Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2019
Kunst, Ausstellungen Ausstellungen

 

Galerientag zum Saisonstart

An den Galerientagen kann man ablesen, wie die Zeit vergeht. Zwei Mal im Jahr bündeln die Karlsruher Galeristinnen und Galeristen ihre Potenziale um an einem Samstagnachmittag den Karlsruher einen vielfältigen Kunstrundgang zu frischeröffneten Ausstellungen zu bieten. Erhöht sich die Zahl der Stationen manchmal kräftig durch die diversen Projekträume und Produzentengalerien, so konzentrieren sich die derzeit verbliebenen zehn professionellen Galerien diesmal ausschließlich auf die eigenen Qualitäten und eröffnen die Saison mit Beiträgen, die vielfältiger kaum sein könnten. Die Zeit spielt auch eine Rolle in der Ausstellung von Scott Myles bei Meyer Riegger in der Klauprechtstraße. Der Schotte verarbeitet in seinen Fotografien, Objekten, Serigrafien, Gemälden und performativ angelegten Projekten unterschiedlichste Einflüsse, die kulturelle Prägung und historisch-gesellschaftliche Überlieferung in Objekten kulminieren lassen. Das Bild Zeit entstammt etwa einer Serie von Schriftbildern, in denen Myles Poster des Künstlers Felix Gonzalez-Torres weiterverarbeitet. Sein Ausstellungstitel „Amber Room“ spielt mit den materiellen Eigenschaften von Bernstein – insbesondere mit dessen metaphorisch verstandenem Vermögen, Zeit und Geschichte einzuschließen. Während die Galerie Rottloff an diesem Nachmittag neue Bilder der Karlsruher Künstlerin Sabine Funke enthüllt, die durch ihre lasierenden Farbschichtungen faszinieren, eröffnet Thimme einmal mehr den Blick auf die Bilder des 90-jährigen Michael Langer. „Im verzerrten Spiegel der Kunst erscheint die Wirklichkeit unverzerrt“, diese Einschätzung Franz Kafkas korrespondiert mit den Intentionen des Münchner Künstlers, der bereits 1968 formulierte: „Ich suche das Absurde schlechthin. Was dadurch sichtbar wird, sehe ich nicht voraus.“ In seinen farbkräftigen Ölgemälden zerfließen Körper und Gesichter zu bunten Farbklekserein, die zwischen Abstraktion und Figuration vermitteln und mit der Bildkultur des Banalen, der Warenwelt und der Comics kokettieren, wie es zu jener Zeit die Pop Art vorexerzierte. Während eine der ältesten Karlsruher Galerien, die Galerie Knecht und Burster, mit Andreas Lang und Thaddäus Hüppi zwei ihrer Künstler zeigt, verspricht einige Treppenstufen höher, eine der jüngsten Galeriegründungen der Fächerstadt, die Galerie Burster „kosmische Tagträume“ mit den Skulpturen des in Karlsruhe lebenden Japaners Hirofumi Fujiwara (Foto), dessen Kunst so sehr an die seines Lehrer Stephan Balkenhol erinnert, dessen aus der Realität gefallenen Figuren jedoch ein ganz eigener Zauber innnewohnt.

> Galerientag: Karlsruhe, Sa 14. September 2019, 15-20 Uhr

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