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Archiv: 10.2008
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Thomas Munz

Macht koi Ferz

„Ich bin kein richtiger Schauspieler und auch kein Laiendarsteller, ich bin Volksschauspieler“, sagt Thomas Munz, Geschäftsführer der „Badisch Bühn“.
„Man braucht richtige Originale, und die haben sich bei uns gefunden“, schwärmt er von seinem 20 Mitglieder starken Ensemble im Alter zwischen 20 und 84. Es sind keine klassischen Schauspiele, nicht einmal Lustspiele, die sich für seine Truppe und die Mundartbühne eigneten. Vielmehr seien es Schwänke und Possen, „Schengglbaddscher“, welche dort zu sehen sind, und das ist gar nicht abwertend gemeint, zumal auch ein Stück von Harald Hurst über viele Jahre auf der „Badisch Bühn“ lief.
Ursprünglich wollte sich Thomas Munz als Statist ein paar Mark dazuverdienen und stand als Schüler erstmals im Badischen Staatstheater auf der Bühne. Kurze Zeit später hatte er eine kleine Rolle bei den ersten Ettlinger Schlossfestspielen.
Damals gab es im alten Hagsfelder Bahnhof auch noch die „Brigandebühn“, das erste Karlsruher Mundarttheater, und Thomas Munz erinnert sich lebhaft, wie er von dessen Leiter, Richard Baier, ermuntert wurde dort mitzumachen. Dass dieser sich mit seinen Schauspielern, allen voran Peter „Schupi“ Schuster und Thomas Munz überwarf, war ein Glücksfall, Schupi gründete 1982 „d' Badisch Bühn“.
Einen Bäckerlehrling in dem Erfolgsstück „Babbe mach koi Ferz“ spielte der 2,03 Meter große Hüne damals, zahlreiche Rollen in Mundartstücken folgten. „Wir haben das Glück, einen künstlerischen Leiter zu haben, der eine Theaterausbildung hinter sich hat“, sagt Munz.
Mit den Jahren und Jahrzehnten sei dadurch die Qualität der Darbietungen immer besser geworden - inzwischen probt das Ensemble vor jeder Premiere gut siebzig Mal. „Nur eine Schwierigkeit haben wir,“ sagt Munz, „die Leute ein einziges Mal zu uns zu bringen, dann kommen sie immer wieder.“
OB Fenrich sei ein großer Fan des Theaters. Er kam kürzlich mit dem gesamten Gemeinderat ins aktuelle Stück „Scherwe bringe Gligg“ - kein reiner „Schengglbaddscher“, wie Munz betont, hier werden vielmehr die Politiker durch den Kakao gezogen. Höhepunkt seiner über 25-jährigen Theaterkarriere war, „dass wir es Sonntag abends zur besten Sendezeit mit mehreren Stücken geschafft haben, ins Südwestfernsehen zu kommen.“ Allerdings würde er nach dieser Erfahrung jedes weitere Fernsehangebot ablehnen, denn absurderweise gingen die Zuschauerzahlen daraufhin zurück.
„D' Leut habe sich g'sagt, dann warde ma doch, bis des neue Stück im Fernseh' kommt“, sagt Munz schelmisch. Auf der Kippe stand das Volkstheater vor neun Jahren, als „Schupi“ an einem Herzinfarkt starb. „Dieser liebenswerte Chaot, der 365 Tage lang von morgens bis abends für sein Theater lebte, hat problematische finanzielle Verhältnisse hinterlassen“, formuliert Munz vorsichtig.
Doch der gelernte Baustoffkaufmann und Regionalleiter eines Karlsruher Baucenters beerbte Schupi als Geschäftsführer und stellte die Bühne auf solide Beine.
„Ich träum' von nix“, lacht Munz, befragt man ihn auf seine weiteren Ziele, „ich bin von Natur aus ein zufriedener Mensch“, der als gebürtiger Durlacher und leidenschaftlicher Badener natürlich kein Spiel des KSC im Wildparkstadion verpasst.
Dem 51-jährigen ehemaligen deutschen Meister im Bahnengolf ist es auch völlig schnuppe, dass sich kein Theaterkritiker mehr blicken lässt: „Früher wurden wir regelmäßig in die Pfanne gehauen. „Je mehr die Kritiker zu nörgeln hatten, desto besser hat es den Zuschauern gefallen.“- maske

Im Oktober ist Thomas Munz jeweils freitags und samstags in dem Lustspiel „Die Pfann war sei Schiggsal“ zu sehen. Beginn jeweils 20.15 Uhr. Badisch Bühn, Durmersheimer Straße 6, Karlsruhe
Tel.: 0721-55 25 00

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