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Archiv: 08.2008
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Meinrad Heck

Investigativer Journalist

Dass er seit seinen Veröffentlichungen zum Flowtex-Skandal selbst in der Öffentlichkeit steht, behagt Meinrad Heck nicht gerade. Das ist nicht verwunderlich, denn Heck ist einer der wenigen investigativen Journalisten einerseits, andererseits einer, der es mit der "Wahrheit" sehr genau nimmt: "Ich mag keine Journalisten, die in Talkshows als Geheimdienst- oder Politikfachleute auftreten." Neben den Staatsanwälten und einigen anderen Journalisten hat Meinrad Heck maßgeblich dazu beigetragen, Licht in die abstrusen Vorgänge des Flowtex-Skandals zu bringen. "Ich habe Fakten zusammengetragen", sagt Heck, "es ist ganz einfach meine Aufgabe als Journalist, kritisch nachzufragen."
Geboren wurde Meinrad Heck 1957 im nordbadischen Mosbach. Ursprünglich wollte er Pianist werden - noch heute spielt er für sich "ganz privat, auch um Verspannungen zu lösen". Sogar in seinem Büro steht ein Klavier. "Mein Vater war ein phantastischer Pianist, der mich sehr behutsam an das Instrument heranführte." Doch die Aufnahme an der Musikhochschule scheiterte unter anderem daran, dass er keine Noten lesen konnte. Journalist wurde er "zufällig". "Weil ein Freund von mir zwei Abendtermine hatte, schickte er mich zu einem davon, nämlich zur Jahreshauptversammlung eines Gesangsvereins." Richtig begonnen hat er einen Tag nach dem Abitur, als er in Redaktion des linksliberalen "Heidelberger Tageblatts" kam, dort volontierte und arbeitete, bis die Zeitung "pleite gemacht wurde."
Den heiklen Themen nahm er sich schon in der Mosbacher Lokalredaktion an. "Warum das so ist´ Dazu kann ich keine Erklärung liefern", sagt er, "ich habe auch keine Mission oder Vision." Heck verweist auf unsere Verfassung, die den Medien und den Journalisten eine "Kontrollfunktion" zuweist, "für mich ist das pure Selbstverständlichkeit." Dass ein Teil seiner Kollegen das nicht unbedingt so sieht, mache seine Leistung nicht größer, sondern sage etwas über den Zustand unseres Landes, so der Journalist, der für seine Arbeit renommierte Preise erhielt. Presse- und Meinungsfreiheit gebe es ohne Zweifel, jedoch keine Informationsfreiheit, wie etwa in angelsächsischen Ländern, in denen es selbstverständlich sei, dass Politiker ihre Nebeneinkünfte offen legen müssen.
Meinrad Heck ist sehr bewusst freier Journalist ("ich kann mir meine Themen aussuchen") und als solcher Karlsruher Korrespondent der Stuttgarter Zeitung, aber auch Mitarbeiter diverser Regionalblätter. Seine Themen findet er überall zwischen der KSC-Stadionfrage oder den Badenia-Schrottimmobilien. Ob ihn bei seinen Recherchen nicht gelegentlich die Wut packe´ Nein, das sei kein Antrieb: "Mir geht es um die Summe der Fakten, die schließlich eine subjektive Wahrheit ergeben", formuliert er vorsichtig, aber gerade bei Flowtex habe er sich gelegentlich gefragt: "Ist das Realsatire oder alles einfach nicht wahr´"
Im Frühjahr hat er zusammen mit einigen renommierten Kollegen den Band "Wir können alles. Filz, Korruption und Kumpanei im Musterländle" veröffentlicht, der die Skandale im Ländle beleuchtet. Ein Bestseller, sagt er, wegen eines Beitrages eines Kollegen kam es gar zu einem Prozess, der mehr als glimpflich mit einem Vergleich endete.
Eine neue Erfahrung sind für ihn die Lesungen aus dem Band, der inzwischen in der vierten Auflage ist. "Das Interessante für uns sind die Diskussionen danach", resümiert Heck. "Die Zuhörer haben ein überdeutliches Verlangen nach Fakten und Erkenntnis und nicht nach leicht verdaulichen Informationshäppchen, wie das mancher Zeitungsverleger glaubt." maske

Termin: 22. September, 20 Uhr, Tollhaus: "Wir können alles." Lesung mit Josef-Otto Freudenreich, Meinrad Heck u.a.

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