autorin, die 2008 mit dem Ernst-Meister-Preis für Lyrik ausgezeichnet wurde, im Blauen Salon der Karlsruher Hochschule für Gestaltung. Der Eintritt zu dieser außergewöhnlich gut besetzten Lesereihe ist nach wie vor frei.
ko