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Archiv: 11.2019
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ARD Hörspieltage 2019

Vom Langhörspiel bis Tocotronic

Festival für Hörspiel und Klangkunst
Historisch und literarisch, unterhaltsam und feministisch, dokumentarisch und phantastisch, spielerisch und vor allem auch popmusikalisch geben sich die ARD Hörspieltage, die seit 2006 alljährlich für fünf Tage Karlsruhe zum Mekka der deutschsprachigen Hörspielszene werden lassen. Auch wenn das Hörspiel in den immer weiter sparenden Hörfunkanstalten bald vielleicht unter die vom Aussterben bedrohten Spezies gezählt werden muss, erfreut es sich doch derzeit noch experimentierfreudiger Lebendigkeit, wozu die Beliebtheit beim Publikum sicherlich sehr beiträgt. Schließlich haben sich die Hörspielmacher ihr Medium als bunte Spielwiese erhalten, auf der ebenso große literarische Epen wie etwa das für das kommende Jahr angekündigte 16-stündige Langhörspiel „Die Enden der Parabel“ nach Thomas Pynchon wie die Podcast-Serie „Donjon“ nach den Comics von Joann Sfar und Lewis Trondheim oder die dokumentarischen Protokolle des Ringens um die Formulierung der Grundgesetze durch den Parlamentarischen Rat 1948/49 ihren Platz finden.

Wie gewohnt steht im Mittelpunkt der stets mit dem sonntäglichen Kinderhörspieltag abschließenden Hörspieltage der Wettbewerb um den Deutschen Hörspielpreis. Vom Mittwoch bis Freitag stehen jeweils vier Hörspiele der Jury zur öffentlichen Diskussion. Dabei finden sich als Autoren prominente Schriftsteller wie John von Düffel oder Ingo Schulze, die französische Konzeptkünstlerin Sophie Calle, der Dramatiker Wolfram Lotz oder Helgard Haug vom postdramatischen Theaterkollektiv Rimini Protokoll. Seit dem 22. Oktober kann man die Hörspiele auf der ARD-Seite vorabhören, um über den Publikumspreis der ARD Hörspieltage abzustimmen, der ebenso wie der Deutsche Hörspielpreis, der ARD PiNball für das beste Kurzhörspiel, der Kinderhörspielpreis der Stadt Karlsruhe, der Deutsche Kinderhörspielpreis sowie der Hörspielpreis für die beste schauspielerische Leistung bei der Nacht der Gewinner am Samstag 9., im ZKM vergeben wird.

Im vergangenen Jahr stimmte das Publikum für sein Hörspiel „Die Maschine steht still“. In diesem Jahr ist der Publikumspreisträger Felix Kubin am Donnerstag 7., um 23 Uhr bei einer Live-Performance im ZKM-Medientheater zu erleben. Einem breiteren Publikum bekannter freilich als der mit analogen Synthesizern operierende, selbsternannte Dadaist sind die ebenfalls aus Hamburg stammenden Intelligenz-Rocker Tocotronic, die am Freitag, 8., als Stargäste im Lichthof der HfG auftreten. Ihr Konzert ist neben der Live-Hörspielaufführung von „Der Mieter“ (siehe Foto) über den Serienmörder Jack The Ripper nach Motiven von Alfred Hitchcocks Stummfilm „The Lodger“ von 1927 am Mittwoch, 6., ab 21 Uhr, die einzige Veranstaltung, für die man Tickets kaufen muss. Ansonsten locken die Hörspieltage bei freiem Eintritt, unter anderem auch zu Publikumsliebling Helga und ihren Mitarbeiterinnen, die nach dem nostalgischen Frisiersalon 2017 und der Bar 2018 nun einen kleinen Hörspielkiosk betreiben. Überhaupt sind die Frauen in diesem Jahr stark im Vormarsch bei den Hörspieltagen: sie stellen nicht nur die fünfköpfige Jury des Hörspielpreises, ihnen widmet sich am Samstag, 9., ab 11 Uhr ein kompletter Thementag unter der Fragestellung „Wie weiblich ist der Kulturbetrieb?“ Prominente Frauen wie die feministische Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch, die Missy-Herausgeberin Stefanie Lohaus oder die Gender-Wissenschaftlerin Sabine Hark von der TU Berlin unterziehen Hörspiele dem einschlägigen Bechdel-Test und diskutieren Wege und Möglichkeiten, wie Frauen in Zukunft hörbarer werden können.

> 6.-10. Novemver 2019, ZKM & HfG Karlsruhe, Lorenzstraße,

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