Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2008
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Werner Dürrson > Lohmann oder Die Kunst sich das Leben zu nehmen

Eine romaneske Biographie: Im April starb 75-jährig der oberschwäbische Dichter Werner Dürrson. Bekannt wurde er durch seine Gedichte („das dach ist dicht/ wozu noch dichter´“). Kurz vor seinem Tod erschien sein einziger Roman, genauer: seine Autobiografie.
Dürrson, der sich selbst „Lohmann“ nennt, wächst in der Provinz auf unter einfachen Menschen. „Ich solle es einmal besser haben als er“, erinnert er sich. „Er“, das ist der Vater Lohmanns, ein Vater, „der riesengroß blieb“, der ihn maßregelte, zusammen brüllte und prügelte, bis dem sensiblen Jungen „der Urin lief“. Ein Vater, der in den Krieg zieht und nicht als geschlagener Soldat, sondern als Held heimkehrt und - wie so viele andere Väter - weiter macht als sei nichts geschehen. Nach dem Krieg wird Lohmann Mundharmonika-Virtuose, „Weltmeister“ gar des „Goschenhobels“, der, Bach interpretierend, auf internationale Tournee geht und sogar mit dem amerikanischen Präsidenten im Weißen Haus um die Wette spielt. Dürrson erzählt in hochmusikalischer Sprache eine pralle, detailreiche Nachkriegsgeschichte am Beispiel eines Künstlers, der von Hermann Hesse gefördert, mit reichlich Talent auch für scheiternde Liebschaften ausgestattet, in Tübingen studiert und internationale Künstler kennen lernt. Dürrson engagiert sich schließlich in der Friedensbewegung und schreibt eine politisch engagierte Literatur – seine Gedichte und sein „Lohmann“ zeugen von einem bewegten und spannenden Leben. Maske

406 Seiten, Verlag Klöpfer und Meyer, 22,50 Euro