Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 01.2007
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Aufbruch in Jazz

Neue Impulse im Club

Begonnen hatte der 1969 gegründete Karlsruher Jazzclub, dessen Vorgeschichte freilich in die unmittelbaren Nachkriegsjahre reicht, mit höchst unsteten Jahren des Tingelns von Clublokal zur nächsten Spielstätte. Der Einzug ins Jubez am Kronenplatz brachte Mitte der 80er Jahre für über 20 Jahre beispiellose Kontinuität in den nach wie vor vollkommen ehrenamtlich arbeitenden Verein. Nun steht ein Generationenwechsel auf dem Programm und damit verbunden auch abermals eine örtlich Veränderung.
Zum 1. April soll der bundesweit, ja international renommierte Club vom Kronenplatz in Richtung Osten ziehen, als Vorbote des kommenden Kreativparks in die seit über zwei Jahren verwaiste Schlachthofgaststätte, in der der Karlsruher Jazzclub zu Beginn der 80er Jahre schon vier künstlerisch und wirtschaftlich überaus erfolgreiche Jahre erlebt hatte. Vor dem Umzug allerdings steht noch ein gewichtiger Personalwechsel an, ein Team von drei jüngeren Programmgestaltern löst den Kunsthistoriker und Schlagzeuger Rudolf Theilmann ab, der seit mehr als zwei Jahrzehnten das Konzertprogramm des Clubs bestimmte.

Gerne erinnert sich Rudolf Theilmann an Sternstunden mit Künstlern wie dem Holländer Paul van Kemenade, den er als Überraschung für Karlsruhe entdeckte, wo der heute eher wieder in den Schatten getretene Saxophonist mit seiner famosen Band über Jahre regelmäßig auf ein begeistertes Publikum traf. Große Namen und amerikanische Legenden wie Tony Williams, Dizzy Gillespie, Art Blakey’s Jazz Messengers, das Modern Jazz Quartet oder Dave Brubeck, Sarah Vaughan, Phil Woods, das George Adams/Don Pullen Quartet und Johnyy Griffin seien stellvertretend für all jene genannt, die Rudolf Theilmann nach Karlsruhe holte, ebenso wie die Crème des europäischen Jazz von Michael Riessler über Thomas Stanko bis zu Peter Brötzmann und das Trio von Daniel Humair, Joachim Kühn und dem verstorbenen Jean-François Jenny-Clark. Fast alle, die er sich wünschte, sind auch gekommen.

Neue Impulse
Über zwanzig Jahre jünger als Theilmann, zwischen Mitte dreißig und Mitte vierzig sind Günther Kaminsky, Wolfgang Mayé und Torsten Antoni, die ab sofort das Programm gemeinsam verantworten. Das junge Team von Jazzbegeisterten, nur Wolfgang Mayé ist selbst auch als Musiker aktiv, will das bisherige, auf zeitgenössischen Jazz ausgerichtete Konzept des Jazzclubs weiterverfolgen, aber auch neue Impulse setzen und mit frischen Ideen den Club verjüngen. Das reicht bis zu den Ideen, nach dem Vorbild anderer Städte eine Reihe mit Jazz für Kinder und Familien anzubieten und dem lokalen Jazznachwuchs wieder ein Podium zu bieten.
Gemeinsam hören sich die drei regelmäßig eingereichte Demo-CDs an, bei der Entscheidung, was zum Zuge kommt, erhält im Zweifel das Überraschende und Neue den Vorzug. Das hat sich bereits in Spannung und Abwechslung versprechenden Januarprogramm niedergeschlagen, bei dem sich etwa kammermusikalische Jazzexperimente des jungen Posaunisten Johannes Lauer neben dem alpenländischen, europäische Folklore aufgreifenden Trio Depart und der New Yorker Power-Rock-Jazz-Formation Gutbucket finden. Hier findet sich auch ausgeprägt der von Kaminsky, Mayé und Antoni beobachtete Trend, dass insbesondere jüngere Jazzmusiker, gerne in Grenzbereichen zu Klassik, Elektronik, Weltmusik oder Rock experimentierten. Das lohnt auf alle Fälle den Besuch im Jazzclub, jetzt noch im Jubez (Am Kronenplatz), ab April dann im Schlachthof, denn es gibt wieder viel Neues für Karlsruhe zu entdecken.