Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 10.2005
Musik jazz, Blues

 

Die Nomaden

Mit Socialplastic um die Welt

Sie haben in Krasnodar bei klirrender Kälte auf der Strasse für drei begeisterte Punks gespielt. Sie haben in Kodjonté in Burkina Faso gespielt und pflegen dorthin weiterhin enge Kontakt, kürzlich sind sie mit ihren Akustikgitarren furchtlos auf einem Punkfestival in Norddeutschland aufgetreten. Sie haben für Könige musiziert und gegen die Roadcrew von Marilyn Manson Fußball gespielt. Zweieinhalb mal um die Welt. Nach über 108.000 Kilometern, 800 Konzerten in 19 Ländern, haben sie sich dieses Jahr auf dem Fest in der Günter Klotz Anlage „in der Heimat“ zurückgemeldet“. Was treibt die Band um´
„Vor vier Jahren habe ich mit dem Booking aufgehört und wir haben die elektrischen Gitarren weggelegt“, berichtet Frank Heydthausen, Motor und Impulsgeber der Band. „Lieber auf der Strasse vor hundert Leuten als in einem schlechtbesuchten Club mit richtiger Bühne“ ist seither die Devise. Bis zu 340 Auftritte in einem Jahr spielt die Band, und vieles läuft nach dem Zufallsprinzip. Die Band, die akustischen Gitarren, ein Cajon und der Bandbus- mehr braucht es nicht. Alle arbeiten und leben auf engstem Raum zusammen. „Wenn es einer mal gar nicht mehr aushält, haben wir ein Notfallzelt“ sagt Heydthausen.
Das Unterwegssein beflügelt. Und die Menschen und Erlebnisse, die die Band sammelt. „In der Sahel Zone haben wir bei der Eröffnung einer Schule gespielt. Das ist die erste Schule dort, an der es wöchentlich eine Stunde Musikunterricht gibt“. In Russland waren sie für einen Auftritt zum „Jahr der deutschen Kultur“ gebucht. Selbst haben sie alle Hebel in Bewegung gesetzt, um dort mehr Auftritte zu spielen: „Satt die Hotelzimmer zu genießen, die wir da ausnahmsweise hatten, haben wir in 72 Stunden zehn Auftritte gemacht“. Bis die freundlichen Übersetzerinnen, die man ihnen zugeteilt hatte, schlapp machten. „Es gab soviel Begegnungen, die mein kulturelles Verständnis so erweitert haben, wie es mir die Schule und die Uni nie vermitteln konnten“, sagt Heydthausen. Etwas davon mit dem Publikum zu teilen, umgekehrt davon auch in der Welt zu singen, wie das Leben in Karlsruhe ist, das treibt ihn und die Band. Auf Englisch, keine Frage: „es ist dean Leuten eine große Brücke zum Verständnis unserer Musik“. Und die wäre´
„Die Kritiker von Musikmagazinen und Tageszeitungen hörten Jazz-, HipHop-, Rock- und Worldmusiceinflüsse. Die Band socialplastic nannte es stets Pop“. So steht es im Info und so sei es. Mit durchaus unterschiedlichen musikalischen Backgrounds. So kommen die beiden Sänger der Band, Nemanja Sarbaic und Joachim Ganßmann aus ganz unterschiedlichen Ecken. Während Jaochim als Beatles Fan erster Klasse bekannt ist, schwört Nemanja, er habe in Afrika in zwei Monaten mindestens 5.000 gleichgesinnte Rapper getroffen. Er stammt aus der HipHop Szene, aber in ihm schwingt auch die Musik seiner Heimat Sarajevo mit. „Pop“ trifft es doch am besten, davon geht Frank Heydthausen nicht ab: „Es geht. Es ist bunt, es ist wunderschön, es ist auch traurig und nachdenklich“. Und wenn denn Pop für den Ausdruck des Momentes, auch für Vergänglichkeit steht´ „Natürlich! Ich bitte darum. Sonst lohnt es sich ja nicht mehr, aufzustehen und einen neuen Song zu schreiben!“
Socialplastic. Freitag, 7.10.2005 im Scenario im Tempel in Karlsruhe (zusammen mit Higher Love Collective), und am 15.10.2005 im Hirsch in Waldbronn-Etzenrot.

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