Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 11.2006
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Wiedereröffnung der Orangerie

Ausstellung des Monats


> Sammlung der Moderne, Orangerie, Kunsthalle Karlsruhe, Hans- Thoma- Str. 2


Der Abtransport der Sphinxe und die Wiedereröffnung der Orangerie



Technokraten halten Kunst und Kultur für überflüssig. Es sei denn, man kann sie kaufen und verkaufen.
Kunst ist ketzerisch. Sie setzt der Macht der Ökonomie die Ordnung des Nutzlosen, die Ordnung der rein subjektiven Wahrheit entgegen.
Seit Baudelaire verdammen Künstler den Eckpfeiler der Herrschaft des ökonomischen Rationalismus: die Nützlichkeit.
Weil Kunst anderen Gesetzen als die Logik der Moderne folgt, gibt es für Künstler nicht nur zweck- und sinnvolles Handeln, sondern (gleichberechtigt) das zweckfreie Spiel. Man macht Dinge um ihrer selbst willen: Nur wo der Mensch spielt, ist er ganz Mensch (Schiller). Mit "Spielereien" wie Kunst, Erotik, Traum, Poesie aber kann das technokratische Denken nichts anfangen. Öffnet der Technokrat die Augen, dann sieht er lediglich den Geld-Wert.
Die vielfältigen, rätselhaften Wirkungen der Kunst (sie geben Kraft zum Leben, Denkanstöße, Impulse zur Veränderung …) sind ihm schlicht unzugänglich. Die Konsequenz - im schlimmsten Fall: Abtransport. Max Beckmann hat ihn gemalt. "Der Abtransport der Sphinxe" befindet sich in der Kunsthalle. Ein abgründiges Bild, dessen Warnung man vor dem Hintergrund der "Handschriftenverkaufspläne" erst richtig versteht.
In der Orangerie kann man dieses "Schlüsselbild" der Kunst der Moderne jetzt wieder bewundern. In der Orangerie, die nach eineinhalb Jahren der Sanierung wieder in neuem Glanz erstrahlt.
Im April 2005 wurde die Renovierung des ehemaligen Winterquartiers für Orangenbäume begonnen. Jetzt ist das südliche Flair der von Heinrich Hübsch erbauten und 1856 eröffneten Orangerie wieder zugänglich - mit deutlich erweiterter Hängefläche für eine außerordentliche Vielfalt an künstlerischen Ausdrucksformen.
Sie reicht von der Malerei des Futurismus (Severini), des Orphismus (Delaunay), des Dadaismus (Schwitters), des Surrealismus (Ernst), der "Brücke" (Kirchner, Nolde, Heckel), des "Blauen Reiter" (Kandinsky, Macke, Marc), der "Neuen Sachlichkeit" (Scholz, Dix, Kanoldt) und der konstruktiven Abstraktion (Feininger, Moholy-Nagy, Klee, Schlemmer, Léger) bis hin zu ganz aktuellen Künstlerpositionen.
Ein Besuch der Sammlung der Moderne in der neurenovierten Orangerie ist schon deshalb dringend zu empfehlen, weil den Technokraten zu diesem "Reichtum" etwas einfallen könnte.
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