Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 12.2007
Verschiedenes Filme

 

„Liebesleben“

Diese Geschichte einer Liebe, die eine Unterwerfung ist, hat vor ein paar Jahren Aufsehen erregt und es in den internationalen Bestsellerlisten weit gebracht, vor allem in Deutschland.
Knall auf Fall verliebt sich die junge Israelin Jara in Arie, einen alten Studienfreund ihres Vaters, der eines Tages urplötzlich nach langen Jahren der Abwesenheit wieder auftaucht. Arie läßt sie von erstem Moment an spüren, das er auf ihre Liebe nicht angewiesen ist, er stößt sie zurück, läßt sie zappeln, spielt demütigende Spielchen mit ihr. Doch Jara läßt das alles mit sich machen, ja, sie scheint es zu genießen. Für Arie setzt sie ihre junge Ehe aufs Spiel, läßt ihr Studium schleifen und entfremdet sich noch mehr von ihren zerstrittenen Eltern, die, wie sie später erfährt, ihr nicht die ganze Wahrheit über ihre Vergangenheit und über die Rolle von Arie verraten haben. In dieser Vergangenheit liegt der Schlüssel für ihr eigenes Verhalten.
Die deutsche Schauspielerin Maria Schrader hat bei ihrer ersten eigenständigen Regiearbeit, der Verfilmung des Romans der Israelin Zeruya Shalev, die sie bei einer gemeinsamen Lesereise kennengelernt hat, in mehrfacher Hinsicht eine glückliche Hand gehabt. Richtig war die Entscheidung in Israel zu drehen, weil die spezifische Atmosphäre des Landes (aber auch seine karge Landschaft) eben doch in die scheinbar unpolitische Liebesgeschichte hineinwirkt.
Stimmig ist. die filmische Form, in der die inneren Monologe der Heldin in Handlung und Dialogen aufgelöst werden. Ein Glücksfall ist die Besetzung der Hauptrollen mit der israelischen Theatermimin Netta Garti und dem charismatischen Kroaten Rade Sherbedgia, zwischen den beiden scheint es tatsächlich zu funken.
Die Kamera bleibt manchmal zu nah an der Heldin und bei den immer wieder auftretenden Unschärfen weiß man nicht recht: Ist das nun filmkünstlerische Absicht oder filmtechnische Nachlässigkeit´ Was die erotischen Szenen angeht, so findet Maria Schrader fast immer das rechte Maß zwischen Nähe und Distanz, so dass der Film weder pornografisch noch verklemmt wirkt. Da versteht man, warum Zeruya Shalev der Verfilmung ihres Buches den Segen erteilt hat.