Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 11.2009
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

Im trüben Moment November geht der Kulturmensch in sich oder zu einer Lesung. Das Angebot, auch außerhalb der Bücherschau, ist groß.


„Lesung Süd“ ist die neue Lesereihe überschrieben, bei der die Literarische Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Stephanus-Buchhandlung außer (Literatur)haus geht und ein neues, jüngeres Publikum für Lesungen zu gewinnen versucht. Gespannt darf man sein wie die junge Vorarlbergerin Verena Roßbacher am 2. November im KOHI-Kulturraum in der Südstadt (Werderstraße 47) ankommt. Ihr hochgelobter Roman „Verlangen nach Drachen“ ist ein Kaleidoskop von Geschichten, in deren Zentrum die Aushilfkellnerin Klara steht. Das Kaffeehaus Neugröschl, in dem sie bedient, übt eine magische Anziehungskraft auf schräge Typen und gescheiterte Existenzen aus. Der Roman kam in die engere Auswahl des Aspekte-Literaturpreises. Das will schon etwas heißen.


Ins Literaturhaus ins Prinz-Max-Palais (Karlstr.10) kommt am 4. Peter Stamm, ein Autor der mittleren Generation (Jahrgang 1963) aus der Schweiz, der einen einfachen und nüchternen Stil kultiviert, der manche Kritiker begeistert, die anderen nicht. Seine neue Erzählung „Sieben Jahre“ ist von biblischer Schlichtheit. Alex ist mit der schönen und intelligenten Sonja verheiratet. Eigentlich müsste er glücklich sein, aber er fühlt sich zur spröden Iwona hingezogen, die neben Sonja wie eine graue Maus wirkt. Als Iwona von ihm das Kind bekommt, das sich Sonja immer gewünscht hat, setzt Alex alles aufs Spiel. Am 5. (19 Uhr) kommt mal wieder Jagoda Marinic ins Literaturhaus. Im Rahmen der Ausstellung über Migranten in Karlsruhe liest die Tochter kroatischer Einwanderer aus einem noch unveröffentlichten Werk.

Die Buchhandlung Thalia (Kaiserstr.167) öffnet sich zusehends für Lesungen. Neben den Veranstaltungen im Rahmen der Bücherschau stehen noch folgende Veranstaltungen im Thalia-Angebot. Bert E.A. Klag - Künstler und Autor - liest aus „Die Fünf“ (4., 20.15 Uhr), seiner liebevollen Hommage an die älteste Straßenbahn der Stadt. Die Erfolgsgeschichte der historischen Romane, fiktiver oder fantasievoll ausgeschmückter Geschichten realer oder erfundener Personen vor geschichtlichem Hintergrund, hält an. Sabine Ebert, gebürtig in Aschersleben, läst ihre Romane in der sächsischen Heimat spielen, Die Stadt Freiberg, die einst für ihre Silbervorkommen berühmt war, um 1200 ist Schauplatz ihres neuen Romans „Blut und Silber“ (10.). Peter Prange ist schon längst ein Vollprofi in Sachen historischer Romane. In „Die Gottessucherin“ (19.) liefert er das Porträt der jüdischen Kauffrau Gracia Mendes, die im Lissabon der Renaissance um jeden Preis ihren Glauben zu leben versucht.

Die Wechselfälle der jüngeren Geschichte hat Eleonora Hummel am eigenen Leib erlebt, in einer kasachischen Stadt geboren, kam sie als Russlanddeutsche in den 80er-Jahren in die DDR und war dort eine absolut exotische Erscheinung. Dieser Erfahrung und die des Zerfalls der DDR spielt auch in ihren zweiten Roman „Die Venus im Fenster“ hinein. Eleonora Hummel liest am 11. um 19 Uhr im Ständehaus (Ständehausstr. 2)


Horst Evers ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Er schreibt über die banalsten und alltäglichsten Dinge und lässt den Leser bzw. Zuhörer lachend erkennen, dass das Leben richtig betrachtet eine Komödie ist. Und manchmal findet er dafür hinreißend schöne Formulierungen, z.B. „Schwitzen ist, wenn Muskeln weinen“. Das ist auch der Titel seines neuen Programms, das er am 13. (20.30 Uhr) im Tollhaus-Foyer (Schlachthausstr. 1) zum Besten gibt.

Die lebende Kabarettlegende Dieter Hildebrandt gibt auch jenseits der 80 keine Ruhe und rekrutiert dabei auch noch neue Mitstreiter. Mit Roger Willemsen präsentiert er am 26. im CongressCentrum Pforzheim als szenische Lesung eine Weltgeschichte der Lüge von der Konstantinischen Schenkung bis zu Uwe Barschel („Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort“) und darüber hinaus. Veranstaltungsbeginn ist, wenn nicht anders angegeben, 20 Uhr.