Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 08.2009
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Max Mayers mayerei

Die Kunst den Künstlern überlassen

Früher gab es hier Pelze, seit eineinhalb Jahren beherbergt der kleine teilverspiegelte Karlsruher Südstadt-Showroom in der Schützenstrasse 38 den Projektraum mayerei, einen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst. Sein Betreiber Max Mayer, 25 Jahre jung und Student der Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung, zeigte hier bisher zehn Ausstellungen die deutlich machten, dass einer mit einem wohl sondierten Blick für aktuelle Strömungen und auch mal Mut zum Eigenwilligen am Werk ist.

Als nicht-kommerzieller Projektraum will die mayerei ein Versuchsort aber auch eine repräsentive Plattform für die eingeladenen Künstler sein. Und das sollte gelingen, mit der schnell gewonnenen Unterstützung von internationalen Größen: So hielt der Philosoph Peter Sloterdijk im Januar 2008 die Rede zur Eröffnungsausstellung ,Last Order‘, die Mayer mit Prof. Mischa Kuball als dessen Abschiedsausstellung von der HfG organisierte, und Gregor Jansen, Chefkurator des ZKM-Museums für neue Kunst, kuratierte im vergangenen Winter zusammen mit ihm und der Ferenbalm-Gurbrü-Station die zweiteilige Gruppenausstellung ,Once in a Lifetime‘. Biografische Vorraussetzungen wie die Tatsache, dass Mayers Vater die nicht ganz unbedeutende Düsseldorfer Galerie Hans Mayer führt, der international renommierte Künstler Max Bill sein Patenonkel war und er bereits als Kind mit dem damaligen Kunst-Shootingstar Keith Haring zusammen zeichnete, lassen vermuten, dass hier günstige Weichen gestellt waren. Doch Max Mayer hat den Kunstbetrieb erst nach dem Abitur für sich entdeckt und sucht ohne familiäre Mentoren seinen eigenen Weg.

Das Charisma der mayerei liegt in der engagierten Zurückhaltung des jungen Ausstellungsmachers, dem es im Kern um die bestmögliche Vorstellung eines ihn überzeugenden Werks und niemals um die Untermalung kuratorischer Thesen geht. Sein Herz schlägt für neue Ansätze der Konkreten Kunst und des Formalismus. Max Mayer hat sich in kürzester Zeit fest in die Karlsruher Kunstszene eingeschrieben. Er schätzt an der Stadt die Intensität mit der hier Kontakte gepflegt werden und das Interesse und die Zeit, die seine Besucher mitbringen. Trotzdem zieht es den gebürtigen Düsseldorfer immer wieder hinaus in bundesweite Netzwerkprojekte. Sein letzter Wurf im Juli ,Stand und Gestaltung‘ war eine Art Standpunkt-Schau-Kampf der Düsseldorfer Künstler- und Kuratorengruppe Konsortium contra fünf mayerei-Künstler, die sich auf unterschiedlichste Weise auf formalistische ,Gestaltungsmuster‘ stützen. Austragungsorte: Karlsruhe, Düsseldorf und Deutschlands jüngster und hipster Kunstverein: St. Pauli in Hamburg. Derzeit gastiert Mayer zusammen mit dem Musik- und Kunstkritiker Hans-Jürgen Hafner als kuratorisches Team in der Temporary Gallery in Köln. „Der Schnitt durch Oberflächen bringt nur neue Oberflächen hervor“ lautet die itelgebende Aussage, die im Bezug auf den jungen Ausstellungsmacher nicht als Unausweichlichkeit des Oberflächlichen zu interpretieren ist.

Mit dem 36-jährigen Hafner verbindet Mayer noch eine andere tiefgehende Leidenschaft: das Plattenlegen. Kostproben sind regelmäßig im ehemaligen Gloria am Werderplatz und im Düsseldorfer Salon des Amateurs zu hören. br

> mayerei, Schützenstrasse 38, Karlsruhe. Nächste Ausstellungseröffnung ist im Oktober.

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